DAX stagniert Wall Street dreht nach Rekorden ab
Zwar haben die US-Indizes zur Wochenmitte weitere Rekordhöhen erklommen. Danach setzten aber heftige Gewinnmitnahmen ein. Auch am deutschen Markt überwogen die Ermüdungszeichen.
Je näher die Feiertage rücken, desto größer werden die Zweifel, ob die nun schon seit Ende Oktober anhaltende Rally an den Börsen noch lange weiter trägt. An den New Yorker Börsen schafften Dow Jones und Nasdaq 100 zwar erneut historische Höchststände. Danach nahmen viele Anleger aber ihre Gewinne mit, was die Märkte deutlich ins Minus beförderte.
Der Leitindex Dow Jones, der erstmals die Marke von 37.600 Punkten überschritt, ging am Ende 1,27 Prozent tiefer aus dem Handel.
Der Technologieindex Nasdaq 100 büßte nach einem zwischenzeitlichen Rekordhoch bei 16.829 Punkten letztlich 1,53 Prozent ein.
Unterstützung für Aktien kam erneut vom Anleihemarkt, wo die Rendite zehnjähriger US-Staatspapiere weiter unter der viel beachteten Marke von vier Prozent blieb. Nach wie vor setzen die Anleger auf deutlich sinkende Zinsen im kommenden Jahr. Die Markterwartung eines ersten Zinsschrittes bereits im März liegt laut dem Terminmarkt-Indikator der Chicagoer Börse CME derzeit bei mehr als drei Viertel.
Zudem gab es positive Impulse von der Konjunktur. Die Stimmung der Verbraucher in den USA hat sich im Dezember überraschend deutlich verbessert. Das Verbrauchervertrauen stieg zum Vormonat um 9,7 Punkte auf 110,7 Zähler, wie das Marktforschungsinstitut Conference Board mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit 104,5 Punkten gerechnet. Auch die Verkäufe bestehender Häuser haben ihren jüngsten Abwärtstrend im November mit einem Plus von 0,8 Prozent überraschend beendet.
Allerdings mehren sich an der Wall Street nach dem jüngsten Rekordlauf die Warnsignale. "Die Korrekturgefahr steigt", mahnte IG-Experte Christian Henke und verweist auf den "Fear and Greed Index" des US-Fernsehsenders CNN. Dieser notiert mittlerweile im Bereich "extreme Gier" und zeigt damit eine Übertreibung auf der Oberseite an. "Die Anleger jenseits des Atlantiks werden zunehmend gierig - und dies könnte zu einem Problem werden", so Henke.
Der deutschen Markt zeigt schon seit mehreren Handelstagen Ermüdungszeichen. Zur Wochenmitte konnte der DAX seine anfänglichen Gewinne nicht halten und schloss mit einem leichten Abschlag von 0,07 Prozent. Die Währungshüter um EZB-Chefin Christine Lagarde hatten am vergangenen Donnerstag den Hoffnungen der Investoren auf baldige Zinssenkungen einen Dämpfer verpasst und damit die Rekordrally ausgebremst.
Zudem mehren sich bei der Europäischen Zentralbank die Stimmen, die die Erwartung rascher Zinssenkungen dämpfen. "Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ist der Zinshöhepunkt erreicht", erklärte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel gegenüber "t-online". "Allen, die deshalb gleich auf eine baldige Zinssenkung spekulieren, sage ich: Vorsicht, es haben sich schon manche verspekuliert."
In der aktuellen Gemengelage scheint also recht fraglich, ob es noch zu der viel beschworenen "Weihnachtsrally" kommt, nicht zuletzt wegen des bereits erreichten Kursniveaus. Mit etwaigen Verlusten würde sich der deutsche Markt aber klar gegen die Historie stellen.
Statistiker datieren die Weihnachtsrally im engeren Sinne auf die letzten fünf Handelstage des alten Börsenjahres und die ersten beiden Handelstage im Januar.
Von der deutschen Konjunktur kamen am Morgen positive Nachrichten: So sind die deutschen Erzeugerpreise im November den fünften Monat hintereinander kräftig gefallen. Die Produzenten gewerblicher Produkte - von Benzin bis Zucker - verlangten durchschnittlich 7,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
Auch die Konsumstimmung der Verbraucher hellte sich zum Jahresende spürbar auf: Sowohl die Einkommenserwartung als auch die Kaufneigung verzeichneten deutliche Zuwächse, teilten das Marktforschungsunternehmen GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) mit. Das Konsumklima stieg auf das höchste Niveau seit August.
Der Euro nach einer nervösen Sitzung insgesamt etwas nach. Am späten Abend werden für einen Euro 1,0943 Dollar gezahlt und damit 0,3 Prozent weniger als gestern. Auch bei Gold sind die Verkäufer in der Überzahl: Der Preis für die Feinunze Gold sinkt um 0,4 Prozent auf 2.033 Dollar.
Am Rohölmarkt stieg der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent vorübergehend über die viel beachtete Marke von 80 Dollar. Am späten Abend lag die Notierung kaum verändert bei 79,23 Dollar. Nach den Angriffen der Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer werden diese nun über das Kap der Guten Hoffnung umgeleitet, was den Transport entsprechend verteuert.
In den USA sind die Ölreserven dagegen in der vergangenen Woche überraschend gestiegen. Die Bestände an Rohöl kletterten im Vergleich zur Vorwoche um 2,9 Millionen auf 443,7 Millionen Barrel. Analysten hatten im Schnitt hingegen mit einem Rückgang um 2,3 Millionen Barrel gerechnet.
Größter Verlierer im DAX waren die Papiere der Deutschen Post mit einem Minus von 1,9 Prozent. Enttäuschende Geschäftszahlen des Wettbewerbers FedEx drücken auf die Branchenstimmung. Der US-Logistikkonzern hatte seine Umsatzprognose für das gesamte Geschäftsjahr gesenkt und rechnet nun mit einem Rückgang im niedrigen einstelligen Bereich.
Mercedes-Benz muss allein in Deutschland Zehntausende Diesel-Autos wegen des erneuten Vorwurfs einer illegalen Abgastechnik zurückrufen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) habe einen entsprechenden Bescheid erlassen, teilte der Stuttgarter Autobauer mit. Betroffen sei voraussichtlich eine untere sechsstellige Zahl von Fahrzeugen.
Die Anordnung bezieht sich nach Herstellerangaben auf verschiedene Diesel-Modelle der Abgasnorm Euro 5 und Euro 6b. Die Autos benötigen demnach ein Softwareupdate. Kundinnen und Kunden würden schriftlich informiert, wenn ihr Fahrzeug Teil der KBA-Anordnung sei und ein Update aufgespielt werden müsse, hieß es.
Fresenius Medical Care ist in das Visier der US-Arzneimittelbehörde FDA geraten. Die Behörde teilte mit, am 4. Dezember einen Warnbrief an den Dialysekonzern verschickt zu haben. Bei Hämodialysegeräten von FMC seien Emissionen von PCB-verwandten Verbindungen aus Silikonschläuchen festgestellt worden. FMC erklärte, der Konzern arbeite mit Nachdruck daran, die in dem Warnbrief genannten Punkte vollständig zu beheben.
Mit einem so genannten "Warning Letter" fordert die US-Behörde üblicherweise Unternehmen auf, erhebliche Verstöße gegen ihre Vorschriften zu beseitigen. Falls dies nicht zur Zufriedenheit der Behörde geschieht, kann dies beispielsweise dazu führen, dass die USA keine Produkte mehr aus dem beanstandeten Werk akzeptieren.
Im MDAX fielen United Internet mit einem Kursgewinn von 12,3 Prozent ins Auge. Der Internetkonzern rechnet für das kommende Jahr mit einer weiteren Umsatz- und Gewinnsteigerung. Ähnlich deutlich nach oben ging es für den Aktienkurs der Tochter 1&1. Der Telekommunikationsanbieter rechnet nach einem voraussichtlichen Gewinnrückgang im laufenden Jahr für 2024 wieder mit Wachstum.
Der Geschäftsausblick von ProSiebenSat.1 für 2024 kam an der Börse nicht gut an, die Papiere verloren als Schlusslicht im Nebenwerteindex SDAX 7,3 Prozent. Die Analysten von Goldman Sachs störten sich an der Prognose für das Betriebsergebnis, die unter den Markterwartungen liege.
Jenseits der großen Indizes ragten Aktien des Biospritherstellers CropEnergies mit einem Plus von knapp 69 Prozent positiv heraus. Südzucker will seine Tochter komplett übernehmen und anschließend die Börsennotierung kassieren. Dafür kündigte der Nahrungsmittelkonzern ein Übernahmeangebot an, das bei 11,50 Euro in bar je Aktie liegen dürfte.
Der bislang für das Asiengeschäft von BASF zuständige Vorstand Markus Kamieth wird künftig an der Spitze des weltgrößten Chemiekonzerns stehen. Kamieth wird den bisherigen Vorstandsvorsitzenden Martin Brudermüller nach der Hauptversammlung Ende April ablösen. Der promovierte Chemiker arbeitet bereits seit 1999 für BASF, nach nicht einmal zwei Jahren wurde er Stab eines Vorstandsmitglieds, seit 2017 ist er selbst Mitglied des Vorstands.
Für Verwirrung sorgten Nachrichten, dass die BASF-Tochter Wintershall Dea und die österreichische OMV laut einem Präsidialerlass formell ihre Anteile an Gasförderprojekten in Russland verlieren. Die Beteiligungen von OMV und Wintershall Dea am Erdgasfeld Juschno Russkoje und an der Achimov-Formation in Sibirien sollen auf neu gegründete russische Gesellschaften übertragen werden. Aus dem Kreml hieß es, es gebe keine Beschlagnahmung von Vermögenswerten. Der Transfer von Vermögenswerten sei Verhandlungssache.
Wintershall Dea erklärte, man sei derzeit dabei, die Situation im Detail zu analysieren. Der Konzern hatte bereits zu Beginn dieses Jahres das Aus seiner Geschäfte in Russland angekündigt, die zuvor rund 50 Prozent der gesamten Produktion ausmachten. Vorstandschef Mario Mehren hatte gesagt, die Beteiligungen seien "de facto wirtschaftlich enteignet" worden. BASF hält noch 72,7 Prozent an Wintershall Dea.
Die Bearbeitung von Kundenanfragen bei der Postbank wird sich noch etwas länger hinziehen als von der Deutschen Bank zunächst erhofft. "Die Abarbeitung der verbleibenden Rückstände ist komplex und nimmt in Teilen mehr Zeit in Anspruch. Einen Teil dieser Fälle werden wir deshalb Anfang 2024 abschließend bearbeiten", sagte ein Sprecher der Deutschen Bank. Die Probleme der Deutsche-Bank-Tochter hatten im September die Finanzaufsicht BaFin auf den Plan gerufen.
Bei den großen Autoherstellern regt sich Widerstand gegen die möglicherweise größte Rückrufaktion in den USA. Sie lehnten gestern eine Aufforderung der US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA ab, 52 Millionen Airbag-Gehäuse der Autozulieferer ARC Automotive und Delphi Automotive zurückzurufen. Betroffen sind unter anderem General Motors, Ford Motor, Stellantis, Tesla, Toyota Motor und Volkswagen.
Der Kupferkonzern Aurubis hat nach Diebstahl- und Betrugsfällen einen Gewinneinbruch verzeichnet. Unter dem Strich verdiente das Recyclingunternehmen im Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) 141 Millionen Euro - nach 715 Millionen im vorangegangenen Jahr. Die Dividende soll von 1,80 auf 1,40 Euro je Aktie sinken. Der Konzern war Opfer eines großangelegten Betrugs geworden, bei dem der Schaden auf fast 200 Millionen Euro beziffert wurde.
Die Baumarktkette Hornbach bekommt die Konsumzurückhaltung ihrer Kunden bei größeren Do-it-Yourself-Projekten zu spüren. Der Umsatz ging daher im dritten Quartal um vier Prozent auf 1,485 Milliarden Euro zurück. Gesunkene Rohstoff- und Einkaufspreise wie auch ein striktes Kostenmanagement sorgten derweil für ein Plus beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 1,2 Prozent auf 49,5 Millionen Euro.
Der japanische Autobauer Toyota ruft wegen eines möglichen Sensorfehlers eine Million US-Fahrzeuge in die Werkstätten zurück. Der Rückruf betreffe verschiedene Modelle wie unter anderem Corolla und Lexus aus den Baujahren 2020 bis 2022 in den USA, teilte der Konzern mit. Ein Kurzschluss in einem Sensor könnte dazu führen, dass die Airbags nicht wie vorgesehen ausgelöst werden.
Zuvor hatte die Toyota-Tochter Daihatsu bereits wegen Sicherheitsmängeln die Auslieferung aller Fahrzeugmodelle gestoppt. Eine Untersuchung hatte Probleme bei 64 Modellen ergeben, darunter fast zwei Dutzend, die unter der Marke Toyota verkauft wurden. Toyota erklärte, es sei eine "grundlegende Reform" erforderlich, um Daihatsu "wiederzubeleben". Bereits im April war bekannt geworden, dass es bei 88.000 Kleinwagen manipulierte Seitenaufprallsicherheitstests gegeben hatte.
Nach dem Einstieg von Saudi Telecom (STC) bei Telefonica will Spanien Anteile an dem spanischen Telekomkonzern erwerben. Die Regierung in Madrid will über die Staatsholding Sepi eine Beteiligung von bis zu zehn Prozent an Telefonica kaufen. "Die Anwesenheit eines staatlichen Hauptaktionärs wird die Stabilität der Eigentumsverhältnisse des Unternehmens stärken", teilte das Haushaltsministerium gestern mit.
Der dänische Reederei-Riese Maersk lässt seine Schiffe statt durch den Suezkanal über Afrika um das Kap der Guten Hoffnung fahren. Das teilte Maersk gestern mit und fügte hinzu: "Die Angriffe, die wir auf Handelsschiffe in der Region gesehen haben, sind alarmierend und stellen eine erhebliche Bedrohung für die Sicherheit und das Wohlergehen von Seeleuten dar."
Die Kosmetik-Gruppe Douglas steuert mit Rekordergebnissen im Rücken auf eine mögliche Rückkehr an die Börse zu. Der bereinigte Konzernumsatz zog im Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) um 12,1 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro an. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 16,7 Millionen Euro - nach einem Verlust von 313,8 Millionen Euro vor Jahresfrist. Das Unternehmen peilt für 2024 den Sprung auf das Börsenparkett an.