Händler an der New York Stock Exchange.
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Dow leicht im Plus Wall Street unentschlossen

Stand: 04.09.2024 22:27 Uhr

Die US-Börsen fanden bis Handelsschluss heute keine einheitliche Richtung. Anleger warten nun gespannt auf das Ende der Woche, wenn neue Jobdaten aus den USA veröffentlicht werden.

Wie geht es mit der amerikanischen Wirtschaft weiter? Diese Frage beschäftigt und belastet die US-Börsen seit Wochen. Die Wall Street fand heute keine einheitliche Richtung. Die großen Indizes schwankten bis zum Börsenschluss mal ins Plus, mal ins Minus.

Der Dow-Jones-Index der Standardwerte rettete sich kurz vor knapp ins Plus und schloss mit 0,09 Prozent leicht höher bei 40.975 Punkten, der breiter gefasste S&P 500 büßte dagegen 0,2 Prozent ein. Und auch der technologielastige Nasdaq, der gestern eingebrochen war, ließ heute noch einmal Federn und verzeichnete ein Minus von 0,3 Prozent. Am Vortag waren Kurse diverser Tech-Größen in den Keller gerauscht, nachdem Sorgen um eine Abkühlung des KI-Hypes aufgekommen waren.

Der Blick der Anlegerinnen und Anleger richtet sich derzeit auf frische US-Konjunkturdaten. Den Auftakt machten heute Zahlen zur amerikanischen Industrie. Nach zwei Rückgängen in Folge hat diese im August ein kräftigeres Auftragsplus verbucht als erwartet. Die Bestellungen stiegen um 5,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat.

Dabei hat sich die Wirtschaft in den USA laut der Notenbank Fed zuletzt abgeschwächt. "Die Wirtschaftstätigkeit nahm in drei Bezirken leicht zu, während die Zahl der Bezirke, die eine stagnierende oder rückläufige Aktivität meldeten, von fünf im vorangegangenen Zeitraum auf neun im aktuellen Zeitraum anstieg", teilte die US-Notenbank in ihrem heute veröffentlichten Konjunkturbericht "Beige Book" mit.

Mit einiger Nervosität warten Investoren nun auf den US-Arbeitsmarktbericht für August, der am Freitag erwartet wird. Sollte der offizielle Jobbericht der US-Regierung positiv überraschen, würde das die Zinssenkungserwartungen am Markt wieder merklich dämpfen.

"Der Arbeitsmarktbericht für August ist diesmal so besonders wichtig, weil der Vorgänger vor vier Wochen massiv enttäuschte und Spekulationen aufkommen ließ, dass die Fed aus Sorgen vor einer Rezession schneller und stärker senken muss als bislang erwartet", erklärte Devisenexpertin Antje Praefcke von der Commerzbank. Bei der Zinsentscheidung der US-Notenbank in zwei Wochen wird fest mit der ersten Senkung seit Jahren gerechnet.

Auch am deutschen Markt dominierten heute die Bären: Der kalendarische Herbstanfang ist dieses Jahr eigentlich erst am 22. September, für den deutschen Leitindex ging es aber schon gleich zu Beginn des Monats in die kühlere Jahreszeit. Nach der DAX-Rally im August mit diversen Rekordhochs ist der September-Start für Anleger ernüchternd ausgefallen: Das deutsche Börsenbarometer fiel bis zum Handelsschluss um 0,83 Prozent auf 18.592 Punkte. Gestern noch hatte der DAX zwischenzeitlich ein neues Rekordhoch bei 18.991 Zählern erreicht, bevor er ins Minus drehte.

"Der September zählt zu den schwächsten Börsenmonaten im Jahr", sagt ING-Charttechnikexperte Christian Zoller. Tatsächlich hält die negative Saisonalität im DAX sogar noch bis Ende Oktober an. Erst nach Halloween beginnen dann die laut Statistik "besten sechs Monate an der Börse".

Auch die Chartspezialisten von Index-Radar mahnten, die jüngsten Verluste nicht überzubewerten. "Nach der kräftigen August-Rally haben viele Indizes zuletzt Rekordstände erreicht und waren technisch überhitzt. Die nun überfälligen Gewinnmitnahmen sind daher ein ganz normales Sommergewitter."

Update Wirtschaft vom 04.09.2024

Samir Ibrahim, HR, Update Wirtschaft, 04.09.2024 09:00 Uhr

Der Euro profitiert von schwachen US-Konjunkturdaten und notierte zuletzt 0,25 Prozent höher bei 1,1076 US-Dollar. Gold kann von den Turbulenzen am Aktienmarkt nicht profitieren. Die Feinunze wird aktuell kaum verändert bei 2.524 Dollar gehandelt.

Nach dem gestrigen Absturz der Ölpreise ging es auch heute mit dem Preisverfall weiter. Obwohl die Preise für Rohöl der Sorte Brent am Mittag zunächst angezogen hatten, ging es am Abend um 1,56 Prozent auf 72,505 Dollar pro Barrel nach unten. Die Furcht vor einer schwächelnden Nachfrage und Entspannungszeichen im politischen Konflikt in Libyen hatten den Brent-Preis gestern um fast fünf Prozent in die Tiefe gedrückt.

Zu den größten Verlierern im DAX gehörte heute die Infineon-Aktie mit einem Abschlag von über drei Prozent. Im MDAX erwischte es Aixtron mit einem Minus von mehr als zwei Prozent. Hintergrund waren schlechte Vorgaben aus New York: Dort war der Halbleiterindex SOX am Vorabend um fast acht Prozent abgerutscht. Allein der KI-Liebling Nvidia hatte gestern den Rekordwert von rund 280 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung verloren.

In einem schwachen Gesamtmarkt standen auch Aktien der Commerzbank überproportional stark unter Druck. Der Staat plant den Ausstieg und will seine Beteiligung in einem ersten Schritt laut der Bundesfinanzagentur reduzieren. Im Gespräch sind laut informierten Kreisen Verkäufe von zunächst drei bis fünf Prozent.

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat angesichts des geplanten Staatsausstiegs bei der Commerzbank Übernahmeambitionen eine Absage erteilt. "Wir fokussieren uns auf die Deutsche Bank", sagte Sewing auf dem Banken-Gipfel des "Handelsblatts" in Frankfurt. Eine Übernahme der Commerzbank durch die Deutsche Bank werde unter ihm "kein Thema" werden, sagte der Manager auf Nachfrage.

Gegen den schwachen Markttrend eroberten Aktien der Deutschen Börse mit über 204 Euro heute ein neues Rekordhoch. Für Auftrieb sorgt der neu verantwortliche Barclays-Analyst Alex Medhurst mit einer Empfehlung. Europas Börsen glänzten durch qualitativ hohes Wachstum und unterdurchschnittliche Bewertungen, so der Experte. Gerade für das Eurex-Geschäft ist er nach eingehender Analyse sehr optimistisch.

Das VW-Management hat auf der Betriebsversammlung in Wolfsburg ihren verschärften Sparkurs verteidigt. "Wir haben noch ein Jahr, vielleicht zwei Jahre Zeit, das Ruder herumzureißen. Aber diese Zeit müssen wir nutzen", sagte Konzern-Finanzchef Arno. "Wir geben in der Marke seit geraumer Zeit schon mehr Geld aus, als wir einnehmen. Das geht nicht gut auf die Dauer!" Von den Mitarbeitern war der Vorstand mit scharfem Protest empfangen worden.

Deutsche Post fliegt aus Stoxx Europe 50

Die Auf- und Absteiger im europäischen Börsenindex Stoxx Europe 50 stehen fest. Aufgenommen werden nach der regelmäßigen jährlichen Überprüfung die London Stock Exchange Group und Intesa Sanpaolo. Die Betreiberin der Londoner Börse und die italienische Großbank ersetzen die Deutsche Post und den britischen Konsumgüterkonzern Reckitt. Die Änderungen werden zum 23. September wirksam. Bis dahin müssen sich Anleger auf größere Kursausschläge bei den betroffenen Firmen einstellen. Denn Anbieter, die mit ihren Fonds die Indizes abbilden, müssen die Papiere der Absteiger verkaufen und sich mit Titeln der Aufsteiger eindecken.

Die Deutsche Börse hat nach Börsenschluss die neue Zusammensetzung ihrer wichtigsten Indizes bekanntgegeben. Beim DAX bleibt dabei alles beim Alten. Im MDAX gibt es dagegen zwei Veränderungen: Das Biotech-Unternehmen Evotec und der vor der Übernahme stehende Wind- und Solarparkbetreiber Encavis steigen ab. Dafür steigen der Finanzdienstleister Hypoport und der Börsenneuling Schott Pharma in den Index auf. Auch im SDAX kommt es zu Änderungen. Der auf Einkaufszentren spezialisierte Immobilienkonzern Deutsche Euroshop kehrt in den SDAX zurück. Dafür muss der kriselnde Agrarhändler BayWa weichen. In Kraft treten die Änderungen am 23. September.

Der schwedische Autohersteller Volvo hat sein Ziel einkassiert, bis 2030 nur noch voll elektrische Autos zu produzieren. Das Unternehmen, das dem chinesischen Konzern Geely gehört, korrigierte die Zielvorgabe aber nur leicht nach unten - auf "90 bis 100 Prozent", wie es heute mitteilte. Bis zu zehn Prozent der Neuwagen könnten "bei Bedarf" auch Hybridmodelle sein. Volvo nannte vor allem den mangelnden Ausbau der Ladeinfrastruktur in einigen Märkten als Grund.

Beim Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck kommt es zu einem Führungswechsel. Der Aufsichtsrat bestellte Vorstandsmitglied Karin Rådström mit Wirkung ab dem 1. Oktober zur neuen Vorsitzenden, wie das Unternehmen heute in Stuttgart mitteilte. Rådström folgt auf Daimler-Urgestein Martin Daum, der sein Amt vorzeitig niederlegen und mit Ablauf des 31. Dezember 2024 kurz vor dem Ende seiner regulären Amtszeit ausscheiden wird, wie es weiter hieß.

Die Hamburgische Bürgerschaft hat dem umstrittenen Einstieg der weltgrößten Reederei MSC beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA endgültig zugestimmt. Die rot-grüne Koalition setzte den Deal trotz heftiger Proteste in zweiter und letzter Lesung durch. In namentlicher Abstimmung votierten 72 der 105 anwesenden Abgeordneten für das Geschäft, 33 dagegen. Das entspricht der Zweidrittel-Mehrheit von SPD und Grünen in der Bürgerschaft.

Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat einen Fahrplan für die Rückkehr des pannenanfälligen Boeing-Raumschiffs "Starliner" von der Internationalen Raumstation ISS zu Erde bekannt gegeben. Die Kapsel solle ohne Besatzung am Freitag von der ISS abkoppeln, per Automatik die Erde ansteuern und sechs Stunden später in White Sands im US-Staat New Mexico landen, teilte die NASA heute mit. Die mit dem "Starliner" ins All gestarteten Raumfahrer Butch Wilmore und Suni Williams sollten vorerst an Bord der ISS bleiben.

Elon Musks KI-Chatbot Grok wird in Europa nach dem Einschreiten von Datenschützern nicht mehr ungefragt mit Nutzerdaten seiner Online-Plattform X trainiert. Die irische Datenschutzbehörde zog deswegen ihre Klage gegen den Twitter-Nachfolgedienst zurück. X hatte die Auswertung der Daten im August zunächst ausgesetzt. Ende Juli wurde klar, dass der Chatbot mit öffentlich verfügbaren Beiträgen der Nutzer von X trainiert wird. Dabei wurde nicht vorab ihre Erlaubnis eingeholt - sondern sie bekamen lediglich die Möglichkeit, in den Einstellungen der Verwendung ihrer Beiträge zu widersprechen.

Einer der führenden KI-Forscher und Miterfinder des Chatbots ChatGPT hat sich eine Milliarde Dollar für sein neues Start-up gesichert. Unter den Geldgebern sind bekannte Silicon-Valley-Investoren wie Andreessen Horowitz und Sequoia. Der 37-jährige Ilya Sutskever hatte die Firma Safe Superintelligence im Sommer nach dem Ausscheiden beim ChatGPT-Entwickler OpenAI mitgegründet. Ihr Ziel ist eine hochentwickelte Künstliche Intelligenz, die ungefährlich für Menschen sein soll.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 04. September 2024 um 07:12 Uhr.