Broker an der NYSE
Marktbericht

Anleger nervös Starke Jobdaten belasten Wall Street

Stand: 01.11.2022 21:26 Uhr

Starke Daten vom US-Arbeitsmarkt ließen die Kurse an der Wall Street nach positivem Beginn zurück in die Verlustzone fallen. Die Anleger fürchten weitere scharfe Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed.

Der Dow Jones schloss 0,24 Prozent tiefer auf 32.653,20 Punkten. Im Monat Oktober hatte der US-Leitindex einen Zuwachs von 14 Prozent verzeichnet. Der marktbreitere S&P 500 sank um 0,4 Prozent auf 3856,10 Punkte, der Nasdaq 100 notierte ein Prozent leichter bei 11.288,95 Zählern. Die Wall Street öffnet nach der Zeitumstellung hierzulande in dieser Woche bereits um 14.30 Uhr, Handelsschluss ist um 21.00 Uhr MEZ.

Starke Daten vom US-Arbeitsmarkt ließen die Kurse nach solidem Start zurück in die Verlustzone fallen. "Relativ gute Konjunkturdaten sind momentan schlecht für die Börse", konstatierte ein Händler.

Die Zahl der freien Stellen kletterte im September auf 10,7 Millionen, während Ökonomen mit einem Rückgang gerechnet hatten. Das dürfte die Löhne im ohnehin heiß gelaufenen Arbeitsmarkt antreiben und den Druck auf die US-Notenbank Fed erhöhen, die Zinsen weiter anzuheben. "Die Hoffnungen auf ein Einlenken der US-Notenbank sind unangebracht, wenn die heutigen Stellenangebote zur Orientierung dienen", sagte Ronald Temple, Aktien-Experte bei Lazard Asset Management.

In den USA rührt die Teuerung zu einem großen Teil aus steigenden Löhnen. Spekulationen der Investoren auf eine langsamere Erhöhung der Zinsen könnten sich deshalb als vorschnell erweisen. Beim kommenden Zinsentscheid der US-Notenbank am Mittwoch rechnen die Anleger mit einer Zinserhöhung von 75 Basispunkten. Mit Spannung erwartet werden deshalb Signale für das Vorgehen der Fed ab Dezember.

Zuvor war der DAX mit einem Aufschlag von 0,6 Prozent auf 13.338 Punkten aus dem Handel gegangen. Allerdings hatte der deutsche Leitindex im Handelsverlauf deutlich höher notiert, das Tageshoch markierte er bei 13.444 Punkten. Die relative Schwäche der Wall Street sorgte schließlich dafür, dass sich einige Anleger dazu entschlossen, lieber vorsichtig zu agieren.

Einen Tag vor der Sitzung der US-Notenbank sei die Nervosität am Markt deutlich spürbar, meint Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets: "Ein Teil der Investoren hat Angst, dass eine auf Kurs bleibende Fed auch diese Erholungsrally beendet und nimmt einige der in den vergangenen Wochen erzielten Gewinne mit. Der andere Teil hofft darauf, dass die Notenbank dieses Mal zumindest verbal dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus näher kommt und damit die Rally weitergehen kann", so Oldenburger.

Update Wirtschaft vom 01.11.2022

Bettina Seidl, HR, tagesschau24

Für Aufsehen sorgte die Aktie von Uber: Trotz hoher Inflation und eines Konjunkturabschwungs legte der Umsatz im Jahresvergleich um 72 Prozent auf 8,34 Milliarden US-Dollar zu. Das bereinigte Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen stieg um 508 Millionen auf 516 Millionen Dollar - ein Rekordwert für Uber.

Beim Nettoergebnis schrieb Uber jedoch einmal mehr tiefrote Zahlen. Das Unternehmen verbuchte unterm Strich einen Verlust von 1,2 Milliarden Dollar. Das lag aber an Sonderbelastungen wie Wertberichtigungen auf Beteiligungen an anderen Firmen. Im Schlussvierteljahr rechnet Uber mit einem Anstieg des bereinigten Betriebsergebnisses auf 600 Millionen bis 630 Millionen Dollar.

Amazon unternimmt einen neuen Anlauf, im Musikstreaming-Markt den Rückstand zu den Marktführern Spotify und Apple Music aufzuholen. Kunden des Abo-Angebots Prime können künftig den kompletten Musikkatalog von rund 100 Millionen Songs ohne Werbeunterbrechung hören, kündigte das Unternehmen an. Bislang wurden Prime-Abonnenten aus einem Pool von zwei Millionen Songs bedient. Im Gegensatz zu dem kostenpflichtigen Angebot "Amazon Music Unlimited", der im Monat knapp zehn Euro extra kostet, können die Prime-Kunden nicht frei aus dem Gesamtkatalog auswählen, sondern sich die Songs nur im Zufallsmodus anhören.

Der Euro sackte wieder unter die Marke von 0,99 Dollar. Auch am Devisenmarkt rückt die Zinssitzung der US-Notenbank Fed am Mittwoch immer stärker in den Mittelpunkt des Interesses. Zuvor hatten Signale von EZB-Präsidentin Christine Lagarde für weitere Leitzinserhöhungen den Euro zunächst gestützt. "Wir streben den Zinssatz an, mit dem das mittelfristige Inflationsziel von zwei Prozent erreicht werden kann", sagte die Währungshüterin dem lettischen Nachrichtenportal Delfi. Dieses Ziel sei noch nicht erreicht, weshalb es weiterer Zinsschritte bedürfe.

Der US-Gesundheitskonzern Johnson & Johnson will für 16,6 Milliarden Dollar das Medizintechnikunternehmen Abiomed übernehmen. Der Konzern teilte mit, er werde 380 Dollar pro Abiomed-Aktie zahlen. Weitere 35 Dollar pro Aktie sollten in bar gezahlt werden, wenn bestimmte finanzielle und klinische Meilensteine erreicht würden. Abiomed entwickelt Technologien zur Behandlung koronarer Herzerkrankungen und Herzinsuffizienz. J&J erhofft sich von der Übernahme eine Stärkung seiner Medizintechnik-Sparte.

Pfizer wird zuversichtlicher für das laufende Jahr. Dank gut laufender Geschäfte hob der US-Pharmakonzern bei der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal das untere Ende der Wachstumsprognose an und erhöhte auch die Erwartungen für das bereinigte Ergebnis je Aktie. Die Ergebnisse des dritten Quartals zeigten die kommerzielle Stärke in vielen Bereichen des Geschäfts, wurden aber durch die starke Leistung im Vorjahr etwas überlagert, sagte Finanzchef David Denton. Außerdem bekommt Pfizer durch den starken Dollar etwas Gegenwind.

Mit dem britischen Online-Möbelhändler Made.com steht eines der ersten Handelsunternehmen wegen der Zurückhaltung der Verbraucher vor dem Aus. Nachdem Verkaufsgespräche für die angeschlagene Firma gescheitert waren, solle jetzt ein Verwalter übernehmen. Schon seit der vergangenen Woche waren keine neuen Kundenbestellungen mehr angenommen worden. Bereits im Oktober hatte Made.com vor Lieferkettenprobleme und Kostensteigerungen gewarnt. Die Aktie wurde heute an der Londoner Börse vom Handel ausgesetzt.

Der Öl- und Gaspreisschub hat dem staatlichen Ölkonzern Saudi Aramco erneut einen gewaltigen Gewinnsprung beschert. Unter dem Strich verdiente das saudische Unternehmen im dritten Quartal mit 41,6 Milliarden US-Dollar (41,9 Milliarden Euro) rund 40 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Seit dem Börsengang ist das der zweitgrößte Nettogewinn. Nur in den Monaten April bis Juni dieses Jahres war dieser mit 48 Milliarden Dollar noch größer.

Der britische Ölkonzern BP hat im dritten Quartal dank hoher Ölpreise seinen zweithöchsten Quartalsgewinn der Geschichte erzielt. Das bereinigte Nettoergebnis stieg in den Monaten Juli bis September auf 8,15 Milliarden US-Dollar. Das war deutlich mehr, als Analysten im Schnitt erwartet hatten. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern einen bereinigten Gewinn von 3,3 Milliarden Dollar ausgewiesen. Das starke Ergebnis von BP reiht sich in das Zahlenwerk der Konkurrenz wie Shell, ExxonMobil, TotalEnergies und Chevron ein.

Gestiegene Materialkosten haben Toyota überraschend einen herben Gewinneinbruch eingebrockt. Während der Umsatz wegen des fallenden Yen im zweiten Geschäftsquartal zulegte, brach das Betriebsergebnis um ein Viertel auf 562,7 Milliarden Yen (3,8 Milliarden Euro) ein. An der Prognose eines operativen Ergebnisses von 2,4 Billionen Yen für das Geschäftsjahr hielt der Vorstand dennoch fest.

Sony hat im zweiten Quartal von einer hohen Nachfrage nach Bildsensoren in teuren Handys und dem schwachen Yen profitiert. Nachdem das operative Ergebnis im abgelaufenen Quartal stärker als von Experten erwartet ausgefallen ist, erhöhte das Unternehmen die Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2022/23. In den zwölf Monaten bis Ende März werde jetzt ein operatives Ergebnis von 1,16 Billionen Yen (rund 7,9 Milliarden Euro) erwartet. Bislang lag die Prognose bei 1,11 Billionen Yen. Zudem wurden auch die Ziele für den Umsatz und Überschuss leicht angehoben.

Der Apple-Zulieferer Foxconn vervierfacht die Boni zur Besänftigung seiner Mitarbeiter im von Corona-Lockdowns betroffenen Werk in Zhenghzou in China. Pro Tag würden im November an Personen, die im Elektronikbereich der Fabrik tätig seien, zusätzlich 400 Yuan (54,72 Dollar) gezahlt, erklärte Foxconn auf WeChat. Zunächst hatte der Konzern eine Zahlung von 100 Yuan angekündigt. Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, gelten in der Fabrik rigide Vorschriften, die viele Arbeiter nicht hinnehmen wollen. In Sozialen Medien kursierten am Wochenende zahlreiche Videos von Beschäftigten, die das Werksgelände des Unternehmens verließen.

Nach der Übernahme von Twitter hat Elon Musk die alleinige Macht bei dem Online-Netzwerk übernommen. Nachdem der Tech-Milliardär unmittelbar nach Abschluss des 44 Milliarden US-Dollar schweren Kaufs vergangene Woche bereits das Top-Management feuerte, löste Twitter auch den Verwaltungsrat auf. Das gab der Konzern gestern in einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht bekannt. Alle neun Mitglieder des Direktoriums, das in US-Unternehmen ähnlich eines Aufsichtsrats dem Vorstand übergeordnet ist, haben ihre Posten aufgegeben. Zum bislang einzigen neuen Direktor ernannte Musk sich selbst.