Neue Allzeithochs US-Börsen setzen Weihnachtsrally fort
Getrieben von anhaltender Zinsfantasie legen die US-Börsen weiter den Vorwärtsgang ein. Dow & Co. bleiben dabei in Rekordlaune. Auch der DAX holte seine Vortagesverluste heute wieder auf.
In New York ist die Weihnachtsrally weitergegangen. Die Aussicht auf mittelfristig fallende Zinsen treibt die Wall Street weiter. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gewann am Ende 0,68 Prozent auf 37.557 Punkte und markierte im Verlauf bei 37.562 Punkten ein weiteres Rekordhoch. Der breiter gefasste S&P 500 rückte um 0,59 Prozent auf sein Tageshoch bei 4.768 Zähler vor. An der Wall Street hatte der Dow-Jones-Index bereits am Vorabend schon einen weiteren Höchststand von 37.393 Punkten erreicht, danach aber nur 0,1 Prozent höher bei 37.326 Punkten geschlossen.
Rekorde gab es auch an der Technologiebörse Nasdaq, wo der Auswahlindex bei 16.811 Punkten nur leicht unter Tages- und Allzeithoch bei 16.813 Punkten um 0,49 Prozent höher aus dem Handel ging. Der Composite-Index stieg auf 15.003 Zählern um 0,66 Prozent.
Der Kurs-Rally nach der Sitzung der US-Notenbank Fed vergangene Woche, wo die Währungshüter baldige Zinssenkungen in Aussicht stellten, ging zwar zuletzt etwas die Puste aus. Die Ansicht, dass die Zinsen bald fallen müssen, ist Analysten zufolge bereits in den Kursen eingepreist, sorgt aber trotzdem weiter für vorsichtigen Optimismus an den Börsen. Schon moderate Steigerungen reichen derzeit, um immer wieder neue Rekordhochs zu markieren.
"Die Federal Reserve hat im November und im Dezember einen massiven Paradigmenwechsel vollzogen und signalisiert, dass sie die Zinsen senken würde", sagte Adam Sarhan, Geschäftsführer der Investmentfirma 50 Park Investments. "Die Inflation ist also nicht mehr der Feind Nummer eins für die Fed, und dies hat eine große Rally am Markt ausgelöst, weil die Wirtschaft die Zeit der großen Zinserhöhungen überstanden hat, ohne eine Rezession zu erleben."
"Die Rally an den US-Aktienmärkten geht weiter", schrieb Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank. Die Analysten der britischen Bank HSBC hatten jüngst für den Dow perspektivisch die Marke von 40.000 Zählern ins Spiel gebracht. In den noch ausstehenden Handelstagen 2023 dürfte die Frage vor allem sein, ob Anleger vor dem Jahresultimo noch "Kasse machen" und Kursgewinne mitnehmen - heute jedenfalls sah es nicht danach aus.
Der DAX ist am Nachmittag mit einer freundlichen Wall Street im Rücken wieder stärker in Fahrt gekommen. Zuvor hatte schon eine steigende Tokioter Börse bei den Anlegern für gute Laune gesorgt. Der deutsche Leitindex machte dabei die Verluste vom Vortag wieder wett und schloss bei 16.744 Punkten um 0,56 Prozent höher. Das Tageshoch lag dabei bei 16.750 Punkten. Der MDAX der mittelgroßen Unternehmenswerte gewann sogar 0,94 Prozent auf 27.156 Zähler.
Insgesamt hält die Hoffnung auf Zinssenkungen in den USA und in der Eurozone im kommenden Jahr die Kurse auf hohem Niveau. Marktbewegende Konjunkturdaten standen heute nicht mehr auf der Agenda.
Unterstützung für die Zinsoptimisten kam heute ausgerechnet aus Japan, was auch nicht alle Tage passiert. Denn die japanische Notenbank (BoJ), die sich schon bisher als einzige der großen westlichen Notenbanken allen Zinsanhebungen verweigert hat, bleibt vorerst bei ihrer ohnehin ultralockeren Geldpolitik.
Notenbankchef Kazuo Ueda äußerte sich nach dem heutigen Zinsbeschluss zwar optimistisch, dass sich die Inflation perspektivisch in die von den Währungshütern gewünschte Richtung von zwei Prozent bewegen könne: "Aber wir müssen noch prüfen, ob ein positiver Lohn-Inflations-Zyklus zustande kommt." Die Notenbank wolle noch weitere Daten sichten.
Rund 80 Prozent der japanischen Ökonomen rechnen mit einem Ende der Negativzinspolitik im nächsten Jahr. An der Börse aber kam es gut an, dass das billige Zentralbankgeld erst einmal weiter in die drittgrößte Volkswirtschaft der Erde fließt. Das Festhalten der Bank of Japan an ihrer Negativzinspolitik ließ Anleger aufatmen. Die lockere Haltung der BoJ unterstütze insgesamt die Stimmung an den Aktienmärkten, sagte Fiona Cincotta, Marktanalystin bei City Index.
Der japanische Leitindex Nikkei schloss am Morgen 1,4 Prozent höher bei 33.219 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um 0,3 Prozent auf 2.324 Punkte.
Die Zinssenkungshoffnungen in den USA stützen den Euro gegenüber dem Dollar weiterhin. Im Verlauf baute die europäische Gemeinschaftswährung heute ihre Avancen in Richtung 1,10 Dollar weiter aus und wurde in der Spitze über 1,0980 Dollar gehandelt. Zuletzt wurden im US-Handel 1,0974 Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0962 (Dienstag: 1,0918) Dollar fest.
Die Ölpreise haben heute erneut zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 79,29 US-Dollar, ein Plus von 1,6 Prozent. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg ebenfalls um 1,6 Prozent auf 74,03 Dollar. Die Ölpreise knüpften so an ihre deutlichen Vortagesgewinne an.
Auslöser war neben dem schwachen Dollar eine eine Zuspitzung der angespannten Lage im Roten Meer. Mehrere große Reedereien setzten die Durchfahrt in Richtung Suezkanal aus, nachdem sich Angriffe der von Iran unterstützten Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe gehäuft hatten. Die Route über den Suezkanal ins Mittelmeer ist für den Rohöltransport von großer Bedeutung.
Analysten der Investmentbank Jefferies schätzen, dass etwa acht Prozent der weltweiten Rohöltransporte durch den Suezkanal gehen. Ein Ausfall der Route wäre teuer und langwierig, da die Schiffe in dem Fall den deutlich längeren Weg um Afrika herum in Kauf nehmen müssten. Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Ölströme durch die Angriffe auf Schiffe seien allerdings wohl begrenzt, sagte John Evans vom Ölmakler PVM. "Die Angriffe haben nichts getroffen, was die Produktion beeinträchtigen würde."
Der Goldpreis tendierte mit 2.038 Dollar je Feinunze rund 0,5 Prozent höher. Am Morgen lagen die Notierungen noch deutlich tiefer.
Zur guten Stimmung heute trugen auch Inflationszahlen aus der Eurozone bei. Denn der Preisauftrieb in der Euro-Zone lässt merklich nach und bringt die Europäische Zentralbank (EZB) ihrem Inflationsziel näher. Die Verbraucherpreise legten im November nur noch um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das Statistikamt Eurostat in einer ersten Schätzung bestätigte. Damit kommt das mittelfristige Ziel der EZB einer Inflationsrate von 2,0 Prozent immer mehr in Reichweite.
Die EZB sollte aus Sicht des französischen Notenbankchefs Francois Villeroy de Galhau im Laufe des Jahres 2024 irgendwann die Zinsen senken. Die EZB hatte sie in der vergangenen Woche auf ihrer letzten geldpolitischen Sitzung im laufenden Jahr konstant gehalten.
Im deutschen Leitindex setzte sich die Aktie des Medizintechnik-Spezialisten Sartorius an die Spitze, sie gewann rund vier Prozent. Die Privatbank Berenberg hat die Aktie mit einem Kursziel von 300 Euro zum Kauf empfohlen. Gespräche mit Konzernchef Joachim Kreuzburg bei einer Investorenveranstaltung hätten gezeigt, dass die positiven Auftragstrends bei dem Labor- und Pharmazulieferer wohl anhielten, so Analyst Odysseas Manesiotis in einer Studie.
Auch Bayer-Aktien folgten dem positiven Markttrend noch leicht ins Plus, wonach es lange nicht aussah. Dies trotz eines erneuten Urteils in den USA gegen die Tochter Monsanto. Ein US-Gericht hat Monsanto zur Zahlung von 857 Millionen Dollar an ehemalige Schüler und Elternvertreter einer Schule nordöstlich von Seattle verurteilt. Diese hatten behauptet, dass die von Monsanto hergestellte Chemikalie PCB bei ihnen zu gesundheitlichen Problemen geführt habe.
Bei Volkswagen haben sich Management und Betriebsrat auf ein milliardenschweres Sparprogramm geeinigt. Bereits im kommenden Jahr solle der Gewinn so um bis zu vier Milliarden Euro gesteigert werden, teilte das Unternehmen heute mit. Bis 2026 sollen es zehn Milliarden Euro werden, die Rendite soll bis dahin auf 6,5 Prozent steigen. Es handelt sich um das umfassendste Programm, das die Marke je aufgesetzt habe.
Die Personalkosten in der Verwaltung sollen um ein Fünftel gesenkt werden, zudem soll die Altersteilzeit auf den Jahrgang 1967 ausgeweitet werden. Zum Teil sollen Mitarbeiter auch Abfindungen angeboten bekommen. Größere Einsparungen als beim Personal verspricht sich VW allerdings bei Material-, Produkt- und Fertigungskosten.
Gleichzeitig wurde heute bekannt, dass Volkswagen nach dem plötzlichen Ende der Kaufprämie für Elektroautos staatlichen den Zuschuss zunächst selbst zahlen will. Für alle bis 15. Dezember bestellten förderfähigen E-Autos der ID-Baureihe, die bis Ende März zugelassen werden, übernehme VW die volle Prämie, kündigte der Hersteller an.
Für Fahrzeuge, die noch in diesem Jahr zugelassen werden, gebe es damit die bisher zugesicherte Prämie von bis zu 6.750 Euro, bei Zulassungen bis 31. März den ursprünglich geplanten abgesenkten Satz von bis zu 4.500 Euro. Neben dem Herstelleranteil von 50 Prozent übernehme VW nun auch den weggefallenen Bundesanteil.
Die Lufthansa macht ihre Flotte fit für die Zukunft und bestellt dafür 80 Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge. Man habe 40 Maschinen des US-Herstellers Boeing vom Typ 737-8 MAX geordert und sich Optionen auf weitere 60 Maschinen gesichert, teilte die größte deutsche Airline heute mit.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr sprach von einer "guten strategischen Entscheidung" erstmals seit 1995 wieder Flugzeuge vom Typ Boeing 737 zu bestellen. Zudem bestellte der Konzern vom europäischen Hersteller Airbus 40 Maschinen vom Typ A220-300 für Lufthansa City Airlines und sicherte sich 20 Kaufoptionen. Zusätzlich gebe es Kaufoptionen über 40 Flugzeuge der Airbus A320-Familie. Die Maschinen sollen von 2026 bis 2032 ausgeliefert werden.
"Mit der heutigen Flugzeugorder beschleunigen wir die größte Flottenmodernisierung unserer Unternehmensgeschichte", sagte Detlef Kayser, Vorstand für Flotte und Technologie. Die Bestellliste von rund 200 Flugzeugen erhöhe sich damit auf 280 plus 120 Kaufoptionen. Die neuen Flugzeuge sind den Angaben zufolge komfortabler, leiser, sparsamer und effizienter. Die Maschinen emittierten bis zu 30 Prozent weniger CO2 als ihre Vorgängermodelle.
Nach einem Edelmetall-Betrug mit dreistelligem Millionenschaden lässt der Aurubis-Aufsichtsrat gegen den eigenen Vorstand ermitteln. Das Gremium beauftragte die Rechtsanwaltskanzlei Hengeler Mueller, die Verantwortung des Vorstands in Zusammenhang mit den Straftaten zu prüfen, wie der Aurubis-Aufsichtsrat heute mitteilte.
Betrüger haben Europas größten Kupferkonzern über Jahre hinweg ausgenommen. Das Unternehmen vermisst wertvolles Recycling-Material im Wert von 185 Millionen Euro. Die Täter arbeiteten nach Unternehmensangaben mit manipulierten Proben. Der Verdacht richte sich gegen Schrottlieferanten und eigene Mitarbeiter, hieß es.
Südzucker will seine Tochter CropEnergies von der Börse nehmen. Das SDAX-Unternehmen, das inzwischen 74,06 Prozent an der Tochter hält, biete für jede außenstehende Aktien an CropEnergies 11,50 Euro. CropEnergies habe sich verpflichtet, während der Annahmefrist des Delisting-Erwerbsangebots einen Antrag auf Widerruf der Zulassung ihrer Aktien zum Handel an der Frankfurter Wertpapierbörse zu stellen und das Erwerbsangebot zu unterstützen.Die CropEnergies-Aktie, die im regulären Xetra-Handel noch bei 6,81 Euro schloss, stieg nachbörslich um über 60 Prozent.
Das Bundespatentgericht hat ein grundlegendes Corona-Impfstoffpatent des Tübinger Pharmaunternehmens Curevac für nichtig erklärt. Damit gab das Gericht heute einer Klage des Mainzer Konkurrenten BioNTech gegen Curevac statt. Die Aktie des Tübinger Unternehmens verlor anschließend um gut ein Drittel an Wert.
Curevac kündigte an, beim Bundesgerichtshof Berufung einzulegen. Das Unternehmen hatte das strittige Patent 2007 beantragt und 2010 vom Europäischen Patentamt für 20 Staaten erteilt bekommen. Dabei geht es um ein Verfahren, die Nachteile von Impfstoffen mit dem Botenmolekül mRNA zu überwinden und die Wirksamkeit zu erhöhen.
Das Bundespatentgericht erklärte es jetzt in Deutschland für ungültig. Andere nationale Patentgerichte folgen oft den Entscheidungen der Münchner Richter. Das Münchner Verfahren ist nur ein Teil der Auseinandersetzungen zwischen den beiden Unternehmen - allerdings ein ganz entscheidender. Curevac hatte BioNTech und dessen US-Partner Pfizer im Juli 2022 beim Landgericht Düsseldorf wegen angeblicher Verletzung mehrere seiner Patente auf Schadenersatz verklagt.
Der Internetkonzern 1&1 AG erwartet für das neue Jahr mehr Umsatz und Gewinn. Bei einem Anstieg des Service-Umsatzes um etwa vier Prozent über den für 2023 erwarteten Wert von 3,23 Milliarden Euro werde der EBITDA-Gewinn um etwa zehn Prozent über dem erwarteten Vorjahreswert von 655 Millionen Euro liegen. Auch 2024 werde die Gesellschaft weiter in den Ausbau ihres Mobilfunknetzes investieren, teilte sie mit. 1&1 betreibt seit kurzem das vierte deutsche Mobilfunknetz, dessen Aufbau mit Schwierigkeiten verbunden war.
Auch die 1&1-Konzernmutter United Internet rechnet für das kommende Jahr mit einer weiteren Umsatz- und Gewinnsteigerung. Die Erlöse dürften 2024 bei 6,5 Milliarden Euro liegen, teilte das Unternehmen am Dienstagabend mit. In diesem Jahr erwartet United Internet 6,2 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll von 1,29 auf 1,42 Milliarden Euro zulegen. Analysten rechnen bisher im Schnitt bei beiden Kenngrößen mit etwas weniger.
Nach Klagen mehrerer US-Bundesstaaten hat sich die Alphabet-Tochter Google wegen ihrer Praktiken bei der Play Store-App mit den Kartellbehörden über die Zahlung von 700 Millionen Dollar geeinigt. Dem Vergleich zufolge zahlt Google 630 Millionen Dollar in einen Fonds für Verbraucher und 70 Millionen in einen Fonds für die US-Bundesstaaten. Die Bundesstaaten hatten Google vorgeworfen, den Verbrauchern durch rechtswidrige Einschränkungen bei der Verbreitung von Apps auf Android-Geräten und unnötige Gebühren für Transaktionen überhöhte Preise zu berechnen.
Apple wird nach einem verlorenen Patentverfahren den Verkauf der neuen Modelle seiner Computer-Uhr in den USA aussetzen. Die Apple Watch Series 9 und Apple Watch Ultra 2 sollen vom 21. Dezember an nicht mehr über die amerikanische Website des Konzerns und nach dem 24. Dezember auch nicht in den US-Stores verkauft werden. Die Medizintechnik-Firma Masimo wirft Apple vor, in den Uhren eine von ihr patentierte Technologie zur Messung des Sauerstoffgehalts im Blut ohne Lizenz einzusetzen.