Neue Energiespar-Vorgaben Licht aus, Spot aus, Wasser aus
Die Vorgaben der Bundesregierung zum Energiesparen sind am 1. September in Kraft getreten. Viele städtische Wahrzeichen bleiben künftig dunkel, Rolltreppen rollen nicht mehr, Temperaturen sinken.
Wenn alle Energie sparen, kann die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen reduziert werden: So lautet das Ziel der neuen Energiesparverordnung. Es sei eine Gemeinschaftsaufgabe von Politik, Unternehmen sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern, heißt es dazu im Verordnungstext.
So müssen Hamburger seit gestern auf die Alsterfontäne auf der Binnenalster verzichten. Sie wurde zwei Monate früher abgeschaltet; üblicherweise wird sie bis November betrieben. "Durch das frühere Saisonende können bis zu 35.000 Kilowattstunden Strom monatlich gespart werden", erklärt Ralf Neubauer (SPD), Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte. Die Maßnahme ist Teil eines 25-Punkte-Plans des Hamburger Senats, der Einsparpotenziale bezüglich des Energieverbrauchs identifiziert und beschlossen hatte.
Aber es hat schon deutlich früher angefangen. In Köln ist man an Verzicht gewöhnt: Der Kölner Dom wird bereits seit einigen Wochen nicht mehr über Nacht angestrahlt. Damit befolgte die Stadt bereits vor in Kraft treten die Vorgaben der Bundesregierung, wonach Gebäude und Denkmäler nachts normalerweise nicht mehr dekorativ beleuchtet werden sollen.
Kuppel bleibt dunkel
Auch in Berlin werden viele Sehenswürdigkeiten nachts bereits nicht mehr angestrahlt. Beim Reichstagsgebäude wird ebenfalls schon seit längerem auf die Kuppelbeleuchtung verzichtet. Sie wird nachts ab 24 Uhr ausgeschaltet, wenn die Kuppel für Besucherinnen und Besucher geschlossen ist. Zudem wurden die Lichter der Nord- und Südfassade abgeschaltet, heißt es dazu in einer Pressemitteilung des Bundestags.
Außerdem wurden unter anderem die Sollwerte der Raumtemperatur für den Plenarsaal und die Fraktionssitzungssäle bereits auf die angestrebten Energieeinsparwerte eingestellt. Ferner wird bei Warmwasser gespart.
Treppen steigen für die Sparbilanz
Aber auch in der Wirtschaft wird längst reagiert: Bei einigen Handels-Unternehmen und Kaufhäusern müssen sich Kunden darauf einstellen, demnächst gelegentlich Treppen zu steigen. Wie die "Bild" berichtet, stehen in einzelnen Saturn-Märkten einige Rolltreppen still. Auch in Kaufhäusern von Galeria Karstadt Kaufhof soll Energie so gespart werden.
Leiden sollen die Kunden darunter allerdings nicht, versichert Miguel Müllenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gegenüber der Zeitung. "Im Bereich Beleuchtung und Rolltreppen sparen wir bereits Strom durch Ausschalten und Stilllegung, wo es möglich ist“, so der Topmanager.
Bewegungsmelder werden eingesetzt
Natürlich sind auch Museen und Kultureinrichtungen sind angehalten, zu sparen. Wo und wie der Energieverbrauch im Einzelnen reduziert werden könne, müsse je nach Sparte und Einrichtung genau geprüft werden, teilt die Bundesregierung mit. Museen und Bibliotheken stünden dabei vor ganz anderen Herausforderungen als Theater und Konzerthäuser, Kinos oder Clubs, heißt es.
So wird beispielsweise die Temperatur im Zuschauerraum und in den Büros der Deutschen Oper in Berlin laut Verordnung auf 19 Grad heruntergeregelt, teilt Pressesprecherin Kirsten Hehmeyer auf Nachfrage von tagesschau.de mit. Darüber, dass der Kunstgenuss jetzt nur noch mit Mantel und Schal erlebbar ist, muss sich allerdings niemand Sorgen machen: 19 Grad seien eine absolut angenehme Raumtemperatur und verlangen nicht mehr als einen Pullover oder eine Jacke. Um weitere Energie zu sparen, werde künftig auch mit Bewegungsmeldern in einigen Räumen gearbeitet, so Hehmeyer.
"Schließungen wären furchtbar"
Für Museen stellt sich das Problem der Temperatur zumindest für die Lagerung von Kunstwerken nicht, so Andreas Beitin vom Kunstmuseum Wolfsburg gegenüber dem NDR. Denn laut internationalem Standard sollten Kunstwerke bei einer Temperatur zwischen 19 und 23 Grad gelagert werden.
Beitin möchte Schließungen wie wie zu Corona-Hochzeiten auf jeden Fall verhindern: "Dann lieber reduzierte Öffnungszeiten als eine komplette Schließung, das wäre ganz furchtbar und da hoffe ich, dass wir da drum herumkommen werden."
DB-Zentrale längst dunkel
Auch die Deutsche Bahn (DB) hat ambitionierte Sparziele: Konzernchef Richard Lutz rechnet im kommenden Jahr mit milliardenschweren Mehrkosten für Energie. "Für dieses Jahr konnten wir uns gottlob noch gut absichern", sagte Lutz dem "Handelsblatt". Die DB werde beim derzeitigen Preisniveau allein im Jahr 2023 über zwei Milliarden Euro mehr für Strom zahlen müssen.
Um zu sparen, wird beispielsweise die gläserne DB-Konzernzentrale am Potsdamer Platz in Berlin nachts nicht mehr angestrahlt. Aber es gibt auch Grenzen der Sparbemühungen: In Bahnhöfen, Zügen und an den Arbeitsplätzen sei in vielen Bereichen aus Sicherheits- und Arbeitsschutzgründen eine Mindesthelligkeit vorgeschrieben, wie das Unternehmen mitteilt.