Bilanz weiter ungeprüft Adler Group weist erneut Milliardenverlust aus
Auch für das vergangene Jahr weist die schwer angeschlagene Adler Group einen Milliardenverlust aus. Das Management versucht weiter, das Unternehmen ohne eine Zerschlagung zu sanieren.
Die Adler Group steckt weiter tief in der Krise. Auch für 2022 weist der angeschlagene Immobilienkonzern einen Milliardenverlust aus. Unter dem Strich stand wegen einer Abwertung des Immobilienportfolios sowie der Wertberichtigung auf Forderungen ein Fehlbetrag von knapp 1,7 Milliarden Euro, wie die Adler Group in Luxemburg mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen bereits einen Verlust von knapp 1,2 Milliarden Euro ausgewiesen. Der Wert des Vermietungsportfolios habe Ende 2022 laut einer Bewertung durch unabhängige Gutachter mit 5,2 Milliarden Euro um 1,9 Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen.
Immer noch kein neuer Wirtschaftsprüfer
Die Zahlen sind untestiert, da der Konzern bisher noch keinen neuen Abschlussprüfer gefunden hat. Im vergangenen Jahr hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG dem Konzern das Testat für den Jahresabschluss 2021 verweigert und ihr Mandat wegen unterschiedlicher Auffassungen beendet. Während für die deutsche Tochter mit Rödl & Partner ein Prüfer gefunden wurde, kommt dieser wegen des Konzernsitzes in Luxemburg nicht für die Adler Group in Frage. Aufsichtsratschef Stefan Kirsten rechnet nicht damit, dass ein Prüfer bis zur Hauptversammlung im Mai gefunden werden kann.
Seit Mitte April geht das Unternehmen seinen Restrukturierungsplan an. Im November hatte der Konzern mit seinen Gläubigern eine entsprechende Einigung erzielt. Diese sei "ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zur Sicherung der finanziellen Stabilität der Gruppe" gewesen, sagte Vorstandschef Thierry Beaudemoulin. Gerade hat ein Londoner Gericht den Plan gegen den Widerspruch von Gläubigern bestätigt.
"Keine Zerschlagung"
Der Plan sieht vor, die milliardenschweren Schulden ohne einen kompletten Ausverkauf abzuzahlen. "Wir machen keine Zerschlagung", sagte Finanzvorstand Thomas Echelmeyer. Das Unternehmen müsse aber weiter Immobilien verkaufen. Ziel sei es, ein Berlin-Portfolio zu halten - "mit einem deutlich kleineren Umfang und einem deutlich geringeren Projektentwicklungsportfolio".
Die Ziele für das operative Geschäft habe Adler 2022 erreicht, teilte das Unternehmen weiter mit. Das operative Ergebnis aus der Vermietung sei nach Immobilienverkäufen von zuvor 137,1 Millionen auf 86,8 Millionen Euro geschrumpft. Die Nettomieterträge seien von 346 auf 244,5 Millionen Euro gesunken. Im laufenden Jahr sollen diese auf 207 bis 219 Millionen Euro zurückgehen.
Manipulations-Vorwürfe
Adler habe bereits mehrfach die Insolvenz abwenden können, betonte Verwaltungsratschef Stefan Kirsten. Der Konzern befinde sich aber weiter in "rauer See". Ausgelöst wurden die Turbulenzen bei Adler auch durch Vorwürfe der Gesellschaft Viceroy des Leerverkäufers Fraser Perring, der dem Immobilienkonzern Betrug, Manipulation und Täuschung seiner Geldgeber vorwarf. Adler hatte die Vorwürfe von Fraser zurückgewiesen.
Als Profiteure der mutmaßlichen Machenschaften bezeichnete Perring eine Gruppe aus Gesellschaftern und Managern bei Adler und im Umfeld des Konzerns. Diese sollen zu einem Netzwerk um den österreichischen Unternehmer Cevdet Caner gehört haben, der den Immobilienkonzern angeblich aus dem Hintergrund kontrolliere. Auch eine ARD-Dokumentation legt ein solches Netzwerk nahe.