Neuer griechischer Finanzminister Tsakalotos Lampenfieber statt scharfer Rhetorik
Griechenlands neuer Finanzminister Tsakalotos will weiter mit den Gläubigern verhandeln. Er gilt als zurückhaltender als sein Vorgänger Varoufakis. Seine Ernennung kann als Zugeständnis an die Eurogruppe verstanden werden.
Der neue griechische Finanzminister Euklides Tsakalotos hat sich für eine Fortsetzung der Verhandlungen Athens mit seinen Gläubigern ausgesprochen. "Ich denke, dass sich etwas in Europa ändern kann", sagte der 55-Jährige kurz nach seiner Ernennung am Montagabend in Athen. Die Griechen hätten bei dem Referendum am Sonntag deutlich gemacht, dass sie "Besseres verdient haben" und eine "nicht-lebensfähige Lösung nicht akzeptieren" könnten.
Tsakalotos gab zu, angesichts des neuen Postens "Lampenfieber" zu haben. Es sei "nicht der einfachste Moment in der griechischen Geschichte", um Finanzminister zu werden.
Kampf gegen Bestechung
Im Gegensatz zu seinem überraschend zurückgetretenen Vorgänger Yanis Varoufakis ist Tsakalotos Mitglied der Syriza-Partei von Ministerpräsident Alexis Tsipras. Tsakalotos hat sich den Kampf gegen Steuerbetrug und Bestechung sowie für bessere Verwaltungsstrukturen auf die Fahnen geschrieben.
In früheren Berichten wird Tsakalotos als überzeugter Keynesianer beschrieben. Das bedeutet: Er glaubt daran, in einer wirtschaftlichen Notsituation Schulden zu machen, um einen Aufschwung zu initiieren.
Der in Rotterdam geborene Euklides Tsakalotos studierte Wirtschaft, Politik und Philosophie an den Universitäten Oxford und Sussex. Der Abgeordnete war nach dem Syriza-Wahlsieg am 25. Januar stellvertretender griechischer Außenminister - zuständig für internationale Wirtschaftsbeziehungen.
Tsakalotos ist mit den aktuellen Herausforderungen, vor denen Griechenland steht, bestens vertraut. Auf Wunsch von Ministerpräsident Tsipras koordinierte er in der Vergangenheit die Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern - an der Seite von Yanis Varoufakis. Tsakalotos gilt als zurückhaltender als sein Amtsvorgänger. Seine Ernennung wird daher als Zugeständnis an die Euro-Gruppe verstanden.
Doch auch Tsakalotos wirft den Gläubigerinstitutionen vor, mitverantwortlich für anhaltende Steuerhinterziehungen zu sein. Denn diese hätten niemals erklärt, dass Athen kein Geld mehr bekomme, wenn es die Reichen nicht besteuere. Stattdessen hätten die Gläubiger die Position vertreten, Voraussetzung für die Auszahlung der ausstehenden Kredittranche sei, dass die griechische Regierung die Renten kürze.
Während Varoufakis - auch in Kleidungsfragen - einen lässig-provokanten Stil pflegt, hat Tsakalotos mit Starallüren nichts im Sinn. Doch auf Varoufakis' Motorrad waren die beiden verschiedentlich gemeinsam unterwegs. Und die Vorliebe seines Vorgängers für farbenfrohe Rucksäcke teilt der neue Ressortchef auch.
Ein schwieriger Auftakt
Gleich zu Beginn seiner Amtszeit erwartet den neuen Finanzminister eine schwierige Woche. Denn die Euro-Gruppe erwartet von der griechischen Regierung einen neuen Vorschlag, wie der Schuldenstreit mit den internationalen Geldgebern beigelegt werden kann. Die griechische Regierung habe sich "einseitig aus den laufenden Verhandlungen" mit den Gläubigerinstitutionen über die Bedingungen für weitere Finanzhilfe zurückgezogen, hieß es in der EU.