Studie zur Resilienz von Staaten Deutschlands Wirtschaft krisenfest
Pandemie, Inflation, Ukraine-Krieg: Die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft werden derzeit von Krisen belastet. Das Land hat im internationalen Vergleich eine hohe Widerstandskraft, so eine aktuelle Studie.
Die Bewältigung von Krisenerscheinungen gelingt in Deutschland einer Untersuchung zufolge bemerkenswert gut. Das Land habe insgesamt eine hohe "Resilienz", also die Fähigkeit, Belastungen auszugleichen und sich an veränderte Gegebenheiten anzupassen, so das Ergebnis einer Studie des Roman Herzog Instituts im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). Ein Team um Ökonom Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft, hat dazu bereits vorliegende Studien zur Widerstandfähigkeit von Staaten ausgewertet.
Demokratien reagieren flexibler
In der Rangliste von 24 untersuchten Industriestaaten rangiert Deutschland dabei auf Platz sechs, hinter Norwegen, Finnland, Schweden, der Schweiz und Dänemark. Die Autoren kommen auch zu dem Ergebnis, dass Demokratien insgesamt flexibler und letztlich erfolgreicher auf Krisen reagieren und sie bewältigen können als autoritäre Regime. China und Russland belegen im Resilienz-Vergleich bei beiden letzten Plätze.
Als Stärken der demokratisch organisierten Gesellschaften stellt die Studie den sozialen Zusammenhalt und das Vertrauen in staatliche Institutionen heraus. Entsprechend wird das gute Gesamtabschneiden der skandinavischen Länder begründet, wo laut Studie das Sozialstaatssystem stark ausgebaut ist.
Niedrige Staatsverschuldung schafft Freiräume
Deutschland hat vor allem dank seiner wirtschaftlichen Stärke eine hohe Widerstandskraft gegen Krisen entwickelt. So sorgte die im internationalen Vergleich geringe Staatsverschuldung dafür, dass Milliarden schwere Hilfspakete etwa zur Bewältigung der Corona-Krise für Unternehmen bereit gestellt werden konnten. Als Wirtschaftsstandort hat Deutschland für Unternehmen eine hohe Attrativität, bei der Bewertung der Innovationskraft und der Dynamik der Wirtschaft fällt es jedoch laut der Studie zunehmend zurück.
Das duale Ausbildungssystem sorgt wiederum dafür, dass Deutschland vom Thema Jugendarbeitslosigkeit, anders als etwa Griechenland, Portugal oder Spanien, wenig betroffen ist. "Die Chanchengerechtigkeit in Deutschland ist gestiegen, die Einkommensungleichheit jedoch nicht", heben die Autoren positiv hervor. Auch der Arbeitsmarkt habe sich günstig entwickelt, aus dem Hochlohnland sei auch "Hochbeschäftigungsland geworden". Derzeit herrscht hierlande aber ein Fachkräftemangel.
Führend in Sachen Nachhaltigkeit
Auch wenn in Deutschland oftmals bürokratische Hürden notwendige Innovation in der Wirtschaft verlangsame, liegt das Land beim Thema Nachhaltigkeit sogar in der Spitzengruppe der untersuchten Staaten. "Von allen Industriestaaten erreicht Deutschland die meisten Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen", heißt es in der Studie. Insgesamt, so ein Fazit der Studie, könne Deutschland dank seiner Resilienz den Herausforderungen der kommenden Jahre "vergleichsweise gelassen" entgegenblicken.