Banken geht das Geld aus Warum will Irland sich nicht helfen lassen ?
Ein irischer Politiker nach dem anderen bekundet in diesen Tagen, dass Irland keine Hilfe durch die EU benötige. Dabei haben die Banken des Landes ein gewaltiges Liquiditätsproblem, das sie kaum aus eigener Kraft lösen können. Doch noch wehrt sich Dublin gegen Hilfe, und das hat vier Gründe.
Von Barbara Wesel, RBB-Hörfunkstudio London
"Es gibt keinen Grund, weshalb Irland eine Finanzspritze vom Internationalen Währungsfonds oder der EU braucht", wiederholte am Morgen Europaminister Dick Roche als fünftes oder sechstes Mitglied der Regierung in Dublin. Vom Premierminister abwärts singen alle vom gleichen Notenblatt. Aber was ist so schlimm daran, Geld aus dem Brüsseler Nothilfefonds zu nehmen ?
1. Die Vorsorge
Irland beharrt darauf, dass es gegenwärtig kein Geld braucht. Die Staatsausgaben seien finanziert bis zum nächsten Sommer, man hat schon vor Monaten ausreichend Geld am Finanzmarkt geliehen. Steigen jetzt also die Zinsen für diese langjährigen Bonds wie in den vergangenen Tagen, entsteht dadurch zunächst kein finanzieller Schaden.
2. Die Sorge um die Eigenständigkeit
Irland hat Angst um seine finanzielle Souveränität. Ließe es sich retten, nach dem Muster von Griechenland, würde es einen Teil seiner Haushaltshoheit verlieren und müsste Brüsseler Kontrolleure ins Land lassen. Die würden, so wird befürchtet, quasi im Auftrag von Deutschland und Frankreich vor allem die extrem niedrige Unternehmenssteuer abschaffen. Sie liegt derzeit bei nur 12,5 Prozent und hat vor allem US-Investoren ins Land gelockt - EU-Durchschnitt ist über 20 Prozent .
3. Die Angst vor dem Wähler
Darüber hinaus wäre es bei den europaskeptischen Iren extrem unbeliebt (man erinnert sich an fehlgeschlagene Volksabstimmungen), wenn Brüssel in Dublin reinreden würde. Der Untergang von Premier Brian Cowen und seinem Kabinett wäre die direkte Folge - die Regierungskoalition von Fianna Fail und Grünen hat nur eine hauchdünne Mehrheit, Nachwahlen stehen in den nächsten Wochen an.
4. Das nationale Trauma
Für Irland ist es ein historisches Trauma, von anderen Ländern beherrscht zu werden. Die Republik ist noch nicht einmal seit 100 Jahren unabhängig, nach einem langen blutigen Bürgerkrieg, der die Jahrhunderte alte Herrschaft durch die Briten beendet. Volle Souveränität bedeutet für Irland politisch und emotional mehr als für andere Länder in Europa.