Energiekonzern Axpo Milliardenhilfe für Schweizer Versorger
Die Schweizer Regierung sorgt sich um die finanzielle Lage ihres größten Energiekonzerns und damit um die Energieversorgung des Landes. Nun erhält Axpo eine Kreditlinie in Milliardenhöhe.
Die Großhandelspreise für Strom in schwindelerregender Höhe bedrohen auch in der Schweiz die finanzielle Lage der Energiekonzerne. Der größte Versorger Axpo bekommt deshalb einen Milliardenkredit.
Die Preissteigerungen als Folge des Ukraine-Krieges und die Ausfälle von französischen Atomkraftwerken machen diese Maßnahme aus Sicht der Schweizer Regierung nötig. Axpo erhalte einen Kreditrahmen von vier Milliarden Franken, teilte der Bundesrat heute mit.
"Flächenbrand verhindern"
Als größter Produzent von Wasserkraft in der Schweiz und Betreiber einer Reihe von Solar- und Windparks in mehreren europäischen Ländern ist Axpo von systemkritischer Bedeutung für die Schweiz. Zudem müsse eine Kettenreaktion abgewendet werden, erklärte die Schweizer Energieministerin Simonetta Sommaruga: "Es gilt, einen Flächenbrand unter allen Umständen zu verhindern". Auch die Konkurrenten BKW und Alpiq gelten in der Schweiz als systemkritisch.
Dabei fährt Axpo wie viele andere Energiekonzerne derzeit dank der explodierenden Preise für Energie hohe Gewinne ein. Dennoch besteht potenziell hoher Liquiditätsbedarf. Denn den Strom aus ihren Schweizer Kraftwerken verkauft die Firma mehrere Jahre im Voraus.
Zum Schutz der Käufer hinterlegt Axpo bei langfristigen Stromlieferverträgen Sicherheitsleistungen, die nach Lieferung der vereinbarten Strommenge wieder zurückfließen. Die Höhe dieser Sicherheitsleistungen führt wegen der extremen Preisanstiege der vergangenen Wochen zu einem massiv gestiegenen Liquiditätsbedarf.
Hohe Sicherheitsleistungen belasten die Liquidität
"Es ist paradox: Die langfristigen Aussichten von Axpo sind nach wie vor positiv, kurzfristig sind wir aber mit den Herausforderungen dieser historischen Energiekrise konfrontiert", betonte Firmenchef Christoph Brand. Laut Axpo haben sich die Großhandelspreise für Strom gemessen am Stand von September 2021 mehr als verzehnfacht. Nach dem Betriebsstopp der Gaspipeline Nord Stream 1 erreichten die Preisschwankungen in den vergangenen Tagen Rekordwerte.
Am Wochenende hatten auch Schweden und Finnland milliardenschwere Liquiditätsgarantien angekündigt, um den Energiekonzernen in ihren Ländern zu helfen. In Österreich musste der Versorger Wien Energie vor einer Woche vor drohenden Verlusten in Milliardenhöhe und damit einer möglichen Insolvenz gerettet werden.
Uniper-Mutter besorgt sich frische Mittel
Heute hat sich auch der finnische Versorger und Hauptaktionär der deutschen Uniper, Fortum, frisches Kapital beschafft. Der Konzern habe mit der staatlichen Investmentgesellschaft Solidium eine Brückenfinanzierung über 2,35 Milliarden Euro vereinbart, um den Bedarf an Sicherheiten auf dem nordischen Strommarkt zu decken, so Fortum.
Uniper, das durch den Einstieg des deutschen Staates und Milliardenkredite gerettet wurde, zehrt die ihm zugesicherten staatlichen Mittel schrittweise auf. Die vor einer Woche beantragte Ausweitung der bestehenden KfW-Kreditlinie sei zwischenzeitlich vereinbart, sagte ein Sprecher gestern. Der Kredit werde nach Bedarf in Tranchen abgerufen.