Deutsche Bank Zentrale in Frankfurt am Main.

Rechtsfälle kosten Milliarden Postbank-Streit belastet Deutsche Bank stark

Stand: 30.01.2025 10:30 Uhr

Die Entschädigung früherer Postbank-Aktionäre hat den Gewinn der Deutschen Bank im vergangenen Jahr einbrechen lassen. Die Aktien des größten deutschen Geldinstituts verlieren an der Börse erheblich.

Juristische Auseinandersetzungen wie der Streit um die Postbank-Übernahme haben die Deutsche Bank im vergangenen Jahr rund 1,7 Milliarden Euro gekostet. Das schlug sich auch auf den Gewinn nieder: Vor Steuern verdiente der DAX-Konzern knapp 5,3 Milliarden Euro und damit sieben Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie Deutschlands größtes Geldhaus heute mitteilte. Das war weniger als von Analysten erwartet. Der auf die Anteilseigner entfallende Überschuss brach sogar um 36 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro ein, nachdem die Bank im Vorjahr von einem milliardenschweren Steuereffekt profitiert hatte.

2024 sei ein "wichtiges Übergangsjahr" gewesen, erklärte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing in einem Brief an die Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr lastete ein herber Gewinnrückgang im vierten Quartal auf der Bilanz - das Frankfurter Geldhaus hatte bereits angekündigt, in diesem Zeitraum weitere Schritte zur Beilegung alter Rechtsfälle zu unternehmen.

Rechtsstreit auch in Polen

Denn die Deutsche Bank versucht, ihre Altlasten zu beseitigen - und das kostet Geld. Im jahrelangen Rechtsstreit um die Übernahme der Postbank hatte das Geldhaus im vergangenen Oktober vor dem Oberlandesgericht Köln eine Schlappe erlitten, das Gericht gab den Klägern umfassend recht. Die Deutsche Bank muss damit wohl mehr Geld zahlen, sie geht aber juristisch vor dem Bundesgerichtshof gegen das Urteil vor.

Auch in Polen hat das Geldhaus mit Rechtsstreitigkeiten zu kämpfen. Die polnische Tochter stockte das Kapital um rund 310 Millionen Euro auf. Dort geht es um Fremdwährungskredite.

Rund lief es für die Deutsche Bank dagegen im Investment-Geschäft. Die Erträge stiegen hier 2024 um 15 Prozent auf 10,6 Milliarden Euro. Allein im vierten Quartal legten sie im Vergleich zum Vorjahresquartal um 30 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zu. Die Fondstochter DWS knackte dank Rekordzuflüssen vor allem bei ETFs beim verwalteten Vermögen die Eine-Billion-Euro-Marke. ETFs sind börsennotierten Indexfonds, die nicht aktiv gemanagt werden, sondern die Wertentwicklung der Börsenindizes abbilden. Der Gewinn kletterte 2024 um 19 Prozent auf 655 Millionen Euro.

Deutsche-Bank-Aktie unter Druck

Insgesamt erwirtschaftete der Finanzkonzern 2024 Erträge von knapp über 30 Milliarden Euro - ein Plus von vier Prozent. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 0,68 Euro je Aktie erhalten, nach 0,45 Euro je Anteilsschein im Jahr zuvor. Analysten hatten im Mittel mit 0,66 Euro gerechnet. Zudem billigte die Banken-Aufsicht einen Rückkauf von Aktien in einer Höhe von 750 Millionen Euro.

An der Börsen kamen die Nachrichten nicht gut an: Die Aktien verlieren zum Börsenstart in Frankfurt mehr als 4,7 Prozent und sind mit Abstand schwächster DAX-Wert. "Nach dem extrem starken Lauf der Aktien in den vergangenen drei Wochen sind Gewinnmitnahmen wahrscheinlich", sagte ein Händler der Nachrichtenagentur Reuters. Die Aktien haben seit Jahresbeginn rund 17 Prozent zugelegt.

Ehrgeizige Ziele fürs neue Jahr

Das Institut blicke trotz der schlechten Jahresbilanz für 2024 zuversichtlich auf das Jahr 2025, so Finanzchef James von Moltke. Die Bank hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Der "starke Start ins neue Geschäftsjahr" untermauere "unsere Überzeugung, dass wir unser Renditeziel von mehr als 10 Prozent für das Jahr 2025 erreichen und die Kapitalausschüttungen an die Aktionäre weiter erhöhen werden", bilanzierte Deutsche-Bank-Chef Sewing. Die Deutsche Bank plane, damit im Jahr 2025 insgesamt weiteres Kapital im Volumen von 2,1 Milliarden Euro an die Aktionäre auszuschütten, hieß es weiter.

Bei den Kosten ist die Deutsche Bank jedoch weniger ambitioniert: 2025 wird eine Aufwand-Ertrag-Relation nur noch von unter 65 Prozent erwartet, anstelle des ursprünglichen Ziels von unter 62,5 Prozent. "Das heißt aber nicht, dass wir in irgendeiner Weise nachlässig werden dürfen: Kostendisziplin hat weiterhin oberste Priorität", so Sewing.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 23. Oktober 2024 um 13:44 Uhr.