Schwache Nachfrage Corona-Impfstoffhersteller unter Druck
Die schleppende Nachfrage nach Corona-Medikamenten belastet das Geschäft der Pharmakonzerne. Beim deutschen Impfstoffhersteller BioNTech werden hohe Abschreibungen nötig, die Aktie bricht ein.
Die Hersteller von Corona-Präparaten erhielten in der Pandemie hohe öffentliche Aufmerksamkeit und erwirtschafteten Milliardengewinne. Das Ende der Pandemie hat für die Pharmakonzerne nun erhebliche Unsicherheiten in der Planung ihres Geschäfts zur Folge.
Hohe Abschreibungen
Das zeigte sich am Freitag, als der amerikanische Pharmariese Pfizer wegen des Nachfrageeinbruchs bei Corona-Medikamenten seine Umsatz- und Gewinnziele drastisch senkte. Der Branchenprimus erwartet nun einen Jahresumsatz von 58 bis 61 Milliarden Dollar. Bisher war Pfizer von 67 bis 70 Milliarden Dollar ausgegangen.
Die Abschreibungen und Belastungen belaufen sich im dritten Quartal auf insgesamt 5,5 Milliarden Dollar. Davon entfällt der Löwenanteil von 4,6 Milliarden Dollar auf das Covid-Medikament Paxlovid, der Rest auf den gemeinsam mit der Mainzer BioNTech entwickelten Impfstoff Comirnaty.
BioNTech-Aktie bricht ein
Jetzt hat auch BioNTech angekündigt, die Belastungen im Zusammenhang mit Comirnaty auf das eigene Geschäft zu prüfen - und eine erste Schätzung ließ die Aktie am Montag deutlich abrutschen. Zeitweise büßte das Papier über neun Prozent ein.
Für das dritte Quartal rechnet das Unternehmen nun mit Abschreibungen von bis zu 900 Millionen Euro. Das entspreche etwa der Hälfte des Bruttogewinnanteils aus der Vereinbarung mit Pfizer. Der Großteil dieser Abschreibungen gehe auf während der Pandemie gekaufte und letztlich nicht benötigte Grundstoffe für die Impfstoffherstellung wie etwa Lipide zurück.
Die Jahresprognose ließ BioNTech bisher noch unverändert. Sie sieht einen Umsatz mit Covid-Impfstoffen von rund fünf Milliarden Euro vor. Im vergangenen Jahr waren es noch 17,3 Milliarden Euro.
Jahresprognose wackelt
Bis zum ersten Halbjahr hatte das Mainzer Biotech-Unternehmen erst 1,4 Milliarden Euro umgesetzt, rechnet aber mit anziehenden Umsätzen in der zweiten Jahreshälfte. Schon seit längerem ist die Nachfrage im Gleichlauf mit den klassischen Grippeimpfungen nun stärker saisonal ausgeprägt. Seit rund einem Monat steht der neue an die Omikron-Untervariante XBB.1.5 angepasste Impfstoff von BioNTech und Pfizer zur Verfügung.
Am 6. November will BioNTech seine Zahlen zum dritten Quartal veröffentlichen, und spätestens zu diesem Zeitpunkt könnte es auch zu einer Anpassung der Jahresprognose kommen.
Zyklisches Geschäft schlägt sich in Kursen nieder
Schon im zweiten Quartal hatte sich das jähe Ende des Corona-Booms im Geschäft niedergeschlagen. Wegen Abschreibungen auf Lagerbestände des Impfstoffs Comirnaty schrieb BioNTech einen Nettoverlust von gut 190 Millionen Euro nach einem Gewinn von 1,67 Milliarden vor Jahresfrist.
Die stark zyklische Natur des Geschäfts schlägt sich auch an der Börse nieder. Während der Pandemie hatten die Aktienkurse der Covid-Impfstoffhersteller im Jahr 2021 alle Rekordhöhen erreicht. Doch je mehr die Pandemie unter Kontrolle gelangte, umso stiller wurde es um die Vakzinhersteller. BioNTech und sein US-Rivale Moderna haben gemessen an ihren Bestmarken jeweils um die 80 Prozent eingebüßt. Die Pfizer-Aktie hat seit ihrem Rekordhoch rund die Hälfte verloren.