Greenpeace-Studie "Kein Öl für Krieg" Maßnahmen, die russische Energie sparen
Angesichts des Angriffskriegs gegen die Ukraine sollen russische Energieimporte reduziert werden. Dabei könnten schon einfache Maßnahmen Russland kurzfristig viele Milliarden Euro kosten.
Angesichts des anhaltenden Angriffskriegs von Russland gegen die Ukraine mehren sich die Forderungen nach einem Energieembargo gegen Russland. Doch solche Pläne sind umstritten. "Wir können nur Maßnahmen beschließen, von denen ich weiß, dass sie nicht zu schweren wirtschaftlichen Schäden in Deutschland führen", gibt beispielsweise Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zu bedenken.
Öl einfacher als Erdgas ersetzbar
Grundsätzlich wären die Ölimporte leichter zu ersetzen. Schließlich handelt es sich beim Rohöl um einen weltweiten Markt, während Deutschland und Europa einen Großteil seines importierten Erdgases durch Pipelines bezieht. Dieses Gas kann kurzfristig nicht so einfach ersetzt werden.
Laut der Studie "Kein Öl für Krieg" der Umweltschutzorganisation Greenpeace stammen zwischen 30 und 35 Prozent der deutschen Rohölimporte aus Russland, dienen damit der Finanzierung des russischen Staatshaushalts und stellen eine der letzten Einnahmequellen Russlands dar. Laut der Umweltexperten generiert Russland ungefähr Einnahmen von 500 bis 700 Millionen US-Dollar am Tag, mit dem Export von Erdgas dagegen nur rund 100 Millionen Dollar.
"Jede Tankfüllung, jede Heizöllieferung spült Geld in Putins Kriegskasse", sagt Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stephan. Diese unerträglichen Finanzhilfen für Putins Angriff auf die Ukraine ließen sich schon morgen deutlich reduzieren, so Stephan weiter. Die größten Einsparpotenziale beim Ölverbrauch bietet laut Greenpeace der Verkehrssektor. "Etwas mehr als die Hälfte des deutschen Absatzes bei Ölprodukten entfällt auf Benzin- und Dieselkraftstoff", teilte die Umweltschutzorganisation mit.
Weniger und langsamere Autofahrten
Besonders viel würde danach ein Tempolimit von 100 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen und 80 Kilometern pro Stunde auf Landstraßen bringen. Hierdurch ließen sich rund zweieinhalb Prozent der deutschen Mineralölimporte pro Jahr einsparen. Durch einen Verzicht auf jede zweite Freizeit-Autofahrt von mehr als 20 Kilometern wären 2,6 Prozent Einsparung möglich. Autofreie Sonntage könnten 3,1 Prozent weniger Ölverbrauch in Deutschland bringen.
Die Homeoffice-Pflicht in Teilen zu verlängern, könnte laut Greenpeace weitere 1,7 Prozent einsparen. Ein größerer Einsatz von Fahrrädern bei Strecken bis 20 Kilometern, ein Verbot von Inlandsflügen, mehr Güterverkehr statt Lkw-Verkehr, ein Anteil des Nahverkehrs wie vor Corona, zwei Prozent weniger Raumtemperatur im Winter und ein stärkerer Einsatz von Wärmepumpen könnten die deutsche Rohölimporte zusammengenommen um weitere rund fünf Prozent senken.
Ein Drittel weniger aus Russland möglich
Alle Maßnahmen zusammen genommen würden die deutschen Rohölimporte damit um mehr als zehn Prozent senken. Bezogen auf den russischen Anteil des Gesamtimports wären die Auswirkungen hingegen recht drastisch. “Schnell umsetzbare Maßnahmen können den Import von russischem Öl nach Deutschland kurzfristig um etwa ein Drittel senken und so einen wichtigen ersten Schritt zu einer vollständigen Unabhängigkeit von russischem Öl leisten”, fasst Greenpeace die Ergebnisse der Studie zusammen.