Emissionen von Kaminöfen Das brennende Problem
Kaminöfen sind beliebt, weil sie gemütliche Wärme verbreiten. Gleichzeitig sind sie aber eine der größten Feinstaubquellen. Sollen sie künftig noch gefördert werden?
"Es ist eine tolle Wärme", sagt Uta Hartmann aus Bergisch Gladbach. "Mit dem Kaminofen im Wohnzimmer genießen wir die kalten Tage sehr. Das ist anders als mit Heizungsluft." Die 49-Jährige legt zwei Holzscheite nach und schließt zügig die Tür zu ihrem Ofen. "Bei den Gaspreisen im Moment läuft bei uns der Kamin auch als echte Alternative, um die Wohnung warm zu halten." Mit dieser Vorliebe ist sie nicht allein. Mehr als elf Millionen Kaminöfen stehen in den Wohnzimmern Deutschlands und sorgen mit der Wärme und tanzenden Flammen für viel Gemütlichkeit. "Ich heize hier umweltfreundlich und mit einem nachwachsenden Rohstoff", sagt Hartmann.
Umweltbundesamt warnt vor Feinstaubbelastung
Holz hat das Image einer umweltfreundlichen Energiequelle. Aber das sieht das Umweltbundesamt (UBA) anders. "Die Kaminöfen, die sich immer stärkerer Beliebtheit erfreuen, belasten die Luftqualität beachtlich", so das Umweltbundesamt. "Die Feinstaubemissionen aus der Holzverbrennung übersteigen in Deutschland die Auspuffemissionen von Lkw und Pkw bei weitem", sagt das UBA.
Der Feinstaub aus der Holzverbrennung sei nicht weniger schädlich als der Feinstaub aus dem Straßenverkehr. Analysen der Uni Rostock zeigen: Beim Heizen mit Holz entstehen feine Partikelchen, die in die Lunge eindringen und schwere Krankheiten auslösen können. Besonders bei Inversionswetterlagen, wenn die oberen Luftschichten wärmer sind als die unteren, sowie in Tal- und Kessellagen kann es laut UBA zu einer erheblichen Belastung der Atemluft kommen.
Wälder werden zerstört
Kritisch wird das Heizen mit Holz auch von der Naturschutzorganisation Robin Wood gesehen. "Das Verfeuern von Holz steigert die Nachfrage nach dem wertvollen Rohstoff und damit den Nutzungsdruck auf die ohnehin schon durch den Klimawandel und Luftschadstoffe geschwächten und übernutzten Wälder", sagt Ute Bertrand von Robin Wood. "Wälder mit hoher Artenvielfalt in den rumänischen Karpaten, auf dem Baltikum oder in Skandinavien werden für die Holzverbrennung unwiederbringlich zerstört."
Das Verfeuern von Holz in industriellem Maßstab sei nicht klimaneutral, da Bäume viele Jahrzehnte bräuchten, um das durch die Verbrennung der Holzbiomasse freigesetzte Kohlendioxid wieder zu binden. "Holz ist ein wertvoller Rohstoff. Ihn zu ernten und zu verheizen, ist die denkbar schlechteste Lösung", sagt Bertrand. "Vielmehr sollte Holz sparsam und für langlebige Produkte eingesetzt werden."
Dem widerspricht der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband. "Mit Pellets und Holz betriebene Kaminöfen werden in der Regel zur Zufeuerung einzelner Räume genutzt, um Energiepreise einzusparen", sagt der Verbandsgeschäftsführer Martin Bentele. "Korrekt genutzte, mit dem richtigen Brennstoff beheizte moderne Pelletkaminöfen sind emissionstechnisch kein Problem." Die Zahlen des Zentralen Innungsverbandes der Schornsteinfeger zeigen, dass die Zahl der klassischen Holzöfen stagniere und die Zahl moderner, automatisch betriebener Holzzentralheizungen zunehme.
Staatlich gefördertes System
Bisher werden bestimmte Formen des Heizens mit Holz noch staatlich gefördert, weil dies im Vergleich zum Heizen mit fossilen Brennstoffen als klimafreundlicher gilt. Damit soll es vorbei sein, wenn es nach dem Umweltbundesamt geht: Es solle keine neuen Investitionen in Holzheizungen mehr geben. Gemeint sind damit auch die Holzpellet-Heizungen, in denen gepresste Sägespäne und Holzabfälle verbrannt werden. Sie haben den Ruf als klimafreundlicher Weg neben der Gas- und Ölheizung und werden gefördert.
Doch auch die Klimaschützer von Robin Wood sehen diese Förderung kritisch. "Die Förderung von Holzheizungen schadet Umwelt und Klimaschutz", sagt Bertrand. "Finanzielle Anreize, Holz zu verfeuern, sollten unterbleiben. Die öffentlichen Mittel werden an anderer Stelle dringend gebraucht, um eine klimafreundliche Energiewende voranzubringen, etwa durch die energetische Gebäudesanierung oder zur Förderung der Wärmepumpen-Technologie." Für Holzpellet-Heizungen gibt es vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle für Hauseigentümer einen Zuschuss von bis zu 45 Prozent.
Bedienungsfehler mit Folgen
Pelletheizungen seien mit Blick auf Feinstaub nicht unproblematisch, so das Umweltbundesamt. Doch der Ausstoß ist meist geringer als beim klassischen Kaminofen, weil die Pellets genormt sind und ihr Wassergehalt niedrig ist. Auch sind Bedienungsfehler ausgeschlossen.
Laut Umweltbundesamt sind Kaminöfen deutlich problematischer. Denn in den Kamin kommen Holzscheite. Sind die Holzscheite, die auch Uta Hartmann in ihrer Garage lagert und trocknet, nicht trocken genug, entstehen besonders viel Schadstoffe. Bedienungsfehler lassen die Emissionen steigen. Wer zu spät nachlegt und die Flamme dann schon erloschen ist, setzt wegen der schwelenden Scheite große Schadstoffe frei.
Die emissionsärmste Vorgehensweise wäre daher bei den Kaminöfen: Brennholz aus der Region kaufen, trockenes Holz verbrennen, Brennholz richtig lagern, Öfen richtig anheizen, kein Zeitungspapier verbrennen, weil dabei Schadstoffe aus der Druckerschwärze freigesetzt werden können. Wichtig ist auch eine ausreichende Luftzufuhr. Nichtsdestotrotz rät das Umweltbundesamt, Kaminöfen so selten wie möglich zu nutzen. "Am meisten ist der Umwelt und dem Klima geholfen wenn der Ofen aus bleibt", sagt das Umweltbundesamt.