Wirtschaftsförderer-Bilanz Deutlich weniger ausländische Investitionen
In diesem Jahr haben sich bisher erheblich weniger ausländische Unternehmen in Deutschland angesiedelt als 2022. Unter den angekündigten Investitionen waren allerdings mehrere milliardenschwere Großprojekte.
Im zu Ende gehenden Jahr haben sich deutlich weniger Unternehmen aus dem Ausland in Deutschland angesiedelt. Der bundeseigene Wirtschaftsförderer Germany Trade & Invest (GTAI) rechnet mit einem Rückgang von 18 Prozent im Vergleich zu 2022, als rund 1.800 Neuansiedlungen und Erweiterungen gezählt wurden.
Damit stehe Europas größte Volkswirtschaft aber noch vergleichsweise gut da, so die Gesellschaft: "Wir bleiben der gefragteste Standort in der Europäischen Union für ausländische Direktinvestitionen", sagte der Managing Director der GTAI, Achim Hartig. In anderen Ländern zeichneten sich stärkere Rückgänge ab. So würden in Frankreich und in der Schweiz fast ein Viertel weniger Transaktionen erwartet.
Angesichts der zahlreichen geopolitischen Krisen zögen es viele Unternehmen vor, sich mit Übernahmen oder Fusionen in Deutschland zu engagieren, als direkt in eigene Standorte zu investieren.
BP, Eli Lilly und Apple investieren
"Es sind zwar weniger Projekte, aber deren Qualität ist noch einmal nach oben gegangen", erklärte Hartig. In diesem Jahr seien bislang allein 16 Investitionen mit einem Volumen von mehr als 100 Millionen Euro zugesagt worden, darunter sechs im Milliardenbereich. Erst vor drei Wochen etwa verkündete der US-Pharmakonzern Eli Lilly, rund 2,3 Milliarden Euro in ein neues Werk in Rheinland-Pfalz zu stecken. Die größte Investition aber kommt vom Energiekonzern BP, der 6,8 Milliarden Euro für zwei Windparks in der Nordsee ausgeben will.
Auch drei Rechenzentren in Berlin, dem brandenburgischen Wustermark und im hessischen Hanau sollen jeweils die Milliardenmarke übertreffen. Apple wiederum will sein europäisches Zentrum für Chip-Design in München massiv ausbauen und plant dafür Ausgaben von einer Milliarde Euro.
Hohe Energiepreise könnten abschrecken
Ein großes Thema in Deutschland sei die Digitalisierung, die viele Investoren anlocke, sagte Hartig. Auch bei Halbleitern, dem Batterie-Recycling oder dem Ausbau Erneuerbarer Energien gebe es zunehmendes Interesse ausländischer Firmen. Die steigende Verfügbarkeit von Erneuerbarer Energie sei dabei ein Standortvorteil für Deutschland.
Allerdings bleiben die Energiepreise im internationalen Vergleich recht hoch. "Deutschland war noch nie ein besonders günstiger Standort", räumte Hartig ein. "Aber wir müssen an den Rahmenbedingungen arbeiten." Notwendig sei auch die Sicherung von ausreichend Fachkräften.