"Gigafactory" in Grünheide Tesla sorgt für Streit ums Wasser
Das neue Tesla-Werk südöstlich von Berlin bringt das Wasserwerk der Region ans Limit. Der Versorger warnt vor Problemen bei der Trinkwasserversorgung, doch davon will Firmenchef Elon Musk nichts wissen.
André Bähler warnt seit langem und fühlt sich oft unverstanden von der brandenburgischen Landesregierung. Der Vorsteher des Wasserverbandes Strausberg-Erkner südöstlich von Berlin ist für die Trinkwasserversorgung von etwa 170.000 Menschen zuständig. Komme jetzt die erste Ausbaustufe der neuen "Gigafactory" des Elektroauto-Herstellers Tesla hinzu, bedeute das einen zusätzlichen industriellen Verbrauch, der geschätzt dem von 40.000 Menschen entspreche.
Für weitere Ausbaustufen sieht der Wasserverbands-Chef die Versorgung daher am Limit. Wenn nichts passiere, so Bähler, könne es sein, dass an Tagen mit Spitzenverbrauch die Trinkwasserversorgung eingeschränkt werden müsse.
Landesamt warnt vor Eile
Die Landesregierung hofft daher auf ein Grundwasservorkommen im nahegelegenen Hangelsberg. Das wird gerade durch das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe erkundet. Erste Ergebnisse seien aber frühestens in zwei bis drei Jahren zu erwarten, sagte der Geologe Dietmar Brose vom Landesamt dem ARD-Magazin Kontraste. Die gesamte Prüfung dauere bis zu fünf Jahren.
Der Experte warnt zugleich vor politisch motivierter Eile bei der Erkundung: "Sicherlich ist der politische Druck enorm. Man will diese Industrieansiedlung doch in relativ kurzer Zeit jetzt über die Bühne bringen." Wenn sich aber im Nachhinein herausstelle, dass Dinge nicht reparabel seien, sei nichts gewonnen. "Deswegen auch der Appell oder auch die Botschaft, dass wir uns hier politisch nicht vor den Karren spannen lassen dürfen, sondern wirklich eine ganz saubere Facharbeit leisten müssen", fordert Brose.
"Sieht das hier aus wie eine Wüste?"
Tesla-Chef Elon Musk wiederum reagierte jüngst amüsiert auf die Frage nach dem Wasserproblem: "Es ist genug Wasser hier, schauen Sie sich um!" Und auf die Frage einer Kontraste-Reporterin, warum der örtliche Wasserversorger sage, für weitere Ausbaustufen nicht das nötige Wasser zu haben, reagierte Musk mit einem Lachen: "Das ist komplett falsch! Sieht das hier aus wie eine Wüste?"
Auf Nachfrage verweist Tesla darauf, dass die "Gigafactory" im Vergleich zu anderen großen Industrieunternehmen in Brandenburg weniger Wasser verbrauche. Darüber hinaus habe man den geplanten Spitzenverbrauch bereits mehrfach gesenkt und arbeite weiterhin an einer Optimierung.
Umweltminister verwundert über Musk
Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel wundert sich im Interview mit Kontraste dennoch über Musks Aussagen. Es liege ein "grundlegendes Missverständnis" vor, wenn man den Seenreichtum in Brandenburg mit Wasserreichtum gleichsetze, sagte der Grünen-Politiker. So habe Brandenburg die niedrigsten Niederschläge in ganz Deutschland pro Quadratmeter, und das wirke sich natürlich aus.
Von daher obliege Musk einem "Trugbild", wenn er davon ausgegangen sei, dass in dieser Region Wasser in Unmengen zur Verfügung stehe: "Das tut es nicht." Der Minister bestreitet, dass auf Mitarbeiter der Landesbehörde ein politischer Druck laste. Er setze bei solchen Neuansiedlungen wie Tesla auf ein Zusammenwirken mehrerer Trinkwasserversorger. Die Möglichkeiten zu erkunden, dauert allerdings Jahre.
Sehen Sie dazu heute Abend im rbb-Fernsehen um 21 Uhr 15 die Dokumentation "Trockenland - Wem gehört das Wasser?" in der Sendereihe Kontraste - die Reporter.