Schuldenstreit mit Griechenland Athen will weiterverhandeln
Einen Tag nach dem Abbruch der Verhandlungen macht Griechenland wieder Angebote an EU, EZB und IWF: Man sei bereit, weiter zu verhandeln, ließ Regierungschef Tsipras mitteilen. Er will nun wohl auch eine zentrale Forderung der Institutionen akzeptieren.
Gestern noch sah es so aus, als blieben im griechischen Schuldenstreit beide Seiten hart und unversöhnlich: EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker - eigentlich der Brückenbauer zu Athen - brach die Verhandlungen nach nur 45 Minuten sichtlich frustriert ab. Wenig später polterte Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras einmal mehr in Richtung Brüssel: Die Verhandlungspartner hätten neue Rentenkürzungen gefordert, dahinter stehe ganz klar "politischer Opportunismus".
Der Abbruch der Verhandlungen hatte direkte Folgen an der Athener Börse, dort stürzten die Kurse zeitweise um sieben Prozent. Das mag erklären, warum Tsipras bereits einen Tag nach dem Eklat wieder Einigungsbereitschaft signalisiert: Man hoffe auf eine rasche Kontaktaufnahme und erwarte "eine Einladung der Institutionen", hieß es aus Athen.
Und er machte offenbar auch ein Zugeständnis: Nach langem und heftigem Widerstand habe die griechische Regierung ein Primärüberschussziel von einem Prozent für 2015 akzeptiert, teilte die EU-Kommission mit. Allerdings sei der dafür notwendige Maßnahmenkatalog noch nicht vorgelegt worden. Unklar ist auch, ob das reicht: Nach Einschätzung Brüssels muss Griechenland bis zu zwei Milliarden Euro zusätzlich einsparen.
Varoufakis: Wir brauchen eine Umschuldung
Zuvor hatte Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis auf längere Laufzeiten zur Schuldentilgung und einen Schuldenerlass gepocht. Er sagte der "Bild"-Zeitung, sein Land brauche eine Umschuldung: "Nur so können wir die Rückzahlung von so viel Schulden wie möglich garantieren und auch leisten." Er verzichte auf weitere Hilfsgelder, wenn die Gläubiger einen Schuldenschnitt anböten. Außerdem benötige Griechenland längere Laufzeiten.
Athen läuft die Zeit davon
Griechenland ringt seit Monaten um die Freigabe der letzten 7,2 Milliarden Euro aus dem laufenden Rettungsprogramm. Die Kreditgeber - Internationaler Währungsfonds, Europäische Zentralbank und Europäische Union - verlangen dafür Reformen. Nach Einschätzung von Experten steht Athen kurz vor der Staatspleite und damit womöglich auch vor dem Ausscheiden aus dem Euro. Ende Juni muss Griechenland 1,6 Milliarden Euro an den IWF zurückzahlen, wenig später weitere Milliardenbeträge an die EZB.
Am Donnerstag beraten die 19 Euro-Finanzminister. Dann könnte sich entscheiden, ob es noch vor Ablauf des Rettungsprogramms Ende Juni eine Lösung geben kann. Im Falle einer Staatspleite müssten die Geldgeber wohl einen Großteil der bisher gewährten 240 Milliarden Euro abschreiben.