Deutscher Mittelstand Kaum Frauen an der Spitze von Familienunternehmen
Der Frauenanteil in den Führungsetagen deutscher Familienunternehmen legt leicht zu. Aber er ist immer noch viel niedriger als in den wichtigsten börsennotierten Konzernen.
Noch immer schaffen es nur wenige Frauen in Top-Etagen deutscher Familienunternehmen. Einer Studie der gemeinnützigen Allbright-Stiftung zufolge lag der Anteil weiblicher Führungskräfte in den 100 umsatzstärksten Familienfirmen Anfang März 2024 bei nur 12,6 Prozent. Damit sei der Frauenanteil seit der letzten Erhebung vor zwei Jahren zwar um vier Prozentpunkte gestiegen, blieb jedoch deutlich unter dem der 160 Firmen der DAX-Familie, bei denen er durchschnittlich 19 Prozent betrage.
"Wollen Familienunternehmen attraktive Arbeitgebende bleiben, ist es höchste Zeit", kommentierten die Geschäftsführer der Allbright-Stiftung, Wiebke Ankersen und Christian Berg, mit Blick auf die Studienergebnisse.
"Die Eigentümer der 100 größten Familienunternehmen beginnen erst jetzt, dem Thema strategische Priorität zu geben", heißt es in der Studie. Chancengleichheit und Vielfalt im Management stünden bei Börsenunternehmen dagegen schon seit Jahren auf der Agenda. Der Frauenanteil in den Vorständen der 40 Börsenschwergewichte des DAX sei mit 23,7 Prozent nahezu doppelt so hoch wie der Anteil in den Familienunternehmen.
Machtvolle Führungspositionen oft für Männer reserviert
Je höher die Transparenz des Unternehmens und der Einfluss familienfremder Akteure, desto höher sei auch der Anteil der Frauen in der Geschäftsführung, haben die Studienautoren herausgefunden. "Die traditionsverhafteten privaten Familienunternehmen tun sich bislang schwer, mehr Frauen in die Führung zu holen, sei es im aktiven Management oder in den Kontrollgremien", erklärten Ankersen und Berg.
Bei knapp der Hälfte der Unternehmen sei mindestens eine Frau in der Geschäftsführung. Es gebe aber immer noch einige Familienunternehmen mit großen Geschäftsführungsteams, in denen keine einzige Frau zu finden sei - darunter Fressnapf, die Einzelhandels-Gruppe Schwarz (Lidl, Kaufland) und sowie der Luftfahrttechnik- und Rüstungshersteller Diehl. Machtvolle Führungspositionen würden dabei innerhalb der Eigentümerfamilie weiterhin den Männern anvertraut - nur in zwei der großen Familienunternehmen stünden Frauen an der Spitze der Geschäftsführung.
Wenig Diversität
Insgesamt erscheint der Allbright-Stiftung zufolge das durchschnittliche Geschäftsführungsmitglied wenig divers. Demnach waren 87,4 Prozent der Manager in der Geschäftsführung männlich, 89 Prozent deutsch, etwa die Hälfte (49 Prozent) hatte ein Wirtschaftsstudium absolviert. Der typische Geschäftsführer neige außerdem dazu, Personen zu fördern, die ihm sehr ähnlich sind. "Der in vielen Unternehmerfamilien anstehende Generationenwechsel ist eine Chance, jetzt schnell deutlich mehr Frauen in die Führung zu bringen", sagten Ankersen und Berg.
Die deutsch-schwedische Allbright-Stiftung setzt sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft ein.
Welche Bedeutung Familienfirmen haben
Laut der Stiftung Familienunternehmen sind 90 Prozent aller deutschen Unternehmen familienkontrollierte Unternehmen. Sie erzielten 55 Prozent der Umsätze und stellten rund 57 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse.
Bei mehr als 90 Prozent aller Familienunternehmen liege der Umsatz unter einer Million Euro. Die Stiftung Familienunternehmen weist darauf hin, dass sich die deutsche Volkswirtschaft im Vergleich zu anderen Industrienationen durch viele große Familienunternehmen auszeichne. 46 Prozent der Unternehmen mit mehr als 50 Millionen Euro Umsatz seien Familienunternehmen.