Verluste abgeschüttelt US-Markt trotzt den Zinssorgen
Die US-Börsen konnten trotz der anfänglichen Verluste mit einem Plus den Tag an der Wall Street beenden. Auch der deutsche Leitindex schloss den heutigen Handelstag positiv ab.
Entgegen der anfänglichen Erwartungen haben die hohe Zinsen die Anleger am US-Markt heute doch nicht von Käufen abgehalten. Der Dow Jones schloss mit 1,05 Prozent im Plus bei 33003,57 Punkten und der breit gefasste S&P 500 legte 0,8 Prozent auf 3.981,35 Punkte zu. Er liegt nach dem Dreh ins Plus wieder über der 200-Tage-Linie, die bei technisch orientierten Börsianern als Indikator für den langfristigen Trend stark beachtet wird.
Nach einem schwachem Start schafften es auch die zinssensitiven Wachstumswerte aus dem Technologiebereich ins Plus. Der Nasdaq schaffte zum Ende des Handelstages ein Plus von 0,89 Prozent und schloss bei 12044,86 Punkten.
Grund für die Unsicherheiten zu Handelsbeginn waren die heute neu veröffentlichten Arbeitsmarktdaten: Sie verstärkten die Wetten an den Börsen auf weiter steigende Zinsen, denn die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe hatten bestätigt, dass die straffe Geldpolitik der US-Notenbank bisher keine sichtbaren Auswirkungen auf den boomenden amerikanischen Arbeitsmarkt zeigt.
Der Dollar-Index, der die US-Devise zu anderen wichtigen Währungen misst, baute seine Gewinne nach den US-Konjunkturdaten aus. Die US-Produktivität im vierten Quartal fiel zum Vorquartal auf Jahresrate mit 1,7 Prozent geringer aus als erwartet.
Auch die anhaltend steigenden Staatsanleihenrenditen hätten die US-Währung gestützt, sagten Händler. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere stieg im Gegenzug mit über 4,00 Prozent auf den höchsten Stand seit November.
Europas Börsen haben sich heute trotz Gegenwinds ins Plus gerettet. Der DAX ging 0,2 Prozent höher bei 15.327 Punkten aus dem Handel, der EuroStoxx notierte 0,6 Prozent fester, auf 4240,59 Punkten, nachdem er am Morgen noch auf 4178 Punkte abgetaucht war.
Für die zinssensiblen Immobilienkonzerne kamen heute zudem gute Nachrichten aus Berlin, wo knapp drei Wochen nach der Wiederholungswahl alles auf Koalitionsverhandlungen zwischen der CDU und der SPD hindeutet. Die beiden Parteien beabsichtigten wohl keine pauschale Enteignung von Immobilien, sondern die Vergesellschaftung von Wohnimmobilien im Einzelfall durch Ankauf, sagte ein Börsianer.
Der DAX konnte den Inflations- und Zinssorgen trotzen, die von den heute veröffentlichten Inflationszahlen der Eurozone erneut befeuert wurden. Die hohe Teuerung hat sich im Februar zwar auf 8,5 Prozent und damit den vierten Monat in Folge abgeschwächt, aber nicht so stark wie erhofft. Bereits gestern hatten die deutschen Inflationszahlen dies angedeutet.
Nun dominiert die Diskussion, wie die Notenbanken auf die jüngsten Daten reagieren werden. "Bei der Europäischen Zentralbank schrillen die Alarmglocken", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Zudem gewinne in der Eurozone die Inflation an Breite. Die EZB könnte laut Gitzel gezwungen sein, zur US-Notenbank aufzuschließen. Dem stimmt auch Giles Coghlan, Marktanalyst beim Broker HYCM, zu: "Hohe Inflation bedeutet aggressivere EZB-Zinsen, was weniger günstige Geschäftsbedingungen für europäische Unternehmen bedeutet."
Die Währungshüter hatten laut den am Donnerstag veröffentlichten EZB-Protokollen auf ihrer jüngsten Sitzung betont, dass der Preisauftrieb "viel zu hoch". EZB-Chefin Christine Lagarde stellte heute weitere Leitzinserhöhungen über den März hinaus in Aussicht.
Langfristig sind das schlechte Vorzeichen für die Börsen: "Diejenigen, die Aktien nur aus Renditegründen, aber nicht aus Überzeugung gekauft haben, werden jetzt an den Rentenmarkt zurückkehren", prophezeite Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind heute etwas gefallen. Bis zum frühen Abend fiel der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 0,20 Prozent auf 131,56 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg heute auf 2,74 Prozent. Am Morgen hatte sie mit 2,77 Prozent noch den höchsten Stand seit 2011 erreicht.
Der Euro ist am Donnerstag im US-Handel unter 1,06 Dollar geblieben. Bereits im europäischen Nachmittagshandel war die Gemeinschaftswährung unter diese Marke gefallen. Die EZB hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0605 (Mittwoch: 1,0684) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9430 (0,9360) Euro gekostet.
Der deutsche Chiphersteller Infineon erwirbt Gan Systems, einen Hersteller von leistungsstarken Halbleiter-Elementen aus Galliumnitrid. Das teilte Infineon am Donnerstagabend mit. Der Kaufpreis von 830 Millionen US-Dollar werde mit vorhandenen liquiden Mitteln finanziert. Die Aufsichtsgremien beider Unternehmen hätten der Übernahme bereits zugestimmt. Die Transaktion unterliege aber noch den üblichen Abschlussbedingungen und behördlichen Genehmigungen
Der Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Staatssekretär Michael Theurer (FDP) aus dem Verkehrsministerium, sieht den für die Verkehrswende wichtigen Deutschlandtakt erst 2070 vollständig umgesetzt. Der Deutschlandtakt werde "in den nächsten 50 Jahren als Jahrhundertprojekt" umgesetzt, sagte Theurer dem ZDF laut Bericht vom Donnerstag. Es sei "immer völlig klar gewesen, dass das Jahrzehnte dauert". Das Bundesverkehrsministerium arbeite an einer Beschleunigung des Projekts.
Gute Quartalszahlen und ein optimistischer Ausblick katapultierten die Aktien des Softwarekonzerns Salesforce heute zum Handelsstart in den USA um knapp 16 Prozent auf 194 Dollar hoch. Damit sind sie so teuer wie zuletzt im August. Der SAP-Konkurrent kündigte zudem an, sein Aktienrückkaufprogramm auf 20 Milliarden Dollar zu verdoppeln. Mehrere Analysten sahen Zahlen und Ziele des Unternehmens über den Erwartungen. Sie hoben ihre Kursziele deutlich an und bekräftigten ihre positiven Anlageempfehlungen.
Elektroautobauer Tesla will die Kosten für seine neue Generation von Fahrzeugen halbieren. Möglich werden solle dies vor allem durch innovative Herstellungsmethoden und kleinere Fabriken, teilten Konzernchef Elon Musk und seine Manager mit. Musk gab zudem bekannt, dass Tesla den Bau eines neuen Werks in Mexiko plane.
Diese Ankündigungen konnten die hohen Erwartungen der Anleger nicht erfüllen. Vor allem die Enttäuschung über das Ausbleiben neuer Modelle wog schwer: Die Papiere sackten rund acht Prozent ab. Die Entscheidung des E-Autopioniers, die Verwendung von Halbleitern aus Siliziumkarbid in seinen Fahrzeugen zu reduzieren, drückte die Aktie des Zulieferers Wolfspeed mehr als zwölf Prozent ins Minus. Da Tesla auch bei anderen teuren Rohstoffen wie Seltenen Erden sparen will, sanken auch Aktien des Anbieters MP Materials um 14 Prozent, ebenso wie die Titel des Lithium-Anbieters Albemarle.
Die Deutsche Bank will ihr Geschäft mit der Kohlebranche einschränken, setzt sich jedoch zunächst keine neuen Grenzen für die Finanzierung von Öl und Gas. Das größte deutsche Geldhaus teilte heute mit, es wolle kein Geschäft mehr mit Neukunden eingehen, bei denen der Kohleanteil am Umsatz 30 Prozent übersteigt. Bisher lag diese Schwelle bei 50 Prozent. "Wir sind davon überzeugt, dass es nur die Ultima Ratio sein sollte, sich nach einem Transformationsdialog von einem Kunden zu trennen," erklärte Bankchef Christian Sewing zum Nachhaltigkeitstag der Deutschen Bank.
Der chinesische Staat will offenbar rund 1,8 Milliarden Euro in den heimischen Speicherchiphersteller YMTC (Yangtze Memory Technologies Co) investieren. Das Geld komme vom staatlichen Investmentfonds für die Elektronikindustrie, berichtete heute die Finanznachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Regierungsangaben. Die USA hatten YMTC im Dezember auf eine schwarze Liste gesetzt - der chinesische Konzern kann damit fast nicht mehr in den USA einkaufen.
Der Leasingspezialist Grenke will in den kommenden Jahren bis zu 50 Millionen Euro in Cloud-Systeme investieren. Der neue Grenke-Vorstandschef Sebastian Hirsch nimmt dafür bis 2024 weniger Gewinn in Kauf. Alle Prozesse im Leasing-Geschäft sollten in die Cloud überführt werden, sagte Hirsch. Durch die Umsetzung des Programms in den kommenden drei Jahren werde das angestrebte Konzernergebnis 2024 aber nur bei rund 120 Millionen Euro liegen, statt wie bisher angepeilt, bei 140 Milliarden Euro.
Die Deutsche Lufthansa hat den Vertrag mit ihrem Vorstandschef Carsten Spohr vorzeitig verlängert. Der seit 2014 amtierende Manager soll den MDAX-Konzern in seiner dritten Amtszeit für fünf weitere Jahre bis Ende 2028 lenken, wie der Aufsichtsrat entschieden hat. Auch der 2021 erstmals berufene Finanzchef Remco Steenbergen wurde bis Ende 2028 bestätigt.
2022 steigerte Evonik das operative Ergebnis trotz eines schwachen Schlussquartals leicht auf 2,49 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdienten die Essener 540 Millionen Euro, nach 746 Millionen Euro im Vorjahr, während der Umsatz, getrieben von Preiserhöhungen, um fast ein Viertel auf knapp 18,5 Milliarden Euro stieg. Für das laufende Jahr rechnet der Chemiekonzern mit einem Gewinnrückgang.
Der Pharma- und Technologiekonzern Merck hat vor allem dank guter Geschäfte mit Produkten rund um die Pharmaforschung und Arzneiherstellung den Gewinn kräftig gesteigert. Das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) kletterte 2022 um 12,2 Prozent auf 6,85 Milliarden Euro. Der Umsatz wuchs dank positiver Währungseffekte um fast 13 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 3,34 Milliarden Euro nach gut 3 Milliarden Euro im Jahr 2021. In diesem Jahr rechnet Merck jedoch mit neuerlichem Kostendruck. Der bereinigte Betriebsgewinn werde im schlechtesten Fall moderat zurückgehen, höchstens in etwa stabil sein. Die Aktionäre blieben davon unbeeindruckt, Merck ging 1,1 Prozent höher aus dem Handel.
Das Spezialchemieunternehmen Covestro geriet heute am deutschen Aktienmarkt unter Druck. Die Aktien büßten 6,2 Prozent ein und standen so niedrig wie seit Mitte Januar nicht mehr. Der Kunststoffkonzern traut sich im schwierigen Konjunkturumfeld für 2023 keine konkrete Prognose zu. Das operative Ergebnis dürfte im laufenden Jahr deutlich sinken, ebenso wie der freie operative Mittelzufluss, teilt der DAX-Konzern mit. Im Jahr 2022 hatte Covestro eine Nachfragezurückhaltung und hohe Energie- und Gaspreise zu spüren bekommen, das operative Ergebnis fiel um etwa die Hälfte auf gut 1,6 Milliarden Euro.
Der Ölmulti Saudi Aramco steigt bei einem neuen Motoren-Gemeinschaftsunternehmen des französischen Autobauers Renault und des chinesischen Herstellers Geely ein. Der Anteil von Renault und Geely sei jeweils gleich groß, Aramco erhalte einen Minderheitsanteil, teilten die Firmen mit. Unklar blieb zunächst, wie viel Geld Aramco investiert und wie groß die Anteile der drei Unternehmen jeweils ausfielen.
Die Aareal Bank hat 2022 trotz erheblicher Belastungen durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ihren Gewinn deutlich gesteigert. Das Betriebsergebnis stieg im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte auf 239 Millionen Euro, teilte der Gewerbeimmobilien-Finanzierer mit. Damit erreichte die Bank den oberen Bereich der Zielspanne von 210 Millionen bis 250 Millionen Euro. Für das neue Jahr peilt Vorstandschef Jochen Klösges einen Betriebsgewinn von 240 Millionen bis 280 Millionen Euro an
Volkswagen bringt sein Finanzierungs- und Leasing-Geschäft in Europa wieder unter ein Dach. Die Volkswagen Bank soll dazu mit dem Europa-Geschäft der Leasing- und Versicherungs-Tochter Volkswagen Financial Services AG in einer gemeinsamen Holding gebündelt werden, wie die beiden Konzerngesellschaften mitteilten. Die Volkswagen Leasing GmbH wird eine Tochter der Volkswagen Bank. VW zieht damit die Konsequenzen aus dem starken Wachstum des Leasing-Geschäfts. Die immer größer werdenden Fahrzeugflotten müssen refinanziert werden, was über die Volkswagen Bank leichter und wohl günstiger ist.
Wegen möglicher Risiken Künstlicher Intelligenz (KI) verwehrt Apple einem Medienbericht zufolge einer Software den Zugang zum App Store. Der Entwickler der App BlueMail dürfe die neueste Version des Programms, das auf die Technologie des Textroboters ChatGPT zurückgreift, den Nutzern von Apple-Produkten vorerst nicht anbieten, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf eine Korrespondenz der beiden Unternehmen. Bislang haben sich die Firmen dazu nicht geäußert.
Gute Nachrichten gibt es aus dem Konzern für den Standort München: Apple wird dort eine weitere Milliarde Euro in sein europäisches Zentrum für Chip-Design investieren. Das kündigte der kalifornische Technologiekonzern heute in der bayerischen Landeshauptstadt an. Damit stockt der iPhone-Konzern seine Investitionszusage aus dem Jahr 2021 auf nun zwei Milliarden Euro auf. München ist bereits heute Apples größter Entwicklungsstandort in Europa.
Die weltgrößte Brauereikonzern Anheuser-Busch InBev hat sich gegen eine fallende Nachfrage gestemmt und den Gewinn gesteigert. Das operative Ergebnis stieg im vierten Quartal 2022 um 7,6 Prozent auf 4,95 Milliarden Dollar. Dagegen fiel das Getränke-Volumen um 0,6 Prozent. Vor allem in Asien und Nordamerika ließ der Bierdurst nach. Durch höhere Preise machte der Hersteller von Bieren wie Budweiser, Corona und Stella Artois diesen Rückgang aber mehr als wett. Nach Anfänglichen Verlusten schaffte es die Aktie aber letztlich ins Plus.
Im Wirecard-Prozess will der angeklagte Ex-Vorstandschef Markus Braun mit Hilfe von Kontoauszügen seine Unschuld beweisen. Der österreichische Manager präsentierte dem Gericht heute eine detaillierte Auswertung von Überweisungen, denen zufolge der mitangeklagte Kronzeuge Oliver Bellenhaus Firmengelder in großem Stil abgezweigt haben soll. "Man hat sich ab 2013 massiv Gelder gegönnt", sagte Braun. Geflossen sei das Geld vor allem an "einige wenige Veruntreuungsgesellschaften".
Silvergate Capital brachen um 52 Prozent ein, nachdem die Kryptobank die Fähigkeit zur Fortführung ihrer Geschäfte infrage stellte. Das Institut verschob die für den 16. März geplante Vorlage der Geschäftszahlen für 2022. Als Reaktion darauf stoppte die Kryptobörse Coinbase sämtliche Zahlungen von oder an Silvergate.