Leuchtender Schriftzug des Nasdaq
marktbericht

Trotz leichter Entspannung in Nahost Zinsängste machen der Nasdaq zu schaffen

Stand: 19.04.2024 22:16 Uhr

Die US-Börsen haben erneut keine klare Richtung gefunden. Wie schon zuletzt standen Tech-Aktien verstärkt unter Druck. Auch eine leichte Entspannung in der Nahostkrise half nicht.

Auch an der Wall Street bestimmte die Lage im Nahen Osten das Geschehen. Zudem wird die Technologiebörse Nasdaq mehr und mehr zum Problemfall. Denn Tech-Werte schnitten erneut deutlich schlechter ab als die Standardwerte. Insgesamt schlossen die US-Börsen damit uneinheitlich.

Der Leitindex Dow Jones ging bei 37.986 Punkten um 0,56 Prozent höher aus dem Markt. Indexmitglied American Express überzeugte die Anleger dabei mit seinem Zahlenwerk für das erste Quartal und legte deutlich 6,1 Prozent zu. Traditionell gelten die Kreditkartenanbieter als ein wichtiges Barometer für die Konsumneigung der amerikanischen Verbraucher.

An der Technologiebörse Nasdaq dominierten hingegen die roten Pfeile. Der Nasdaq-Composite-Index sackte um 2,05 Prozent auf 15.282 Zähler ab. Der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor ebenso wie der Auswahlindex Nasdaq 100 je 2,05 Prozent. Die Wochenbilanz des Auswahlindex Nasdaq 100 ist mit minus 5,3 Prozent äußerst trist. Auch der marktbreite S&P-500-Index, in dem ebenfalls viele Tech-Aktien enthalten sind, gab 0,88 Prozent nach und fiel damit wieder unter die Marke von 5.000 Punkten. Der Endstand lag bei 4.967 Zählern.

Hintergrund war heute unter anderem eine enttäuschende Prognose des Streamingdienstes Netflix, dessen Aktie trotz guter Quartalszahlen um 9,1 Prozent unter die Räder kam. Primär belasten anhaltende Sorgen um den Zeitpunkt der ersten Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) die hochbewerteten Technologieaktien.

Im Iran wurde die mutmaßliche israelische Attacke zurückhaltend aufgenommen und signalisiert, dass das Land keine Vergeltung plant - was als Versuch gewertet wurde, einen Flächenbrand im Nahen Osten zu verhindern.

"Sobald die Details bekannt gegeben wurden, reagierte der Markt erleichtert", sagte Peter Cardillo, Chefökonom beim Finanzdienstleister Spartan in New York. "Die Spannungen in Nahost werden immer ein Sorgenfaktor für den Markt bleiben. Was eine grundlegendere Rolle spielt, sind die Konzernbilanzen." Unter anderem Tesla, Intel und die Google-Mutter Alphabet legen nächste Woche Quartalszahlen vor. Der Terminkalender ist prall gefüllt.

Die Nachricht, dass Israel mutmaßlich einen Vergeltungsschlag gegen den Iran durchgeführt hat, wollten die Anleger an den Weltbörsen eigentlich genau nicht hören. So heute auch am Frankfurter Handelsplatz. Denn die Marktteilnehmer befürchten unisono eine Eskalation der Lage, unter anderem mit steigenden Ölpreisen.

Zudem sind politische Börsen unberechenbar - besonders, wenn die Lage außer Kontrolle gerät. Die Hoffnung, dass nun beide Konfliktparteien ihr Gesicht gewahrt haben, beruhigte aber die Anleger, die sich damit insgesamt besonnen verhielten. Auch wenn sich einige vor dem Wochenende vom Markt zurückzogen und auf Nummer Sicher gingen - die Verluste am Aktienmarkt blieben im Rahmen.

"Trotz des Säbelrasselns im Nahen Osten und eines damit weiter eskalierenden Konflikts in der Region bewegte sich der Deutsche Aktienindex nach anfänglicher Panik recht unbeschadet durch den Handelstag. Mehr als die Fahne hochzuhalten, war allerdings vor diesem Hintergrund nicht drin", sagte Konstantin Oldenburger, Analyst vom Broker CMC Markets.

Der DAX bewegte sich am Nachmittag lange auf Höhe seiner markttechnisch bedeutsamen 50-Tage-Linie (aktuell bei 17.744 Punkte) und schloss am Ende knapp darunter bei 17.737 Punkten, ein Tagesverlust von 0,56 Prozent und genau 100 Punkte tiefer als gestern.

Im Verlauf ließ der deutsche Leitindex sein Tagestief bei 17.626 Zählern vom Vormittag hinter sich, zu einem Schwenk ins Plus reichte es aber nicht. Die Spitze lag zur Eröffnung bei 17.834 Punkten. Im Wochenvergleich ergibt sich damit ein moderater Verlust von knapp einem Prozent an. Der MDAX der mittelgroßen Werte verlor 0,76 Prozent auf 25.989 Punkte.

Die Marktreaktion spricht zunächst nicht für Panikstimmung unter den Anlegern - wie sie seinerzeit zu Beginn der Golfkriege herrschte oder nach dem Attentat auf das World Trade Center im Jahr 2001. Vielmehr dürfte sich die Konsolidierung am deutschen Aktienmarkt erst einmal fortsetzen. Die Korrektur läuft bereits seit Ostern. Ausgehend vom Rekordhoch bei 18.567 Punkten ging es für den deutschen Leitindex in dieser Zeit Stück für Stück um inzwischen rund fünf Prozent bergab.

Der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets spricht aber von einer "toxischen Kombination aus Zins- und Kriegsangst", die die Anleger derzeit umtreibe. Aus der bislang noch gesunden Korrektur am Aktienmarkt könnte am Ende eine Trendwende werden, so der Börsenexperte.

Update Wirtschaft vom 19.04.2024

Stefan Wolff, HR, Update Wirtschaft, 19.04.2024 09:00 Uhr

Zumal das alles beherrschende Börsenthema der letzten Wochen und Monate weiter über den Märkten schwebt. Wann leitet die US-Zentralbank ihre Zinswende ein? Die jüngsten US-Wirtschaftsdaten, zuletzt aus dem Einzelhandel oder vom Arbeitsmarkt, deuten jedenfalls nicht darauf hin, dass so bald etwas passiert. Selbst Notenbankchef Chef Jerome Powell ruderte zuletzt zurück. Zinssenkungen der Europäischen Notenbank (EZB) sind in den Kursen aber bereits enthalten, eine erste Senkung im Juni ausgemachte Sache.

Für die Börse bedeutet die Zinsunsicherheit in den USA, den weiteren Verlauf der Berichtssaison - das eigentliche Brot- und Butter-Geschäft der Märkte - zu bewerten und daraus Schlüsse für die weitere Gewinnentwicklung der Unternehmen zu ziehen. Mittlerweile kommt die Bilanzsaison auch hierzulande stärker in Fahrt.

Aus dem DAX etwa berichten am Montag nach US-Börsenschluss der Softwarehersteller SAP, dessen Chef Christian Klein den Anlegern in Aussicht stellte, dass es dieses Jahr vor allem beim Cloudwachstum und dem bereinigten operativen Ergebnis weiter schwungvoll nach oben geht. Im Wochenverlauf folgen weitere Unternehmen aus dem DAX (unter anderem die Deutsche Bank am Donnerstag) sowie zahlreiche Berichte aus der zweiten Reihe.

Ein nervöser Handel prägte auch den Ölmarkt. Nachdem die Preise für das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI in einer ersten Reaktion um mehr als vier Prozent in die Höhe sprangen, sanken die Risikoaufschläge am Ölmarkt im Gefolge stetig. Zuletzt lag der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent nur noch um 0,28 Prozent höher bei 87,17 Dollar und damit klar unter der viel beachteten Marke von 90 Dollar.

Gold bleibt als "sicherer Hafen" gut unterstützt, zuletzt kostete die Feinunze Gold 2.393 Dollar und damit knapp 0,6 Prozent mehr. Am Morgen hatte sich das gelbe Edelmetall in der Spitze noch bis zu ein Prozent auf 2.418 Dollar verteuert und damit seinem vor einer Woche erreichten Allzeithoch von knapp 2.432 Dollar je Feinunze angenähert.

Der Kurs des Euro legt zum Dollar etwas zu und wurde in der Spitze im europäischen Handel bei 1,0676 Dollar gehandelt. zuletzt wurden im US-Handel mit 1,0655 Dollar etwa weniger bezahlt. Nach einem mutmaßlichen israelischen Angriff im Iran war der Euro zunächst bis auf 1,0611 Dollar gefallen. Anleger suchten den Dollar wie meist bei Krisen ebenfalls als "sicheren Hafen". Die Gemeinschaftswährung erholte sich jedoch rasch wieder. Schließlich wurde über keine Schäden berichtet.

Der als ebenfalls sicher geltende Schweizer Franken gab zwar auch einen Teil seiner Gewinne zu anderen wichtigen Währungen ab, er notierte zuletzt aber immer noch höher als vor den Berichten über den Angriff. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0653 (Donnerstag: 1,0679) Dollar fest.

In Deutschland schwächte sich der Rückgang der Preise auf Herstellerebene weiter ab. Im März sanken die Produzentenpreise im Jahresvergleich um 2,9 Prozent. Im Februar waren sie noch um 4,1 Prozent gefallen. Analysten hatten mit einem stärkeren Rückgang gerechnet.

Die Entwicklung wirkt sich auch auf die Verbraucherpreise aus, an denen die EZB ihre Geldpolitik ausrichtet. Weil sich die allgemeine Teuerung zuletzt abgeschwächt hat, steuert die Notenbank auf Zinssenkungen zu. Allgemein wird der erste Schritt im Juni erwartet.

Erneute Verluste von rund 2,6 Prozent mussten Sartorius-Vorzüge einstecken, die damit ihre desaströse Entwicklung seit gestern fortsetzten. Ein schwaches Auftaktquartal hatte die Aktie des Göttinger Laborbetreibers gestern um über 15 Prozent schwer getroffen.

Wie oftmals in scheren Zeiten legten Telekom hingegen knapp ein Prozent zu. Zuletzt schüttete der Bonner Konzern 0,77 Euro Dividende aus. Der Abschlag wird mittlerweile aufgeholt.

Ein Ende der Nachfrageschwäche in der Chemieindustrie rückt nach den Worten von BASF-Chef Martin Brudermüller näher. "Wir sehen eine Bodenbildung", sagte Brudermüller der "Neuen Zürcher Zeitung". "Der Preisverfall und der Volumenrückgang bei den Verkäufen sind gestoppt", fügte er hinzu. Von einer durchgreifenden Wende wolle er aber noch nicht sprechen.

Der Bremsenhersteller Knorr-Bremse steigt mit einer Übernahme in das Geschäft mit Signaltechnik für den Zugverkehr ein. Dazu kauft das MDAX-Unternehmen dem französischen Schienenfahrzeug-Hersteller Alstom dessen US-Geschäft mit konventioneller Bahn-Signaltechnik ab, wie es am Abend nach Börsenschluss in München mitteilte. Der Kaufpreis liege bei 630 Millionen Euro. Knorr-Bremse verspricht sich von der Übernahme Perspektiven für ein profitables Geschäftswachstum, technisches Wissen und künftige digitale Geschäftsmodelle.

Die Alstom-Tochter gehöre in Nordamerika zu den führenden Unternehmen in diesem Bereich, hieß es weiter. Im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende März erzielte Alstom Signaling Nordamerika nach vorläufigen Zahlen den Angaben zufolge einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro. Davon blieben rund 16 Prozent als Gewinn vor Zinsen und Steuern übrig. Vollzogen werden soll die Übernahme den Angaben zufolge im Sommer. Knorr-Bremse will den Kauf mit vorhandenem Geld und Fremdkapital finanzieren.

Der Industriekonzern Thyssenkrupp geht wegen einer milliardenschweren verlorenen U-Boot-Ausschreibung juristisch gegen die Niederlande vor. Thyssenkrupp Marine Systems habe bei dem District Court in Den Haag am 29. März 2024 formal Einspruch gegen die U-Boot-Entscheidung des niederländischen Verteidigungsministeriums zugunsten des französischen Konkurrenten eingelegt, teilte das MDAX-Unternehmen heute mit. Damit sollten Fristen gewahrt werden. Die Niederlande hatten der französischen Naval Group den Zuschlag gegeben.

Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) erklärte, diese Maßnahme sei in derartigen öffentlich ausgeschriebenen Großprojekten ein professioneller Geschäftsvorgang und Teil des Wettbewerbs. So benötige es Zeit, bis die niederländische Beschaffungsbehörde beziehungsweise das Verteidigungsministerium die Fragen beantworten könnten.

Die niederländische Regierung hatte im März den Auftrag für den Bau von vier U-Booten an die Franzosen vergeben. Die ersten beiden U-Boote sollen binnen zehn Jahren einsatzbereit sein. Einen Preis nannte Verteidigungsminister Christophe van der Maat nicht, es dürfte sich aber um einen Milliardenbetrag handeln.

Europas größter Laborbetreiber Synlab ist in Italien Ziel eines Hackerangriffs geworden. Als Vorsichtsmaßnahme und in Übereinstimmung mit den IT-Sicherheitsverfahren von Synlab seien alle IT-Systeme in Italien sofort deaktiviert worden, als der Angriff am 18. April 2024 festgestellt worden sei, teilte das im SDAX notierte Unternehmen am Abend mit. Aufgrund des Vorfalls sei der Geschäftsbetrieb in Italien weitgehend ausgesetzt worden.

Das Unternehmen habe die Strafverfolgungsbehörden alarmiert und arbeite eng mit den zuständigen Behörden zusammen. Die finanziellen Auswirkungen des Vorfalls auf Synlab könnten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgeschätzt werden. Der Geschäftsbetrieb von Synlab außerhalb Italiens sei von dem Vorfall nicht betroffen.

Der britische Billigflieger Easyjet sieht wegen der hohen Luftfahrtgebühren derzeit kaum Raum für deutliches Wachstum in Deutschland. Easyjet-Vorstand und Europachef Thomas Haagensen kritisierte, dass die im internationalen Vergleich hohen Standortkosten rund ums Fliegen spürbares Wachstum verhinderten. "In Europa ist Deutschland nicht wettbewerbsfähig."

Angesichts der Probleme auf dem Smartphone- und Laptop-Markt rechnet der weltgrößte Chiphersteller TSMC mit einer schwächeren Entwicklung der Halbleiter-Branche in diesem Jahr als zuletzt. Der Markt für exklusive Speicherchips dürfte 2024 gegenüber dem Vorjahr um rund 10 Prozent wachsen, sagte TSMC-Chef C.C. Wei in einer Telefonkonferenz mit Analysten anlässlich der am Donnerstag vorgestellten Zahlen des ersten Quartals im taiwanesischen Hsinchu. Bislang war der Branchenführer von einem Wachstum von mehr als 10 Prozent ausgegangen.

Der US-Konsumgüterriese Procter & Gamble (P&G) ist angesichts der stabilen Nachfrage nach seinen Produkten trotz Preiserhöhungen zuversichtlicher für das Geschäftsjahr. Der Konzern mit Marken wie Pampers, Always und Ariel rechnet nun mit einem Anstieg des Kerngewinns von zehn bis elf Prozent, wie er heute mitteilte. Zuvor hatte er zwischen acht und neun Prozent angepeilt.

Im dritten Quartal des Geschäftsjahres stieg der Nettoumsatz auf 20,2 Milliarden Dollar von 20,07 Milliarden Dollar im Vorjahr. Analysten hatten mit 20,41 Milliarden Dollar gerechnet. Der Nettogewinn stieg auf 3,75 Milliarden Dollar von 3,4 Milliarden im Jahr zuvor. Die Preise stiegen insgesamt um drei Prozent.

Der Facebook-Konzern Meta veröffentlicht eine neue, leistungsstärkere Version seines KI-Modells. Die Software mit dem Namen Llama-3 soll unter anderem neue Funktionen in Apps wie Instagram und WhatsApp bringen sowie im hauseigenen Assistenten Meta AI laufen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 19. April 2024 um 09:00 Uhr.