Hauptversammlung in Frankfurt Wie Fraport neues Flughafenchaos verhindern will
Lange Schlangen in den Terminals, fehlende Koffer am Urlaubsziel: Das soll sich in diesem Reisesommer nicht noch einmal wiederholen. Am größten deutschen Luftfahrtdrehkreuz in Frankfurt wird daher kräftig investiert.
Der Vorstandsvorsitzende des Flughafenbetreibers Fraport, Stefan Schulte, ist zuversichtlich für diesen Sommer. Denn die erste Reisewelle dieses Jahres hat der Frankfurter Flughafen nach eigenen Angaben ohne Schwierigkeiten bewältigt. Teils chaotische Zustände, die Fluggäste im vergangenen Jahr beklagten, hat es rund um Ostern nicht gegeben. Und das macht Hoffnung für die Ferienmonate im Sommer.
Auf der heutigen Hauptversammlung der Fraport AG erläuterte Schulte ausführlich, wie und wo der Flughafenbetreiber investiert. Denn seit Jahresbeginn hat Fraport die Steuerung der Sicherheitskontrollen von der Bundespolizei übernommen. Und das schafft "mehr Freiheiten bei der Modernisierung der Sicherheitstechnik", sagte Schulte in seiner Rede für die Hauptversammlung, die erneut komplett online abgehalten wurde.
Fluggastkontrolle mit CT-Scanner
"Mittlerweile haben wir sieben neuartige CT-Scanner im Einsatz", sagte Flughafenchef Schulte. "Unsere Fluggäste profitieren an diesen Kontrollstellen davon, dass sie technische Geräte und Flüssigkeiten nicht mehr auspacken müssen." Dadurch können pro Tag viel mehr Fluggäste als früher kontrolliert werden - "ohne Abstriche bei der Sicherheit."
Derzeit würden vier weitere CT-Scanner installiert, im Juli noch einmal vier zusätzliche. "Das hohe Tempo werden wir beibehalten", so der Flughafenchef. Zunächst soll der Abflugbereich A im Terminal 1 komplett mit den modernen CT-Scannern bis in diesen Sommer ausgestattet werden. "Insgesamt planen wir in den Terminals bis spätestens Mitte nächsten Jahres 40 CT-Scanner einzusetzen."
Außerdem können seit März dieses Jahres Fluggäste auch am Flughafen Frankfurt einen Zeitslot für die Sicherheitskontrollstellen buchen. Das Angebot, das noch in einer Testphase läuft, wird von Kunden stark genutzt.
Hybride Check-in-Schalter
Für Entlastung sollen auch 40 neue Gepäckabgabestellen in der Halle B im Terminal 1 sorgen. Dort kommen bis zum Sommer 20 hybride Check-In-Schalter zum Einsatz. Diese Schalter können Fluggäste rund um die Uhr nutzen. "Zudem sind die neuen Schalter bereits für biometrische ID-Verfahren ausgestattet", sagt Schulte.
Wie sich die neue Situation an den Sicherheitskontrollen auf die Zufriedenheit der Kunden auswirke, wollte Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vom Fraport-Chef wissen. Eine Antwort für dieses Jahr gab es jedoch nicht. Schulte hatte nur Vorjahreszahlen von Kundenbefragungen und persönliche Erfahrungen parat. Er bat Nieding, im nächsten Jahr noch einmal nachzufragen.
Mehr Personal
Neben der verbesserten technische Ausstattung benötigt der größte deutsche Flughafen auch weiterhin neues Personal, das rund um die Abfertigung der Flugzeuge auf dem Vorfeld eingesetzt wird. Der deutsche Arbeitsmarkt sei jedoch "insbesondere bei Personen mit Vorqualifizierungen nahezu leergefegt", berichtet der Vorstandsvorsitzende. Und so wirbt Fraport mittlerweile neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor allem aus dem EU-Ausland an.
"Aufgrund des nur noch sehr geringen Qualifikationsniveaus, das am Arbeitsmarkt verfügbar ist, haben wir unsere Schulungskapazitäten deutlich ausgebaut", sagt Schulte. Und so werden neue Beschäftigte teilweise bereits im Ausland geschult. Sie lernen dort die deutsche Sprache und können einen Pkw-Führerschein machen. So will Fraport bis zum Sommer auch die Zahl fehlender Lademeister ausgleichen.
Zahl der Reisen steigt weiter
Die Corona-Pandemie scheint Fraport mehr und mehr hinter sich zu lassen. Das zeigen auch die Jahresbilanzzahlen für 2022. Nachdem Reiserestriktionen gefallen waren, stieg vor allem die Zahl der Privatreisenden ab März vergangenen Jahres sprunghaft.
"Wachstumsraten auf Monatsebene von bis zu 300 Prozent sind aus betriebswirtschaftlicher Sicht erfreulich, haben uns aber operativ in Frankfurt klare Grenzen aufgezeigt", resümiert Schulte. Im vergangenen Jahr nutzten 48,9 Millionen Fluggäste den Flughafen Frankfurt. Im Rekordjahr 2019 waren es mehr als 70 Millionen Passagiere.