Heizöl, Grundstoffe, Holz Preise der Hersteller fallen in Rekordtempo
Die Erzeugerpreise gelten als Vorbote der Inflation. Im September sind sie in einem noch nie dagewesenen Tempo gesunken. Rund 15 Prozent weniger kosteten die gewerblichen Produkte weniger als noch im Vorjahr.
In Deutschland sind die Preise auf Herstellerebene in einem bisher unerreichten Tempo gefallen. Die Produzenten gewerblicher Produkte - von Kartoffeln bis Strom - senkten ihre Preise im Durchschnitt um 14,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Rückgang im September ist der stärkste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1949 und übertrifft auch den bisherigen Rekord des Vormonats.
Für Verbraucher sind das gute Nachrichten: In der Statistik werden die Preise für Produkte geführt, bevor sie weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Das ermöglicht frühzeitige Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verbraucherpreise. Diese legten zuletzt mit 4,5 Prozent so langsam zu wie seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 nicht mehr. Experten wie ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski gehen davon aus, dass die Inflationsrate bis zum Jahresende auf etwa drei Prozent zurückgehen kann.
Energie deutlich günstiger
Die Statistiker erklärten den starken Preisrückgang vor allem mit einem sogenannten Basiseffekt: Im vergangenen Jahr waren die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, zeitweise mit einer Rekordrate von 45,8 Prozent gestiegen. Hauptgrund war der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der Energie und viele Rohstoffe extrem verteuert hatte. Mittlerweile sind die Preise aber wieder gesunken, was auch die allgemeine Teuerung auf Unternehmensebene drückt.
Hauptverantwortlich für den Rückgang in diesem Jahr sind vor allem die Energiepreise - sie fielen im Vorjahresvergleich um rund 35 Prozent. Im September 2022 hatten sie einen historischen Höchststand erreicht. Die Preise für Strom sanken dabei um 46,2 Prozent. Leichtes Heizöl verbilligte sich um 10,9 Prozent, Kraftstoffe wie Benzin um 8,0 Prozent. Für Erdgas wurde 36,9 Prozent weniger verlangt. Im Monatsvergleich gingen die Energiepreise ebenfalls zurück. Konsum- und Investitionsgüter waren teurer als ein Jahr zuvor.
Auch Vorleistungsgüter wie Metalle und chemische Grundstoffe waren billiger als im September 2022. Ebenso war Holz günstiger. Deutlich teurer als vor einem Jahr waren dagegen Kalk, Zement, Kies und Sand. Der Anstieg der Preise vor allem für mineralische Baustoffe erschwert die Lage der Baubranche zusätzlich.
Zucker und Kartoffeln deutlich teurer
Nahrungsmittel kosteten dagegen zuletzt 5,5 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Besonders stark stiegen die Preise für Zucker (plus 84,7 Prozent). Verarbeitete Kartoffeln kosteten 28,5 Prozent mehr. Obst- und Gemüseerzeugnisse waren 17,2 Prozent teurer als ein Jahr zuvor, Speiseeis kostete 18,5 Prozent mehr.
Die Erzeugerpreise bilden die Verkaufspreise der Produzenten ab. Die Entwicklung wirkt sich auch auf die Verbraucherpreise aus, an denen die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik ausrichtet. Wegen der hohen Teuerung hat die EZB ihre Leitzinsen seit vergangenem Sommer deutlich angehoben.