Teilen von Passwörtern Disney greift ab Sommer stärker durch
Der US-Konzern Disney geht in seinem Streamingdienst gegen das Passwort-Teilen vor - und will es im Lauf des Jahres komplett unterbinden. Damit folgt der Anbieter dem Beispiel des Konkurrenten Netflix.
Viele Menschen nutzen gemeinsame Accounts für Streaming-Anbieter, auch wenn sie nicht zusammen leben: Nachdem Disney bereits im vergangenen Jahr eine schärfere Gangart gegen diese Praxis auf seiner Plattform ankündigte, gab der Konzern nun einen konkreten Zeitplan bekannt.
Man werde im Juni zunächst nur in einigen Ländern durchgreifen, sagte Disney-Chef Bob Iger im Sender CNBC. Flächendeckend solle das Teilen von Passwörtern über einen Haushalt hinaus schließlich im September unterbunden werden.
Mehr Abonnenten oder Abwanderungen?
Bislang lässt Disney das Teilen von Accounts kostenlos zu, künftig sollen die Nutzerinnen und Nutzer außerhalb eines gemeinsamen Haushalts aber für ein eigenes Abo bei Disney+ zahlen. Marktführer Netflix greift bereits seit Monaten gegen die Weitergabe von Passwörtern durch - und bekam dadurch mehr Abonnenten. Dank der Bemühungen vervierfachte sich die Zahl der Neukunden in einem Quartal, wie Netflix im Oktober bekannt gab.
Zugleich birgt das Vorgehen gegen "Passwort-Trittbrettfahrer" aber auch Risiken: Verärgerte Nutzer könnten zur Konkurrenz wechseln. Disney hofft, dass die Attraktivität seines Streaming-Angebots mit Filmen und Serien rund um "Star Wars" und die Marvel-Superhelden das verhindert. Zugleich bieten die Streaming-Dienste günstigere Abos mit Werbeanzeigen an.
Disney will sein Streaming-Geschäft bis Ende September in die schwarzen Zahlen bringen. Zwar reduzierte das Unternehmen zuletzt die Verluste deutlich. Doch im vergangenen Quartal verbuchte die Sparte mit dem Dienst Disney+ und dem Sportangebot ESPN+ immer noch ein operatives Minus von 216 Millionen Dollar. Und auch die Zahl der Abonnenten im Kernangebot von Disney+ sank um ein Prozent auf 111,3 Millionen.
Iger stärkt Position auf Hauptversammlung
Außerdem will Unternehmenschef Iger bei Disney+ auch die Empfehlungen verbessern, um Nutzern für sie interessante Filme und Serien prominenter zu präsentieren. In einigen Ländern solle zudem stärker auf lokale Produktionen gesetzt werden, sagte er in dem CNBC-Interview. Der 73-Jährige war eigentlich schon im Ruhestand, kehrte dann aber im November 2022 an die Disney-Spitze zurück, um seinen glücklosen Nachfolger Bob Chapek abzulösen. Sein aktueller Vertrag läuft bis Ende 2026.
Jüngst stärkte Iger seine Position bei dem Unterhaltungsriesen durch einen Sieg gegen einen milliardenschweren Investor. Disney-Aktionäre lehnten bei der Hauptversammlung am vergangenen Mittwoch den Versuch des Finanzinvestors Nelson Peltz ab, mehr Einfluss auf die Disney-Strategie zu bekommen. Weder Peltz noch ein weiterer von ihm nominierter Kandidat wurden in den Verwaltungsrat des Unternehmens gewählt, wie Disney mitteilte.
Iger steht nun vor der Herausforderung, den Konzern auf ein profitables Streaming-Geschäft auszurichten, während die Einnahmen im amerikanischen Kabel-TV-Markt sinken und auch die Kino-Erlöse zuletzt schwächelten. Er will zudem in den kommenden Jahren 60 Milliarden Dollar in Disneys Freizeitparks und Kreuzfahrtschiffe investieren, die zu einer zentralen Geldquelle für den Konzern geworden sind.