Daten der AllBright-Stiftung Zahl der Frauen in Vorständen nimmt leicht zu
Die Zahl an Frauen in Vorständen börsennotierter Unternehmen in Deutschland nimmt zu, doch das Spitzenmanagement ist weiter männlich dominiert. Dabei sind gemischte Führungsteams auch für Anleger interessant.
Zwischen September 2022 und 2023 gingen 37 Prozent der neubesetzten Vorstandspositionen in den großen deutschen Konzernen an Frauen. Der Frauenanteil in den Vorständen der insgesamt 160 in Dax, Mdax und Sdax notierten Unternehmen hat sich damit seit September vergangenen Jahres um drei Prozent erhöht, so die jüngste Auswertung der privat finanzierten AllBright-Stiftung. Es sei der zweitstärkste Zuwachs im Laufe eines Jahres.
Erstmals gibt es laut der Stiftung unter den großen börsennotierten Konzernen mehr Unternehmen mit Frauen im Vorstand als ohne. Zu den großen Dax-Konzernen, die sogar jeweils drei Frauen in der Chefetage haben, zählten demnach Airbus, die Allianz, Nivea-Hersteller Beiersdorf, die Deutsche Telekom und Mercedes Benz.
Die seien allerdings noch immer die Ausnahme, sagt die Geschäftsführerin der AllBright-Stiftung, Wiebke Ankersen: "Allerdings begnügen sich die allermeisten Unternehmen mit einer einzigen Frau und der Frauenanteil in den Vorständen ist mit 17,4 Prozent auch immer noch haarsträubend niedrig, gerade im internationalen Vergleich." In den wirklichen Machtpositionen der Unternehmen liege der Männeranteil immer noch bei 96 Prozent.
Dax-Konzerne mit rein männlichem Vorstand
Zu den Börsenkonzernen mit starker Männerdominanz im Vorstand gehörten laut AllBright-Stiftung die Deutsche Bank, Heidelberg Materials, Volkswagen, BMW und die Porsche AG. Mit Adidas und der Posche Holding gibt es weiterhin zwei Dax-Konzerne, die laut Studie einen rein männlich besetzten Vorstand haben.
Dabei seien Frauen in der Führung nicht nur mit Blick auf die Chancen-Gleichheit wichtig, so die Geschäftsführerin der AllBright-Stiftung, die sich dafür einsetzt, Führungsteams nicht immer aus der gleichen, homogenen Gruppe zu rekrutieren. "Frauen in Vorständen gelten als ganz gute Indikatoren für die Veränderungsfähigkeit von Unternehmen", so Ankersen.
Gemischte Teams aus Anlegersicht interessant
Auch aus Anlegersicht könne das Thema Frauen im Spitzenmanagement interessant sein, sagt Vanda Rothacker, Analystin mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit beim Vermögensverwalter Union Investment. "Wissenschaftliche Studien zeigen, dass diverse Teams erfolgreicher sind, sie sind resilienter. Und das ist aus Sicht eines Anlegers wichtig, denn es heißt am Ende, dass ein divers aufgestelltes Team bessere Ergebnisse liefert."
Für die Anlageprofis der Union Investment ist der Faktor Frau im Vorstand daher ein Aspekt unter vielen, der bei der Anlageentscheidung eine Rolle spielt, so Analystin Rothacker: "Es ist jetzt kein Ausschlusskriterium. Aber es ist ein Aspekt in dem Gesamtbild, wenn wir uns ein Unternehmen anschauen und uns die Frage stellen: Ist das ein Unternehmen, in das wir aus Nachhaltigkeitsgesichtspunkten investieren möchten?"
Gesetzliche Frauenquote
Verschiedene Studien haben einen Zusammenhang zwischen Frauen in der Führung und der Nachhaltigkeit eines Unternehmens untersucht. So kam die Boston Consulting Group zu dem Ergebnis, dass Unternehmen, die Frauen in Vorstand und Aufsichtsrat fördern, häufig sozialer, ökologischer und nachhaltiger handelten.
Auch die Bundesregierung möchte mehr Frauen im Spitzenmanagement: Seit 2021 ist das zweite Führungspositionen-Gesetz in Kraft, das eine verbindliche Quote für Frauen in Vorständen ab einer bestimmten Firmengröße vorsieht.