Zehnter Gewinntag in Folge Dow Jones rettet sich knapp ins Plus
Nach ruhigem Handelsverlauf sind die US-Aktienindizes bei geringen Schwankungen uneinheitlich aus dem Handel gegangen. Während die Tech-Aktien angeschlagen bleiben, entdecken die Anleger neue Branchen.
Zum Ende einer erfreulichen Börsenwoche für den Leitindex Dow Jones Industrial ist diesem zum Wochenschluss die Luft ausgegangen. Trotzdem markierte der Index den zehnten Gewinntag in Folge - auch wenn der Tagesgewinn mit 2,51 Punkten oder 0,01 Prozent auf 35.227 Punkte kaum knapper hätte ausfallen können.
Damit hat die größte Gewinnserie seit sechs Jahren weiter Bestand, auch wenn die Anleger vor allem im späten Geschäft vor dem Wochenende Gewinne mitnahmen. Das Tageshoch im Dow lag bei 35.340 Punkten. Für Unterstützung sorgten Kursgewinne von Schwergewichten aus dem Standardwertebereich wie UnitedHealth, Merck, Goldman Sachs, Chevron oder Procter & Gamble. Die ebenfalls im Dow enthaltenen Schwergewichte Microsoft und Apple gaben hingegen nach.
Für den Dow ergibt sich damit ein Wochenplus von knapp 2,1 Prozent. Am Vortag hatte der Index den höchsten Stand seit April vergangenen Jahres erreicht. Zuletzt hatte der Index auch den Sprung über die Marke von 35.000 Punkten geschafft. Der marktbreite S&P-500-Index ging bei 4536 Zählern ebenfalls nahezu unverändert mit einem Mini-Plus aus dem Handel.
Vor allem die neu entdeckte Freude der Anleger an Pharma- und Finanzwerten bestimmte den Handel heute. Paul Nolte, Marktstratege beim Finanzdienstleister Murphy & Sylvest, verwies darauf, dass die Bewertung in den Sektoren Gesundheit und Banken niedriger sei als bei den Technologiewerten, welche in den vergangenen Monaten im Fokus standen.
Gestützt wurden die Kurse zusätzlich von Hoffnungen, dass die US-Notenbank Fed bei ihren Zinserhöhungen eine Pause einlegen könnte. Für die Zinssitzung in der kommenden Woche erwarten Analysten im Schnitt eine Erhöhung des Leitzinses um 25 Basispunkte. Mehrheitlich werde damit gerechnet, dass die Fed danach ihren Zinszyklus beenden dürfte, schrieben die Experten der Helaba.
An der Nasdaq ging es nach den heftigen Verlusten des Vortages derweil leicht bergab, was als große Enttäuschung angesehen werden muss. Denn von einer kräftigen Gegenbewegung konnte keine Rede sein, nachdem der Technologieindex gestern den größten Tagesverlust seit März verzeichnet hatte. Der Composite-Index schloss 0,2 Prozent leichter, der Auswahlindex Nasdaq 100 endete bei 15.425 Zählen um 0,26 Prozent niedriger.
Investoren machten sich zunehmend Sorgen, ob die Bewertungen gerechtfertigt seien. "Der Markt war stark überkauft", sagte Patrick Spencer, Aktienexperte beim Finanzdienstleister Baird. "Wenn man in diesem Markt nicht mitgespielt hat, hat man ihn verpasst."
Von Montag an soll die Dominanz der wenigen Giganten unter den im Nasdaq 100 Index gelisteten Konzernen verringert werden. Neben Tesla zählen Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia und Meta zu den "glorreichen Sieben", die mittlerweile mehr als die Hälfte des Indexgewichts ausmachen. Am Freitag könnte es daher nochmals letzte Anpassungen geben in den Portfolios von Indexfonds oder ETFs, die den Index nachbilden.
Unter den heute rar gesäten Firmendaten stachen die Geschäftsdaten von American Express hervor, einer der führenden US-Kreditkartengesellschaften und Finanzdienstleister des Landes, die nicht gut aufgenommen wurden. Denn das Unternehmen beließ trotz starker Quartalszahlen seine Jahresprognose "nur" unverändert und enttäuschte damit seine Anleger. Die Erträge stiegen zwar um zwölf Prozent auf gut 15 Milliarden Dollar, das war aber weniger als von Analysten erwartet.
Während die Kartenzahlungen im zweiten Quartal ein Rekordhoch erreichten, wappnet sich das Unternehmen gegen mögliche Zahlungsausfälle und verdreifacht seine Rückstellungen auf 1,2 Milliarden Dollar. Dies ist notwendig, da Amex anders als die Konkurrenz Zahlungen nicht nur abwickelt, sondern auch selber Kredite vergibt. Seine Gewinnprognose von 11,00 bis 11,40 Dollar pro Aktie für das Gesamtjahr wollte der Kreditkartenriese nicht erhöhen - was der Aktie aus dem Dow Jones ein Minus von 3,9 Prozent bescherte.
Nachdem zuletzt eine ganze Reihe neuer Quartalsergebnisse, hauptsächlich aus den USA, für Aufsehen am Aktienmarkt gesorgt hatte, hielten sich die Anleger heute mit größeren Dispositionen zurück. Der DAX ging bei 16.177 Punkten aus dem Handel, ein leichter Tagesverlust von 0,17 Prozent.
Der heimische Leitindex bewegte sich dabei in einer engen Bandbreite zwischen 16.103 und 16.181 Punkten und schloss nahe seines Tageshochs. Auf Wochenbasis ergibt sich damit ein leichter Zuwachs von 0,4 Prozent. Der MDAX, der Index der mittelgroßen Werte, schloss bei 28.253 Zählern mit einem Zuwachs von 0,1 Prozent nahezu unverändert.
Obwohl die Agenda neuer Berichte heute überschaubar war, beschäftigte sich der Markt im Nachgang weiterhin mit den ernüchternd ausgefallenen Geschäftsergebnissen der beiden US-Schwergewichte Tesla und Netflix. Aber auch die mauen Quartalszahlen des deutschen Softwareriesen SAP waren Tagesthema.
Im DAX waren SAP mit einem Minus von rund 4,2 Prozent größter Verlierer. Europas größter Softwarehersteller hat seine Prognose für sein erklärtes Zukunftsgeschäft gekappt. Das DAX-Schwergewicht korrigierte gestern nach XETRA-Schluss seine Jahresziele, weil die Clouderlöse schwächer ausfielen als erwartet.
Die Zahlen und der Ausblick beim wichtigen Cloud-Geschäft von SAP seien hinter den Erwartungen zurückgeblieben, stellte Thomas Altmann von QC Partners fest. Selbst ein überraschend starkes Gewinnplus im abgelaufenen Quartal konnte die Investoren nicht milde stimmen.
Zwar wird in der kommenden Woche der Zahlenreigen der Unternehmen unverändert stark bleiben, es rücken aber auch die Zinsentscheide der Notenbanken wieder in den Fokus. Von sommerlicher Ruhe kann daher keine Rede sein.
In der nächsten Woche entscheiden die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank über ihren weiteren Zinskurs. Anleger rätseln derzeit, wie viele Zinserhöhungen dies- und jenseits des Atlantiks in diesem Jahr noch folgen könnten.
Spekulationen auf groß angelegte Stützungsmaßnahmen der chinesischen Wirtschaft treiben derweil den Ölpreis zum Wochenschluss in die Höhe. Das Nordseeöl Brent verteuert sich am späten Nachmittag um 1,1 Prozent je Fass, die Notierung für die US-Leichtölsorte WTI zieht in der gleichen Größenordnung an.
Der Eurokurs hat sich am Freitag im späten US-Devisenhandel kaum noch bewegt. Die Gemeinschaftswährung kostete zuletzt im US-Handel 1,1128 US-Dollar und damit nur wenig mehr als im späten europäischen Währungsgeschäft. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,1123 (Donnerstag: 1,1197) US-Dollar festgesetzt
Gestern hatte eine Dollar-Stärke den Euro unter Druck gesetzt, und der Kurs war um bis zu ein Cent abgerutscht. Unter anderem hatten robuste Daten vom US-Arbeitsmarkt die Spekulation auf weiter steigende Zinsen durch die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) im Kampf gegen die hohe Inflation verstärkt. Die Aussicht auf Zinserhöhungen stützt in der Regel den Kurs einer Währung.
Die Aktie von Sartorius ist am Nachmittag im Zuge der Analystenkonferenz noch kräftig nach oben gezogen. Sie schüttelte ihre Verluste ab und legte an der DAX-Spitze um rund 7,7 Prozent zu. Börsianer verwiesen auf die Telefonkonferenz für Analysten. Dort habe das Management gesagt, dass die Schwäche im Auftragseingang des Pharma- und Laborzulieferers einen Boden gefunden habe, was nun wohl vertrauensbildend wirke.
Zuvor war die Aktie nach negativ aufgenommenen Quartalszahlen abgerutscht. Denn im ersten Halbjahr zeigten sich die Kunden nach dem Corona-Boom zuletzt wenig ausgabefreudig und bauten stattdessen ihre Lagerbestände ab. Der Umsatz des Pharma- und Laborausrüsters sank um rund 16 Prozent, das operative Ergebnis (EBITDA) fiel gar um 26 Prozent. Schwache Zahlen habe der Markt befürchtet, aber nicht so schwach, monierte ein Händler.
Nach verheerenden Tornado-Schäden in einem wichtigen Arzneimittelwerk in den USA rechnet der US-Pharmakonzern Pfizer mit einem wochenlangen Ausfall der Anlage. Das Werk ist eine der weltweit größten Produktionsstätten für injizierbare Arzneimittel. Zu den dort hergestellten Produkten zählen Narkose- und Schmerzmittel sowie Antiinfektiva. Nach Angaben von Pfizer stammen aus diesem Werk fast 25 Prozent der in US-Krankenhäusern eingesetzten sterilen injizierbaren Arzneimittel.
Nachdem Pfizer am Donnerstag erstmals von dem Tornado-Schaden berichtet hatte, hatte Aktie des deutschen Konkurrenten Fresenius deutlich zugelegt. Börsianer rechneten damit, dass die Fresenius-Tochter Kabi von Engpässen profitieren könnte.
Der Chemiekonzern BASF und das chinesische Energieunternehmen Mingyang gründen ein Gemeinschaftsunternehmen für einen Offshore-Windpark in Südchina. Mingyang werde 90 Prozent und BASF zehn Prozent der Anteile halten, teilten die beiden Unternehmen mit. Der Großteil des erzeugten Stroms soll für den neuen BASF-Verbundstandort Zhanjiang verwendet werden, der vollständig mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgt werden soll.
BMW hat in Dingolfing die Produktion seiner neuen 5er-Reihe offiziell eröffnet, inklusive des neuen Elektromodells i5. Dies ist der dritte vollelektrische BMW, dessen Produktion in den vergangenen zwei Jahren in dem niederbayerischen Werk angelaufen ist, wie der Münchner Autohersteller heute mitteilte. In Dingolfing steht das größte europäische BMW-Werk, der Anteil rein elektrischer Fahrzeuge an der Produktion soll laut Unternehmen auf voraussichtlich über 40 Prozent im kommenden Jahr steigen.
BMW hatte 2013 mit dem i3 früh ein Elektroauto auf den Markt gebracht. Da der i3 für einen Kleinwagen teuer war und sich in den ersten Jahren schlecht verkaufte, kam anschließend jahrelang kein neues Elektromodell auf den Markt. Inzwischen gibt es angesichts der Konkurrenz durch Tesla und in China Befürchtungen, dass die deutsche Autoindustrie insgesamt den Zug der Zeit verpasst haben könnte, BMW hat ebenso wie andere deutsche Hersteller eine Aufholjagd begonnen.
Die VW-Tochter Audi verhandelt mit dem chinesischen Joint-Venture-Partner SAIC nach Angaben des Unternehmens über eine gemeinsame Entwicklung von Elektroautos. SAIC-Chefingenieur Zu Sijie sagte vor Reportern, sein Unternehmen habe sich mit Audi darauf geeinigt, die Entwicklung von Elektroautos gemeinsam zu beschleunigen. Details nannte er nicht. Audi erklärte, mit Partnern an der zukünftigen Ausrichtung des China-Geschäfts zu arbeiten.
Nachdem sich der US-Finanzinvestor Silver Lake gut 84 Prozent der Anteile an der Software AG gesichert hat, ergeben sich außerplanmäßige Wechsel im MDAX und SDAX. Wie der Indexanbieter Stoxx am Abend über die Deutsche Börse mitteilen ließ, wird das Darmstädter Unternehmen aus dem MDAX gelöscht und durch den Regensburger Autozulieferer Vitesco ersetzt. Dessen Platz im SDAX nehme der Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund ein. Die Änderungen werden demnach am Dienstag wirksam.