Konjunkturschwäche hält an Deutschlands Exportflaute geht weiter
Die deutschen Exporte sind im Oktober überraschend den zweiten Monat in Folge gesunken. Grund ist die schwache Konjunktur in Europa. Auch die Importe schrumpfen unerwartet.
Die deutsche Konjunktur kommt nicht in Schwung: Die Exporte fielen im Oktober kalender- und saisonbereinigt um 0,2 Prozent zum Vormonat auf 126,4 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem Anstieg von 1,1 Prozent gerechnet, nachdem es im September mit minus 2,5 Prozent ein deutliches Minus gegeben hatte. Im Vergleich zum Vorjahresmonat fielen die Ausfuhren um 8,1 Prozent.
Keine Exportbelebung
"Die Exportflaute setzt sich fort", sagte der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier. In den ersten zehn Monaten fielen die Ausfuhren um 0,8 Prozent schwächer aus als im Vorjahreszeitraum und summierten sich auf gut 1,3 Billionen Euro. "Insbesondere die wirtschaftliche Abkühlung in der EU trifft die deutsche Exportwirtschaft hart", sagte Treier.
Angesichts der Exportschwäche steigt die Wahrscheinlichkeit für eine anhaltende Konjunkturflaute in Deutschland. Das Muster der vergangenen Quartale aus "leichtem Schrumpfen, Stagnation und sehr bescheidenem Wachstum" dürfte sich fortsetzen, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Die schwache Weltwirtschaft steht einer Exportbelebung weiter entgegen", unterstrich der Chefökonom der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger.
Rückgang in Europa
In die EU-Mitgliedstaaten wurden im Oktober Waren im Wert von 67,9 Milliarden Euro verkauft, ein Rückgang von 2,7 Prozent zum Vormonat. Wichtigster Abnehmer von Waren "Made in Germany" blieben die USA. Das Geschäft mit der weltgrößten Volkswirtschaft wuchs um 5,7 Prozent auf 13,5 Milliarden Euro. Die Ausfuhren nach China nahmen um 1,5 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro zu, die nach Großbritannien stiegen um 5,6 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro.
Die Exporte in die Russische Föderation sanken im Oktober 2023 gegenüber September 2023 kalender- und saisonbereinigt um 5,0 Prozent auf 0,6 Milliarden Euro. Gegenüber Oktober 2022, als infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine der Export nach Russland bereits stark zurückgegangen war, nahmen sie um 40,5 Prozent ab.
Stimmung hellt sich auf
Die Importe gaben im Oktober unerwartet den fünften Monat in Folge nach, und zwar um 1,2 Prozent auf 108,6 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sanken die Importe um 16,3 Prozent. Die Außenhandelsbilanz schloss den Angaben zufolge im Oktober 2023 mit einem Überschuss von 17,8 Milliarden Euro ab. Im September 2023 hatte der kalender- und saisonbereinigte Saldo der Außenhandelsstatistik bei plus 16,7 Milliarden Euro gelegen, im Oktober 2022 bei plus 7,8 Milliarden Euro.
Immerhin die Stimmung in der deutschen Exportindustrie hat sich im November den zweiten Monat in Folge verbessert, was eine Stabilisierung signalisiert. Das Barometer für die Exporterwartungen stieg auf minus 3,8 Punkte, von minus 6,3 Punkten im Oktober, wie das Münchner ifo-Institut bei seiner Unternehmensumfrage herausfand. Das ist der höchste Wert seit einem halben Jahr.
"Die Exportwirtschaft kann aber immer noch keine Dynamik entwickeln", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Eine größere Teilhabe an dem wirtschaftlichen Aufschwung in vielen Ländern steht noch aus."