GM-Chef Henderson muss gehen Letzte Option Rücktritt
Am Ende fehlte GM-Chef Henderson im eigenen Haus der notwendige Rückhalt. Nach nur acht Monaten im Amt blieb ihm nur der Rücktritt - auch wegen der anhaltend katastrophalen Verkaufszahlen. Neuer starker Mann in Detroit ist Hendersons Intimfeind, der Verwaltungsratschef Whitacre.
Von Ralph Sina, WDR-Hörfunkstudio Washington
"Das war ein hektischer Tag für uns", sagt GMs mächtiger Verwaltungsratschef Ed Whitacre, als er kurzatmig und kurz angebunden in Detroit vor die überstürzt eingeladene Presse tritt.
"Vielen Dank, dass sie der kurzfristigen Einladung gefolgt sind", gibt sich Whitacre betont höflich. Und dann bedankt er sich bei dem Mann, den er seit Wochen mit allen Mitteln bekämpft und lächerlich gemacht hatte: Fritz Henderson. Erst vor acht Monaten hatte US-Präsident Obama Henderson zum neuen GM-Boss und zum Hoffnungsträger des Detroiter Staatskonzerns gemacht.
Keine Lorbeeren für das erfolgreiche Konkursverfahren
"Fritz hat einen beachtlichen Job gemacht", lobt ihn sein Intimfeind Whitacre zum Abschied. Dabei hatte Whitacre während des gesamten letzten halben Jahres nur den Kopf über Hendersons Idee geschüttelt, ausgerechnet GMs technologischen Vorreiter Opel an Magna und dessen russische Partner zu verkaufen. Als Henderson vor wenigen Wochen verkündete, der Opel-Magna-Deal sei endgültig unterschriftsreif, hatte Whitacre längst den Daumen nach unten gesenkt.
Der gesamte Verwaltungsrat sei Henderson dankbar für dessen zahlreiche Leistungen und Führungsqualität, heuchelt sein Interimsnachfolger Whitacre, der Henderson wegen dessen 25 GM-Jahren stets als Altlast betrachtete. Die Tatsache, dass Henderson General Motors in Rekordzeit durch das größte Konkursverfahren der US-Industriegeschichte steuerte, beeindruckt Whitacre nicht sonderlich.
Mit Strategie und Verkaufszahlen unzufrieden
Und so blieb dem 51-jährigen Henderson während der Detroiter Sitzung der GM-Spitze gar nichts anderes übrig, als seinen Rücktritt anzubieten. Denn auf dem Tisch seines mächtigen Gegenspielers Whitacre lagen die neuesten GM-Verkaufszahlen. Und die waren im November erneut deprimierend: Während die japanischen und vor allem die südkoreanischen Konkurrenten in den USA um bis zu 45 Prozent zulegten, gingen die GM-Verkaufszahlen erneut um zwei Prozent zurück. Selbst von der US-Abwrackprämie hatte GM weit weniger profitiert als fast alle Konkurrenten.
Auch die US-Abwrackprämie rettete Henderson nicht: Der GM-Absatz schrumpfte trotzdem weiter.
Dieses sei eine Zeit der Herausforderung und des "change", der grundlegenden Veränderung benutzte GMs neuer Superboss Whitacre während der Detroiter Pressekonferenz die Wahlkampf-Lieblingsvokabel des US-Präsidenten. Der gesamte Verwaltungsrat sei sich einig gewesen, dass GM einige Veränderungen brauche, um voran zu kommen.
Whitacre ist Gegner von Subventionen
Dem neuen GM-Boss und alten Verwaltungsratsvorsitzende sind staatliche Subventionen ein Gräuel. Im Gegensatz zu Henderson hält er deshalb auch Staatshilfen der Bundesregierung für die Rettung von Opel nicht für zwingend notwendig. "Wenn Frau Merkel nicht zahlen will, dann zahlen wir eben selbst", heißt die Devise des Texaners, der Giftschlangen auf seiner Farm gern eigenhändig köpft.
Whitacre ist fest entschlossen, ein neues Kapitel in der GM-Geschichte aufzuschlagen und die GM-Hilfen der US-Steuerzahler schnell zurückzuzahlen. Doch ohne neue benzinsparende Modelle sind das nur markige Worte.