Minus von 5,4 Prozent Deutlicher Rückgang bei Industrieaufträgen
Die deutsche Industrie muss einen deutlichen Rückgang der Aufträge verkraften. Das schwächelnde Exportgeschäft mit China belastet. Besonders in zwei Branchen schmilzt das Auftragspolster.
Die deutsche Industrie hat immer weniger Aufträge: Im September schmolz das Auftragspolster im Rekordtempo. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank der Bestand um 5,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn dieser Statistik 2015. Im Vergleich zum Vormonat gab es mit minus 0,8 Prozent bereits den dritten Rückgang in Folge. Dabei nahmen die offenen Aufträge für Waren "Made in Germany" aus dem In- und Ausland ab.
"Das Auftragspolster der deutschen Industrie wird dünner, doch es ist noch nicht völlig unkomfortabel", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle dazu. "Die Dynamik kann aber dennoch die eine oder andere Sorgenfalte hervorrufen, denn seit September 2022 ist ein Abwärtstrend zu beobachten, der zuletzt konstant stark nach unten zeigte."
Die Bestände an Auslandsaufträgen und die der Investitionsgüterproduzenten würden rapide abnehmen, so Scheuerle. "Beides ist eine Folge der weltweit restriktiven Geldpolitik und der hohen politischen Unsicherheit."
Großes Minus in der Autobranche
Besonders in zwei Vorzeigebranchen geht es derzeit bergab: Im Maschinenbau fiel der Auftragsbestand um 2,7 Prozent niedriger aus als im Vormonat, in der Autoindustrie nahm er sogar um 2,9 ab. "Insbesondere in der Automobilindustrie hatten sich in den Jahren 2020 bis 2022 aufgrund von Lieferengpässen historisch hohe Auftragsbestände angestaut", erklärten die Statistiker. Seit Anfang dieses Jahres sei die Entwicklung nun aber rückläufig.
Dennoch betonen die Statistiker, noch lägen die Auftragsbestände in der Autoindustrie "in einer längerfristigen Betrachtung aber auf einem hohen Niveau". Ähnlich sei die Situation im Maschinenbau, wenn auch weniger ausgeprägt.
Aufträge reichen noch mehrere Monate
Die Reichweite des Auftragsbestands sank im September auf sieben Monate. Das ist das niedrigste Niveau seit mehr als zwei Jahren. Die Reichweite gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Bestellungen theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Bestellungen abzuarbeiten.
Die exportlastige Industrie hat ihre Produktion zuletzt in drei der vergangenen vier Monate gedrosselt. Ein Grund dafür ist die maue Weltkonjunktur. So schwächelt etwa das Exportgeschäft mit China. Zudem haben viele Zentralbanken ihre Leitzinsen im Kampf gegen die Inflation kräftig heraufgesetzt, was die Finanzierungskosten nach oben treibt und die Nachfrage nach deutschen Waren dämpft.