Galeria Karstadt Kaufhof Das Insolvenzverfahren ist eröffnet
Beim Warenhauskonzern Galeria hat das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung begonnen. Die Geschäftsführung gibt nur vage Informationen heraus, wie es jetzt weitergeht. Das bange Warten für die Beschäftigten geht also weiter.
Viele hatten erwartet, dass mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens mehr Klarheit herrscht über die Zukunft von Galeria. Doch die Geschäftsführung des Kaufhauskonzerns mit dem Generalbevollmächtigen Arndt Geiwitz, Wirtschaftsprüfer aus Neu-Ulm, und dem Sachwalter Frank Kebekus, Rechtsanwalt aus Düsseldorf, nennt in einer Mitteilung an die Mitarbeiter keine Standorte. Man wolle, so heißt es, frühestens im März Details dazu bekanntgeben.
Mietverzicht zur Rettung der Standorte?
Bis dahin müssen die Gespräche mit den Immobilieneigentümern an jedem einzelnen Standort geführt werden - insbesondere im Hinblick auf die Frage, wie weit die Mieten gesenkt werden können. Dazu sagt Geiwitz in einer Pressemitteilung:
Im Zuge der Sanierung wird Galeria auch das Filialnetz neu aufstellen. Dazu verhandelt das Unternehmen aktuell mit Vermietern. Insbesondere von deren Zugeständnissen hängt vielfach noch ab, welche konkreten Filialen geschlossen, fortgeführt oder eventuell an einen Erwerber übertragen werden können.
In einem Interview mit der "Lebensmittelzeitung" hatte er angedeutet, dass Vermieter in Einzelfällen auf die Hälfte ihrer Mieten verzichten müssten, damit der jeweilige Standort erhalten bleiben könne.
Sortimente zugeschnitten auf regionalen Bedarf
Von einem "Restrukturierungskonzept" ist jetzt die Rede, das Galeria künftig eindeutiger positionieren soll - mit einem Sortiment, das stärker auf die lokalen Bedürfnisse ausgerichtet ist.
Konkret heißt das: Das Vertriebsgebiet soll in fünf Regionen unterteilt werden. Die Regionalleiter sollen die Freiheiten bekommen, die Sortimente auf die örtlichen Bedürfnisse zuzuschneiden. "Wenn etwa in der Nachbarschaft einer Galeria-Filiale ein Top-Haushaltswarenhändler sitzt, gegen den man nicht ankommt, dann darf man das Haushaltswarensortiment rausschmeißen, um die Fläche besser, etwa für Spielwaren, zu nutzen", so Geiwitz.
Alle weiter bestehenden Galeria-Filialen sollen modernisiert und auf das Konzept umgestellt werden, ergänzt er heute. Die Attraktivität der Standorte werde durch die "sinnvolle Einbindung weiterer kundenrelevanter Services wie Versicherungen, Schneidereien, Reinigungen oder Bürger-Services gesteigert". Dieser Ansatz habe sich bereits in der Modellfiliale in Kassel erfolgreich bewährt.
Investor Benko bietet Kapital an
Auch der Galeria-Eigentümer Signa mit dem österreichischen Investor René Benko an der Spitze ist wohl bereit, 200 Millionen Euro an Kapital bereitzustellen, wenn der Insolvenzplan durchgeht. Das hat Geiwitz bestätigt.
Ein Schritt, der von Seiten der Gewerkschaft ver.di als dringend notwendig angemahnt wird: "Notwendig sind entsprechende Investitionen des Investors Benko. Und darauf wird es ankommen, dass er Verantwortung übernimmt für die Zukunft der Warenhäuser und für die Zukunft der Arbeitsplätze und damit für die Menschen bei Galeria," so ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger gegenüber der tagesschau.
Massiver Stellenabbau in der Zentrale erwartet
Insgesamt 17.400 Mitarbeiter beschäftigt Galeria. In der Zentrale in Essen wird es einen massiven Stellenabbau geben, daran lässt Geiwitz keinen Zweifel. Bei den Filialen ist die Situation von Standort zu Standort anders zu bewerten - je nachdem, ob er von Galeria weitergeführt, von einem Investor übernommen oder ganz geschlossen wird.
Mitarbeiter, die das Unternehmen verlassen müssen, sollen eine Abfindung von zwei Monatsgehältern bekommen, maximal allerdings 7500 Euro. Das hat der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ettl dem "Handelsblatt" bestätigt.
Bis zum 6. März haben nun die Gläubiger Zeit, ihre Forderungen geltend zu machen. Zu den Großgläubigern gehören die Bundesagentur für Arbeit, der Wirtschaftsstabilisierungsfond, Banken und Vermieter. Lieferanten sind nicht so stark betroffen, weil ihre Ware größtenteils über Eigentumsvorbehalt abgesichert ist.
Habeck schließt weitere Staatshilfe aus
Weitere Staatshilfen wie während der Pandemie wird es nicht geben, stellte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck heute klar. In der Corona-Zeit habe die Bundesregierung Galeria Karstadt Kaufhof zweimal mit insgesamt 680 Millionen Euro unterstützt.
"Da war ein Interesse der Gesellschaft, dass die Innenstädte erhalten bleiben. Ich glaube, man tritt dem Unternehmen nicht zu nah, wenn man sagt, trotzdem gibt es strukturelle Probleme, die nicht aufgelöst werden konnten während dieser Unterstützungsphase." Diese strukturellen Probleme führten jetzt zu diesem Insolvenzverfahren, so Habeck. "Das geht jetzt allerdings ohne Beteiligung der Bundesregierung vonstatten."