Handelsministerin reist ab Kanada sieht derzeit keine Chance für CETA
CETA wackelt: Die kanadische Handelsministerin brach die Gespräche mit der belgischen Region Wallonie ab. Die EU sei derzeit nicht in der Lage, mit Kanada ein Handelsabkommen abzuschließen, sagt sie resigniert - und packte ihre Koffer. Die EU gibt CETA noch nicht verloren.
Die Blockade der EU durch unbeugsame Wallonen hat Folgen. Das Freihandelsabkommen CETA steht auf der Kippe. Kanadas Handelministerin packte resigniert ihre Koffer und flog zurück in die Heimat. "Es scheint für mich und Kanada offensichtlich, dass die Europäische Union derzeit nicht in der Lage ist, ein internationales Abkommen abzuschließen", sagte Freeland und fügte enttäuscht hinzu: "Nicht einmal mit einem Land, das europäische Werte teilt wie Kanada." Die Verhandlungen seien gescheitert.
Die belgische Region Wallonie hatte ein Veto gegen das Abkommen eingelegt und blockiert damit derzeit das EU-Freihandelsabkommen mit Kanada. Zuständig ist eigentlich die belgische Föderalregierung, doch hatte die Regierung der Wallonie zuletzt direkt mit Freeland gesprochen. Ob Freelands Absage endgültig ist, ist nicht ganz klar.
Für die EU ist CETA noch nicht am Ende
Die EU gibt CETA noch nicht verloren. Man halte den Verhandlungsstopp mit der Regionalregierung der Wallonie nicht für das Ende des Weges zur Unterzeichnung des Abkommens zwischen der EU und Kanada, hieß es aus der Brüsseler Behörde. "Ich verliere nicht die Hoffnung", sagte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. "Ich glaube, dass es durchaus möglich ist, in den nächsten Tagen noch eine Lösung mit unseren wallonischen Freunden zu finden."
Ähnlich äußerte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Abschluss des EU-Gipfels. "Ich bin optimistisch dahingehend, dass man bei CETA vielleicht noch eine Lösung findet", sagte sie. "Ich kann dem aber nicht vorgreifen". Auch Frankreichs Staatschef François Hollande äußerte Hoffnung auf eine Einigung. "Ich denke, es ist möglich, einen Kompromiss zu finden, und Kanada unternimmt alle notwendigen Anstrengungen."
Paul Magnette ist "Mister No"
Der wallonische Ministerpräsident Paul Magnette sah nach stundenlangen Verhandlungen mit Vertretern der EU und Kanadas zwar Fortschritte, aber wegen der strittigen Frage der Schiedsgerichte noch keine Einigung.
Mister No: Der Ministerpräsident der Wallonie, Paul Magnette
Der Druck auf Magnette und seine Regierung, dem geplanten Freihandelsabkommen zwischen der EU und Kanada zuzustimmen, war in den vergangenen Tagen massiv gestiegen. Während des zweitägigen EU-Gipfels in Brüssel liefen intensive Gespräche mit dem Ziel, die Wallonie zur Zustimmung zu bewegen. Das Parlament der südbelgischen Region hatte vor einer Woche mit deutlicher Mehrheit gegen CETA gestimmt. Das hindert die belgische Zentralregierung daran, das Abkommen im Namen des Landes zu unterzeichnen. Ohne Zustimmung Belgiens kann CETA nicht in Kraft treten.
Der CETA-Zeitplan dürfte jedoch kaum noch einzuhalten sein. CETA sollte eigentlich nächste Woche Donnerstag in Anwesenheit des kanadischen Premiers Justin Trudeau unterzeichnet werden. CETA kommt nur zustande, wenn alle EU-Staaten dafür sind Ziel des Abkommens ist der Abbau von Zöllen und Handelsabkommen. Kritiker fürchten, dass europäische Sozial-, Rechts- und Umweltstandards ausgehöhlt werden.