E-Autos aus China Werben für die Wechselbatterie
Der chinesische E-Autobauer Nio expandiert in Europa. Bis Jahresende sollen die ersten Wagen in Deutschland auf den Markt kommen - mit einem neuen Ladesystem. Kann er damit Tesla Konkurrenz machen?
In China gibt es schon über 1000 von ihnen: "Battery Swaps", Wechselstationen für E-Auto-Batterien. Vier Minuten soll so ein Wechsel dauern. Der kleine runde Bordcomputer verspricht: "Es geht los. Es wird ein bisschen ruckeln, aber keine Sorge." Und tatsächlich. Ein Team der ARD überzeugte sich im Januar selbst: Das Auto navigiert automatisch in eine Wechselstation, die aussieht wie eine kleine Tankstelle. Akkurat parkt es ein, millimetergenau für eine Maschine, die aus dem Boden hochfährt und die leere gegen eine volle Batterie austauscht. Es funktioniert.
Wechselstationen an beliebten Reiserouten
Dies ist das System des E-Autobauers Nio - jener Firma mit Zentrale in Shanghai, die irgendwann einmal Tesla Konkurrenz machen will. Das weltweite Designzentrum von Nio sitzt in München. Europa-Chef Zhang Hui hat kürzlich zusammen mit dem ungarischen Handelsminister den Bau der ersten Nio-Fabrik außerhalb Chinas verkündet. Bei Budapest sollen die Wechselstationen und andere Technik fürs Laden hergestellt werden. Ziel: Wenn bis Jahresende die ersten Nios in Deutschland verkauft werden, sollen sie Batterien wechseln können.
Entlang von Hauptverkehrsadern und rund um Großstädte soll dies möglich sein, sagt Zhang Hui: "Für Deutschland können Sie sicher mit mehreren Battery-Swap-Stationen rechnen." Was die Kunden besonders gut fänden, seien Wechselstationen entlang der beliebtesten Reiserouten: "Zum Beispiel - irgendwann bauen wir wahrscheinlich von München bis zum Gardasee."
Ist Europa bereit für die Einheitsbatterie?
Aber kann sich eine solche Investition in Europa rechnen für einen einzelnen Hersteller? Zhang Hui ist zuversichtlich - und betont die eigene Flexibilität: "Ich habe gesagt, dass Nio ganz offen ist für Partner, die auch diese Technologie anbieten wollen." Doch ob Nio tatsächlich Partner findet?
"Es könnte funktionieren, wenn alle Fahrzeughersteller mitmachen würden und sagen würden: Ja, da machen wir mit und haben eine Einheitsbatterie", sagt Jochen Siebert, Automobilexperte mit Schwerpunkt China. "Aber es sperren sich natürlich alle Hersteller dagegen, weil keiner seine Design-Hoheit aufgeben will."
Tesla hält Konkurrenz noch auf Distanz
In China ist das Wechselsystem dank staatlicher Hilfen offenbar erfolgreich. Und E-Auto-Fahrerinnen wie die 35-jährige Zhai Manhua sind zufrieden: "Ich habe vier Wechsel pro Monat gratis. Mir geht es um Fahrten zur Arbeit. Dafür reichen die vier kostenlosen Wechsel. Deshalb muss ich fast nie zu Hause an der Steckdose laden."
Trotzdem kann Nio auch in China Tesla derzeit keine Konkurrenz machen: Die Bestseller bei den teuren E-Autos sind zwei Tesla. In den "Top Ten" stehen zwar auch drei Nio-Modelle; doch das Beste rangiert auf Platz sechs. Und von den Deutschen ist nur der BMW iX3 unter den beliebtesten zehn E-Autos.