Handelskammer-Umfrage Viele Firmen wollen mehr im Ausland investieren
Viele Unternehmen mit Auslandsgeschäft planen in den kommenden Monaten höhere Investitionen außerhalb Deutschlands. Besonders in den Vereinigten Staaten und Indien sind die Geschäftserwartungen gut.
Trotz zahlreicher Krisenherde und schwacher Weltwirtschaft plant ein Drittel der international aktiven deutschen Firmen einer Umfrage zufolge höhere Investitionen. "Die deutschen Unternehmen im Ausland behaupten sich tapfer", sagte der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier, heute zu den Ergebnissen einer Firmenbefragung von Auslandshandelskammern. Ausgewertet wurde sie von der DIHK.
In Europa und China gingen die Geschäftserwartungen demnach zurück. China sei derzeit das "große Sorgenkind", sagte Treier. "Die Konsumnachfrage liegt dort mehr oder weniger am Boden." Vor einigen Monaten war die Hoffnung noch groß, dass das Ende der Corona-Restriktionen in der Volksrepublik zu einem deutlichen Aufschwung führen würde.
Neben den wirtschaftlichen Nachwehen der Corona-Pandemie gaben laut DIHK-Umfrage 18 Prozent der Unternehmen aber auch das von der Bundesregierung angestrebte "Derisking" als dominanten Grund einer Investitionsentscheidung an. Hinter dieser Strategie steckt die Absicht, sich angesichts geopolitischer Risiken in kritischen Bereichen nicht zu abhängig von China zu machen.
Wachstumsmarkt Indien
Positiv entwickelt sich dagegen der indische Markt: Für Indien berichtete der Geschäftsführer der dortigen Außenhandelskammer, Stefan Halusa, von einer jungen und konsumfreudigen Bevölkerung. Das zeige sich bei Autokäufen, aber auch bei Elektronik-Anschaffungen. "Es ist nicht mehr nur das Einstiegssegment, das besonders beim Konsum wächst, sondern das mittlere und das obere Segment wachsen teilweise stärker", sagte Halusa.
Indien investiere zudem viel Geld in die Infrastruktur, regelmäßig würden neue Bahnstrecken in Betrieb genommen oder Flughäfen gebaut. "Wenn es darum geht, eine Ergänzung zu China zu finden in Bezug auf Marktgröße und Marktpotenzial, dann ist Indien mit großer Sicherheit eines der Länder, das sich die Unternehmen als allererstes anschauen sollte", so Halusa.
Weniger Bürokratie als im Inland
Insgesamt sollen die deutschen Direktinvestitionen, die bei knapp zwei Billionen Euro liegen, laut DIHK-Prognose in den kommenden Jahren um 100 Milliarden Euro gesteigert werden. Auch bei der Beschäftigung soll es einen Zuwachs zwischen 80.000 und 100.000 Arbeitsplätzen geben. Derzeit sind acht Millionen Erwerbstätige an deutschen Auslandsstandorten tätig. Vom Stellenaufbau profitierten vor allem die USA, sagte Außenwirtschaftschef Treier mit Blick auf Anreizprogramme wie den Inflation Reduction Act (IRA).
22 Prozent der 3600 befragten deutschen Unternehmen im Ausland erwarten, dass sich die konjunkturelle Lage an ihren Standorten verbessern wird. 28 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung. Dazu passt, dass die Investitionsbereitschaft auf Sicht von zwölf Monaten etwas zurückgegangen ist, wie aus der Studie der DIHK und der deutschen Auslandshandelskammern hervorgeht. Ein Fünftel der Unternehmen plant demnach einen Abbau der Investitionen an ihren internationalen Standorten.
"Anders als in Deutschland sehen wir bei den deutschen Unternehmen im Ausland immerhin eine gewisse Aufbruchstimmung", sagte Treier. Die Firmen kämpften zwar auch an anderen Standorten mit einer schwierigen Konjunkturlage, allerdings mit weniger strukturellen Herausforderungen etwa durch zu viel Bürokratie als im Inland. Unterm Strich erwartet die DIHK für 2024 ein unterdurchschnittliches Wachstum der Weltwirtschaft von 2,5 Prozent.