Konzern legt kein Angebot vor Bahn-Tarifgespräche unterbrochen
Nur zwei Stunden haben Vertreter der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft EVG über den künftigen Tarifvertrag gesprochen. Dann war erstmal Schluss - ohne Angebot der Bahn werde nicht verhandelt, erklärte die EVG und drohte mit Warnstreiks.
Die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft EVG sind bereits kurz nach Beginn der ersten Gesprächsrunde wieder unterbrochen worden. Ein EVG-Sprecher begründete dies damit, dass sich der Staatskonzern geweigert habe, ein Angebot auf den Tisch zu legen.
Kurz vor Beginn der Verhandlungen hatte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler die Erwartungen gedämpft und gesagt, er gehe von einer "sehr komplexen Tarifverhandlungsrunde" aus. Die Gewerkschaft EVG habe ein "gewaltiges Forderungspaket" mit 57 Einzelforderungen vorgelegt. Vor einem Angebot müsse es deshalb zunächst darum gehen, "einen Einstieg zu finden und dann die Verhandlungen zu priorisieren." Das Gesamtvolumen der EVG-Forderungen bezifferte er auf rund 2,5 Milliarden Euro pro Jahr.
Bahn sieht sich in besonderer Lage
Aus Sicht der Bahn sei die Lage derzeit besonders: "Wir haben mitten in Europa einen verheerenden Krieg, wir sind in einer Nach-Corona-Phase, wir haben eine hohe Inflation und auch enorme Energiepreise", sagte Seiler. Zwar wolle das Unternehmen die Leistungen der Beschäftigten anerkennen. "Wir müssen aber auch die Zukunftsfähigkeit der Deutschen Bahn mit den großen Investitionen, nicht nur in Personal, sondern auch in Fahrzeuge, in Infrastruktur, im Blick behalten."
EVG fordert mindestens 650 Euro mehr
Die EVG verhandelt für die rund 180.000 Beschäftigten der Bahn. Sie fordert eine Aufstockung der Löhne und Gehälter um zwölf Prozent - mindestens aber um 650 Euro monatlich. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags soll laut den Vorstellungen der Gewerkschaft ein Jahr betragen. Nachwuchskräfte sollen 325 Euro mehr pro Monat bekommen. Mit diesen Forderungen geht die EVG in den kommenden Wochen auch in die Verhandlungen mit anderen Firmen der Branche.
EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch hatte vor Verhandlungsbeginn erklärt, man werde bei den Gesprächen "die Wertschätzung und den Respekt in barer Münze" einfordern, die während Corona zugesagt worden seien. Man verlange deshalb, ein erstes Angebot auf dem Tisch zu sehen und nicht "mit warmen salbenden Worten über die finanzielle Lage des Unternehmens abgespeist" zu werden.
Warnstreiks ab Ende März möglich
Loroch warnte die Bahn, die Reisenden "zum Spielball" gegen die Beschäftigten zu nutzen und diese schon jetzt in Warnstreiks hineinzutreiben. Erste Aktionen seien nach den Gesprächen mit den anderen Unternehmen ab etwa Ende März möglich. "Alle sollen die Chance bekommen haben, mit uns einmal zu sprechen, und dann werden wir in entsprechende Maßnahmen gehen oder auch nicht gehen", sagte Loroch.