Europäische Hilfe wohl alternativlos Dublin wird die Kröten schlucken
Noch immer hat Irland offiziell keine europäischen Kredite beantragt. Aber es zeichnet sich ab, dass das hoch verschuldete Land Hilfe akzeptieren wird. Gespräche mit EU, IWF und EZB laufen. Die Menschen in Irland haben indes das Vertrauen in ihre Regierung längst verloren.
Von Torsten Huhn, NDR-Hörfunkstudio London
Nach Tagen des Zögerns zeichnet sich nun ab, dass Irland internationale Finanzhilfe akzeptieren wird - und auch anerkennt, dass damit Bedingungen verbunden sein werden. Der irische Zentralbankchef Honohan erklärte, er erwarte, dass Irland von den EU-Staaten und vom Internationalen Währungsfonds (IWF) umfangreiche Kredite erhält, um sein kriselndes Bankensystem zu stützen. Es werde sich bei dem Hilfspaket nicht um eine Rettungsaktion wie die für Griechenland handeln, sondern um einen hohen zweistelligen Milliardenkredit. Es gebe aber im Moment noch keine konkreten Entscheidungen in dieser Sache.
"Kein Vertrauen mehr in die Regierung"
Auch wenn die Regierung in Dublin weiterhin betont, sie habe weder die EU noch den IWF offiziell um Hilfe gebeten, so wird es doch zu einer Unterstützungsaktion kommen. "Es ist klar, dass es international kein Vertrauen mehr in die Regierung dieses Landes gibt, die Probleme im Bankensystem zu lösen", sagt Dan O'Brien, Redakteuer der Zeitung "Irish Times". Jedem sei klar, dass eingegriffen werden müsse, weil die Lage so ernst und die Regierung offensichtlich unfähig sei, das Problem in den Griff zu bekommen. Der Redakteur ist überzeugt: "Das Ganze hat große Auswirkungen auf den Euro, auf die anderen Euro-Staaten und das internationale Finanzsystem."
Sparen und zahlen
Auch die Volkswirtin Megan Greene sieht Irland auf dem Weg zu internationaler Hilfe. Denn das kleine Land hat schon 50 Milliarden Euro in sein Bankensystem gepumpt, und das scheint immer noch zu wenig. "Ich denke, dass Irland die Bedingungen akzeptieren muss, die an Kredite geknüpft sind. Die Regierung hat bereits viele Sparmaßnahmen beschlossen und will weitere sechs Milliarden im nächsten Jahr einsparen." Allerdings würden die Bedingungen wohl noch mehr Sparen erfordern.
"Die Leute haben die Nase voll"
Die irische Regierung vertritt nach außen hin weiter die Ansicht, Hilfen für den irischen Staatshaushalt seien trotz des erheblichen Schuldenberges nicht notwendig, da das Land bis Mitte 2011 genügend Mittel habe. Aber dahinter steht die Angst vor dem Zorn der Bevölkerung, die ohnehin schon wütend auf die Regierung ist. "Die Menschen sind ziemlich verärgert über die Regierung. Sie haben das Gefühl, dass die Krise schlecht gemanagt wird. Sie glauben, dass die Regierung falsch gehandelt hat, als sie den Banken Garantien für ihre Verbindlichkeiten gab. Die Leute haben die Nase voll", sagt Irland-Expertin Greene.
Welle von Auswanderung befürchtet
Aber auch die Angst vor dem Verlust der politischen Entscheidungsfreiheit spiele eine große Rolle, erklärt Greene. "Die Menschen fürchten, dass Irland einen Teil seiner Souveränität an den Internationalen Währungsfonds verliert. Sie haben Sorgen, dass es wieder wie in den 80er Jahren eine Welle von Auswanderung gibt und sie ihre Kinder ins Ausland schicken müssen, um Arbeit zu finden."
In Dublin haben Vertreter des Internationalen Währungsfonds, der Europäischen Zentralbank und der Europäischen Kommission Gespräche mit der irischen Regierung aufgenommen. Dabei geht es vor allem darum, wie der Bankensektor stabilisiert werden kann. Schnelle Entscheidungen werden aber nicht erwartet.