Vor Arbeitsmarktbericht US-Anleger halten sich bedeckt
An der Wall Street hat bis zum Handelsschluss die Vorsicht überwogen. Anleger hielten sich mit Käufen vor dem morgen veröffentlichten US-Arbeitsmarktbericht zurück. Dieser könnte Hoffnungen auf eine Zinspause der Fed dämpfen.
Nach einem vorsichtig optimistischen Start in den Handelstag drehte der US-Leitindex bis Handelsschluss ins Minus. Der Dow Jones Index der Standardwerte verlor 0,48 Prozent auf 34.722 Punkte. Damit endet die jüngste Erholungsserie. Der breiter gefasste S&P 500 gab um 0,16 Prozent nach, der technologielastige Nasdaq 100 konnte dagegen ein leichtes Plus von 0,25 Prozent verbuchen.
Die Blicke der Anleger richten sich auf den morgen veröffentlichten monatlichen US-Arbeitsmarktbericht, der Einfluss auf die weitere Zinspolitik der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) haben könnte. Die Daten spielen eine große Rolle für die Geldpolitik, da ein starker Jobmarkt mit deutlichen Lohnsteigerungen die Inflation hochhalten kann. Bis jetzt bleibt der Kurs der Zentralbanker offen. Laut Fed-Chef Jerome Powell ist sowohl eine Pause als auch eine Erhöhung möglich.
In Deutschland hat es der DAX nicht geschafft, sich über die 16.000-Punkte-Marke zu retten. Der ernüchternden August-Inflationszahlen im Euroraum zum Trotz überstieg der Leitindex zwar zwischenzeitlich die psychologisch wichtige Marke nach drei Wochen erstmals wieder. Zum Handelsschluss stand der Leitindex aber nur noch 0,35 Prozent höher bei 15.947 Punkten. Für den Börsenmonat August steht für das wichtigste deutsche Börsenbarometer damit ein Minus von rund drei Prozent zu Buche.
Nachdem gestern die deutschen Verbraucherpreise für eine leichte Enttäuschung gesorgt hatten, folgten heute die Daten der Eurozone. Der Anstieg der Verbraucherpreise hat sich im August mit 5,3 Prozent nicht wie erwartet abgeschwächt. Bei Experten herrscht Uneinigkeit darüber, wie die EZB diese Daten interpretieren könnte. Die europäischen Währungshüter haben sich aber wohl selbst noch nicht entschieden, wie sie weiter vorgehen. Nach den Worten des EZB-Vizechefs Luis de Guindos nähert sich die EZB zwar dem Ende ihres Zinserhöhungszyklus. Die Entscheidung über eine weitere Straffung ihrer Geldpolitik auf der nächsten Sitzung in zwei Wochen sei jedoch noch nicht gefallen.
Zuvor hatten auch die aktuellen Einzelhandelsumsätze enttäuscht: Sie fielen im Juli um 0,8 Prozent niedriger aus als im Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt mit. Inflationsbereinigt (real) gab es ebenfalls einen Rückgang in dieser Höhe. In den ersten sieben Monaten des Jahres setzten die Einzelhändler zwar 3,8 Prozent mehr um als im Vorjahreszeitraum, real gab es allerdings einen kräftigen Rückgang von 4,3 Prozent. Das bedeutet, dass die Kunden zwar weniger gekauft haben, aber deutlich mehr Geld dafür ausgeben mussten.
Der Kurs des Euro ist heute nach Konjunkturdaten aus der Eurozone und den USA sichtbar unter Druck geraten. Die Gemeinschaftswährung kostete im New Yorker Handel zuletzt 1,0850 US-Dollar - an den drei vergangenen Tagen hatte sie sich noch vom tiefsten Stand seit Mitte Juni erholt. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 1941 Dollar gehandelt.
Nach drei Monaten steht der Internet-Anbieter United Internet vor einem Comeback im Nebenwerte-Index MDAX. Laut Daten des Anbieters LSEG qualifiziert sich der Internet-Anbieter für einen Aufstieg nach der sogenannten "Fast-Entry-Regel". Im Gegenzug wird wohl die TV-Senderkette ProSiebenSat.1 in den SDAX absteigen.
In dem Kleinwerte-Index stehen der Medizinsoftware-Spezialist Nexus und der Börsen-Neuling Nucera vor dem Einzug. Die Wasserstoff-Tochter von Thyssenkrupp hatte Anfang Juli debütiert und kommt damit auf die für eine Index-Aufnahme notwendige Mindestzahl von 30 Handelstagen. Bei den Standardwerten sind keine Veränderungen zu erwarten.
In China soll der angeschlagene Immobilienmarkt mit mehreren Maßnahmen gestützt werden. Die Zentralbanker und die Finanzaufsicht verkündeten heute, ab dem 25. September die Zinsen von bereits bestehenden Hypothekenkrediten für Erstkäufer von Immobilien senken zu wollen. Zeitgleich kündigten mehrere Metropolen an, die bislang geltenden Regeln für die Vergabe von Hypotheken zu lockern. Hauskäufer könnten nun unabhängig von ihrer bisherigen Kreditwürdigkeit vergünstigte Darlehen erhalten. Die östliche Provinz Jiangsu wiederum will die Anzahlungsquote für den Erstkauf einer Immobilien senken. Die Branche war jahrelang ein wichtiger Motor des Wirtschaftswachstums, doch jetzt wird sie durch maue Hausverkäufe und Zahlungsausfällen bei Bauunternehmen gebremst.
Am Abend hat der chinesische Immobilienkonzern Country Garden angesicht von Verlusten in Milliardenhöhe vor einem Zahlungsausfall bei Anleihen gewarnt. Ein Zusammenbruch des Branchenprimus könnte die chinesische Immobilienkrise verschärfen und die Aussichten für eine Erholung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft insgesamt eintrüben.
Der Chip-Ausrüster ASML darf trotz geplanter Export-Beschränkungen einige seiner Produkte zunächst weiter nach China liefern. Die niederländische Regierung habe eine Ausfuhrgenehmigung erteilt, gab der weltweit führende Anbieter sogenannter Lithografie-Anlagen heute bekannt. Um den technologischen und militärischen Aufstieg der Volksrepublik zu bremsen, haben die USA den Export bestimmter Computerchips und Maschinen zu deren Herstellung eingeschränkt.
Siemens hat einen weiteren Großauftrag der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) bekommen. Es sei eine Rahmenvereinbarung für die Lieferung von bis zu 540 einstöckigen Elektrotriebzügen abgeschlossen worden. Laut ÖBB hat der Vertrag mit Siemens Mobility eine Laufzeit von zehn Jahren und kann ein Gesamtvolumen von über fünf Milliarden Euro aufweisen. Erst kürzlich bekam Siemens den Auftrag, das Schienennetz der ÖBB zu digitalisieren.
Eine Fabrik des Autoherstellers Volkswagen in Portugal muss wegen Teilemangels infolge von Flutschäden bei Zulieferern aus Slowenien die Produktion für neun Wochen unterbrechen. Im "Autoeuropa-Werk" ruhe die Fertigung von 11. September bis 12. November, teilte eine Arbeitnehmervertretung heute mit. In Slowenien wütete Anfang August Starkregen mit Überschwemmungen. Wegen der fehlenden Motorteile drohen auch in Emden und Hannover Produktionsausfälle, allerdings in deutlich geringerem Umfang. Der Konzern rechnet damit, dass es auch an weiteren Standorten zu Ausfällen kommen wird.
Wegen einer drohenden Strafe der Europäischen Union löst Microsoft die Verflechtung seines Videokonferenz-Programms Teams mit der Bürosoftware Office. Mit diesem Schritt sollten Bedenken der Wettbewerbshüter ausgeräumt werden, schrieb Nanna-Louise Linde, die für die Zusammenarbeit mit europäischen Regierungen zuständige Managerin des US-Softwarekonzerns, in einem Blog-Beitrag. Kunden könnten künftig eine Office-Version ohne Teams wählen, die günstiger sei als diejenige inklusive Teams. Die EU teilte mit, die Maßnahmen zu Kenntnis genommen zu haben.
Die Schweizer Großbank UBS hat durch die Notübernahme ihrer gescheiterten Rivalin Credit Suisse im zweiten Quartal einen Rekordgewinn erzielt. Da der Kaufpreis für die ehemals zweitgrößte Schweizer Bank deutlich unter dem Buchwert lag, verdiente die UBS unter dem Strich 28,9 Milliarden Dollar. Die Marke Credit Suisse soll in den kommenden Jahren komplett verschwinden: Die UBS will das Schweiz-Geschäft der Tochter vollständig in den eigenen Konzern integrieren. Allein in der Schweiz dürfte die Integration der Credit Suisse zu etwa 3000 Entlassungen führen, sagte Chef Sergio Ermotti. Weltweit haben im ersten Halbjahr bereits 8000 Credit Suisse das Unternehmen verlassen. Die Aktien der Großbank stiegen auf den höchsten Stand seit der Finanzkrise.
Der SAP-Konkurrent Salesforce steigerte im vergangenen Vierteljahr den Umsatz im Jahresvergleich um gut elf Prozent auf 8,6 Milliarden Dollar. Unter dem Strich stieg der Gewinn in dem Ende Juli abgeschlossenen Quartal von 68 Millionen Dollar auf knapp 1,27 Milliarden Dollar. Salesforce ist spezialisiert auf Unternehmens-Software zum Kundenmanagement und bietet unter anderem auch den übernommenen Büro-Kommunikationsdienst Slack an. Der Konzern hatte Anfang des Jahres unter anderem zu Stellenabbau gegriffen, um profitabler zu werden.
Der chinesische Internetriese Baidu stellte seinen KI-Chatbot Ernie Bot heute der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung - also knapp zehn Monate nach dem Start von ChatGPT. Allerdings ist die Anwendung durch Sicherheitsregeln der Regierung eingeschränkt. Chatbots in China müssen die "wichtigsten Werte des Sozialismus" berücksichtigen und dürfen die nationale Sicherheit nicht gefährden. Bei einem Test von Ernie Bot streikte der Chatbot bei Fragen etwa zur Niederschlagung des Aufstands auf dem Tiananmen-Platzes in Peking 1989. "Lass uns das Thema wechseln und neu anfangen", war die Antwort.
Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler plant in Kooperation mit dem niederländischen Auto- und Bushersteller VDL die Entwicklung und Herstellung eines fahrerlosen Kleinbusses für den öffentlichen Nahverkehr. Dieser elektrische Kleinbus mit Platz für bis zu neun Passagiere soll 2025 auf den Markt kommen, wie beide Unternehmen heute bekanntgaben. Es wurden bereits Gespräche mit Nahverkehrs- und Betreiberunternehmen für mögliche Pilotprojekte im öffentlichen Straßenverkehr geführt. Außerhalb der Hauptverkehrszeiten könnten selbstfahrende Kleinbusse große Busse mit Fahrer ersetzen. Ein Konzeptfahrzeug von Schaeffler und VDL wird ab Montag auf der IAA in München vorgestellt.
Der Energiekonzern EnBW erhöht seine Investitionen für den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos auf rund 200 Millionen Euro im Jahr. Bisher waren es mehr als 100 Millionen Euro jährlich. Bis 2030 will EnBW in Deutschland rund 30.000 Schnellladepunkte betreiben. Derzeit seien es mehr als 3400. Es ist damit den Angaben nach das größte Schnellladenetz Deutschlands.
Die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa holt auch ihre letzten beiden eingemotteten Großraumflugzeuge vom Typ Airbus A380 zurück. Die Flieger sind derzeit noch im spanischen Teruel geparkt und sollen zwischen 2024 und 2025 wieder in die Flotte integriert werden, wie eine Lufthansa-Sprecherin heute bestätigte. Hintergrund sind Lieferschwierigkeiten für neue Langstreckenjets. Zuerst hatte das Portal "Aerotelegraph" berichtet. Die Lufthansa hatte zunächst die Kosten gescheut, die bereits vor der Corona-Krise aus Effizienzgründen ausgemusterten Jets zu reaktivieren.
Tech-Milliardär Elon Musk hat angekündigt, dass künftig auch Sprach- und Videoanrufe auf der Plattform X (früher Twitter) möglich sein werden. Einen Zeitpunkt nannte Musk vorerst nicht. Die Zusatzfunktionen bringen X einen Schritt weiter zur "App für alles", zu der Musk die Plattform machen will. Die Plattform werde "das globale Adressbuch". Zur "App für alles" soll auch ein Bezahldienst gehören. Am Montag hatte X eine Lizenz erhalten, um Kryptowährungen zu speichern oder zu tauschen, wie das Fachmagazin "CoinWire" berichtete.
Der insolvente niederländische Fahrradhersteller VanMoof hat einen neuen Eigentümer gefunden: Lavoie, E-Roller-Anbieter und Tochter des Formel 1-Zulieferers McLaren Applied, gab heute die Übernahme bekannt. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Allerdings bezifferte McLaren-Applied-Verwaltungsratschef Nick Fry die Investitionssumme inklusive frischer Gelder zur Stabilisierung und Ausweitung des Geschäfts auf "kurzfristig mehrere zehn Millionen Pfund".
Die Aussicht auf eine mögliche Lockerung der Cannabis-Gesetze auf Bundesebene in den USA treibt die Aktien der Hersteller an. Die Anteilsscheine von Unternehmen wie Green Thumb Industries, Canopy Growth, Verano Holdings, Cresco Labs und Cureleaf gewinnen zwischen knapp 15 und mehr als 25 Prozent. Das US-Gesundheitsministerium hat nach einer elfmonatigen Überprüfung die Neuklassifizierung von Cannabis als Substanz mit geringerem Risiko empfohlen. Marihuana ist in den USA auf Bundesebene illegal, obwohl fast 40 Bundesstaaten seinen Konsum in gewissen Formen legalisiert haben. Die Neuklassifizierung gilt als erster Schritt zu einer umfassenderen Legalisierung.
Der Hamburger Kupferkonzern Aurubis geht nach eigenen Angaben davon aus, erneut Opfer von Metalldiebstahl geworden zu sein und streicht daher seine Jahresprognose. Der Prognosekorridor für das operative Vorsteuerergebnis von 450 bis 550 Millionen Euro könne deshalb nicht gehalten werden. Erst im Juni war bekannt geworden, dass eine Diebesbande bei dem Unternehmen über Jahre edelmetallhaltige Zwischenprodukte gestohlen und damit Erlöse im Wert von rund 20 Millionen Euro erzielt haben soll. Das Ausmaß des eingetretenen Schadens kann den Angaben zufolge noch nicht sicher festgestellt werden. Aurubis habe eine außerordentliche Inventur der Metallbestände gestartet. Mit dem Ergebnis werde Ende September 2023 gerechnet.