Tarifstreit GDL bricht laut Bahn die Tarifverhandlungen ab
Bei der Bahn drohen neue Streiks: Laut Konzern hat die GDL die Tarifverhandlungen erneut platzen lassen. Hauptstreitpunkt bleibt offenbar die 35-Stunden-Woche. Die Wortwahl beider Seiten in den Pressemitteilungen ist drastisch.
Bei der Deutschen Bahn drohen erneut Streiks. Die vor einigen Wochen wieder aufgenommenen Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL sind nach Angaben des Konzerns gescheitert. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer habe die Verhandlungen abgebrochen, teilte die Bahn mit. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet.
"Trotz weitreichender Zugeständnisse der Deutschen Bahn und trotz des Einsatzes von zwei erfahrenen Moderatoren hat die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) die vertraulichen Tarifverhandlungen mit der Bahn heute frühzeitig platzen lassen", schreibt die Bahn in einer Mitteilung. Ursprünglich sollte bis Sonntag weiter verhandelt werden.
Der Ton zwischen beiden Seiten ist ausgesprochen rau: Die GDL habe sich in den vergangenen Wochen keinen Millimeter bewegt, so die Bahn. "Es ist unfassbar, dass die Lokführergewerkschaft trotzdem vom Tisch aufsteht und damit für die Kunden weitere Streiks drohen", erklärte der Bahn-Personalvorstand Martin Seiler.
GDL: Bahn hat Informationen "durchgestochen"
Die GDL bestätigte den Abbruch der Verhandlungen nicht konkret, griff die Bahn in einer Pressemitteilung aber scharf an und war ihr vor, sich nicht an die vertraglichen Verpflichtungen gehalten zu haben. Es sei Vertraulichkeit bis zum 3. März vereinbart worden und diese Vereinbarung habe das Unternehmen gebrochen. Informationen seien "gezielt vom DB-Management" an die Bild-Zeitung durchgestochen worden, "um es dann der Gewerkschaftsseite anzuhängen", erklärte die GDL.
Die Gewerkschaft werde sich bis zum kommenden Montag nicht äußern, heißt es darin weiter. Am Montagvormittag soll dann eine Pressekonferenz stattfinden.
GDL bleibt bei Kernforderung unnachgiebig
Gescheitert seien die Gespräche auch dieses Mal an der Kernforderung der Gewerkschaft nach einer Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter, so die Bahn. "Die GDL beharrte bis zuletzt dogmatisch auf der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich." Die Gewerkschaft will außerdem auch für Teile der Infrastruktur Tarifverträge aushandeln. Beide Punkte lehnt die Bahn bisher ab.
Die Tarifverhandlungen bei der Bahn hatten Anfang November begonnen. Schon nach der zweiten Gesprächsrunde erklärte Weselsky die Verhandlungen für gescheitert und leitete eine Urabstimmung ein. Insgesamt viermal legte die GDL mit zwei Warnstreiks und zwei längeren Streiks weite Teile des Bahnverkehrs in Deutschland lahm. Fern-, Regional- und Güterverkehr standen über Tage still.
Bahn prüft nun nächste Schritte
Den jüngsten Arbeitskampf Ende Januar beendete die GDL vorzeitig und kehrte überraschend an den Verhandlungstisch zurück. Seither wurde hinter verschlossenen Türen miteinander gesprochen. An die Öffentlichkeit drang in dieser Zeit nichts, weder zum Gesprächsfortschritt noch zur Stimmung zwischen beiden Seiten. Verhandelt worden sei in Berlin.
Die Verhandlungen wurden vom früheren Bundesinnenminister Thomas de Maizière und Daniel Günther, dem Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, moderiert. Beide hätten auch Kompromissvorschläge zur wöchentlichen Arbeitszeit gemacht, so die Bahn.
"Die DB bewertet nun die aktuelle Situation und prüft die nächsten Schritte", hießt es in der Pressemitteilung. Ob GDL und Bahn wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren werden, ist derzeit völlig offen. Neue Streiks gelten als wahrscheinlich. Bis zur Pressekonferenz am Montag wird aber wohl erst einmal nichts geschehen, denn beide Seiten hatten bis einschließlich Sonntag eine Friedenspflicht vereinbart.