Projekte des Immobilienunternehmers Benkos Baustellen
Der österreichische Immobilieninvestor René Benko steckt in der Krise. Deutschlandweit hat der Unternehmer große Bauprojekte in Innenstädten angeschoben, die nun teilweise ruhen. Eine Übersicht.
Die Krise des Firmengruppe von Immobilien-Investor René Benko hat sich zugespitzt. Geschäftspartner und Geldgeber haben offensichtlich das Vertrauen verloren und verlangen, dass nun ein Sanierungsexperte das Ruder übernimmt in Benkos Signa-Holding - während die Arbeiten auf mehreren Großbaustellen stillstehen. Hohe Baukosten, steigende Kreditzinsen und auch hausgemachte Probleme haben das Unternehmen unter Druck gesetzt.
Signa ist nach eigener Darstellung einer der "führenden Immobilienentwickler in Europa". Die Luxusimmobilien-Tochter Signa Prime Selection hat in mehreren deutschen Metropolen Bauprojekte in zentralen Innenstadt-Lagen in Angriff genommen. Eine Übersicht über die bekanntesten Baustellen.
Elbtower Hamburg
Mit einer Höhe von 245 Metern und 64 Etagen soll der Elbtower in der Hamburger Hafencity eigentlich das höchste konventionelle Gebäude der Hansestadt und das bundesweit dritthöchste werden - nach dem Commerzbank Tower und dem Messeturm in Frankfurt am Main. 25 Millionen Euro soll die Baustelle im Monat kosten, insgesamt liegen die Baukosten bei einer Milliarde Euro.
Die Arbeiten am Rohbau des Wolkenkratzers ruhen: Wegen fehlender Zahlungen des Signa-Konzerns hat der Baukonzern Lupp seine Bautätigkeit vorerst eingestellt, wie Geschäftsführer Matthias Kaufmann bestätigte. Bislang hat der Rohbau eine Höhe von 100 Metern.
Rohbau des Elbtowers: Bei 100 Metern Höhe wurden die Arbeiten gestoppt.
Neue Gänsemarkt-Passage in Hamburg
Am Gänsemarkt in der Hamburger Innenstadt sollte eigentlich ein Vorzeigeprojekt für moderne Innenstadtnutzung entstehen. Doch das Immobilienunternehmen Signa Real Estate hat die Bauarbeiten für das dort geplante neue Gebäude erstmal auf Eis gelegt. Der vorherige Bau ist bereits abgerissen - es klafft eine große Lücke zwischen den Häuserblöcken.
Der Baustopp hat offenbar finanzielle Gründe: Banken geben in der Regel erst Kredite, wenn der Bauherr nachweisen kann, dass sich das Projekt rentiert - es also ausreichend Zusagen von künftigen Mieterinnen und Mietern gibt. Doch daran hapert es Medienberichten zufolge noch. Wie viele Mieter noch fehlen, bis der Bau fortgesetzt werden kann, ist nicht bekannt.
Am Hamburger Gänsemarkt klafft eine große Baulücke.
Carsch-Haus in Düsseldorf
Ein ähnliches Bild wie in Hamburg zeigt sich derzeit auf der Baustelle am Düsseldorfer Carsch-Haus. Auch dort ruhen die Arbeiten, weil beteiligte Baufirmen offenbar auf ihr Geld warten. Medienberichten zufolge hat Signa Rechnungen in Millionenhöhe nicht bezahlt. Das Carsch-Haus sollte eigentlich im Frühjahr 2025 fertig sein, Spatenstich war im März dieses Jahres.
In der Politik sorgt der Fall bereits für Aufsehen. Ein Bauloch mitten in der Innenstadt wäre auch für den Einzelhandel eine Katastrophe, warnte die Düsseldorfer SPD. Die Kosten für den Umbau zu einem neuen Luxuswarenhaus werden auf mehr als 50 Millionen Euro geschätzt, wie der WDR berichtet.
Die Baustelle des geplanten neuen Carsch-Hauses: Die Arbeiten ruhen.
Neue Handels- und Büroflächen in Stuttgart
In Stuttgart befindet sich die aktuell jüngste Baustelle der Signa-Holding. Doch auch dort passiert offenbar nichts. Laut "Stuttgarter Zeitung" ist das Architekturbüro aufgefordert worden, die Planungsarbeiten für den Neubau an der Ecke König- und Schulstraße zu unterbrechen. Dies liege aber laut Signa Real Estate an veränderten Anforderungen durch die Vorvermietungsrate.
"Das Projekt läuft weiter", teilte Signa der "Stuttgarter Zeitung" mit. Das Millionenprojekt sieht 2.300 Quadratmeter für den Handel und 5.000 Quadratmeter Büroflächen vor.
In Stuttgart gibt es die Sorge, dass sich das Projekt zu einer Dauerbaustelle entwickeln könnte. Das Linksbündnis im Stuttgarter Gemeinderat befürchtet, dass der Planungsstopp das Vorhaben erheblich verzögern könnte. Stadträtin Johanna Tiarks sprach vom Risiko einer "jahrelangen Baulücke".
An der Stuttgarter Königstraße sollen Tausende Quadratmeter Büros entstehen.
"Mynd"-Hochhaus am Berliner Alexanderplatz
Am Berliner Alexanderplatz soll das Galeria-Kaufhaus durch einen 134 Meter hohen Hochhausturm ergänzt werden. Angesichts der Krise des Signa-Konzerns hat die ebenfalls am Projekt beteiligte Fondsgesellschaft der Commerzbank nun Konsequenzen gezogen: Kurz vor Beginn der Hochbauarbeiten habe die Fondsgesellschaft Commerz Real dem Projektentwickler Signa Real Estate die Kündigung geschickt, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Signa verliere damit einen wichtigen Auftrag.
Die Bauarbeiten seien davon allerdings nicht beeinflusst. Der bau werde "wie geplant fortgesetzt", teilte Commerz Real der "FAZ" mit. Das Bauunternehmen Züblin sei beauftragt, die Rohbauarbeiten bei dem "Mynd" genannten Bauprojekt durchzuführen.
Bei anderen Projekten ist derzeit unklar, wie es weitergeht. Erst diesen Sommer hatte das dänische Architekturbüro Henning Larsen den Auftrag für geplante neue Hochhäuser am Kurfürstendamm im Stadtteil Charlottenburg gewonnen. 134 Meter hoch soll das neue Ensemble werden. Derzeit befindet es sich laut dem Architekturbüro in der Planung.
Das Hochhausprojekt der Signa-Gruppe am Alexanderplatz: Hier will Commerz Real nun alleine bauen.
Neues Stadtquartier in Münchner Innenstadt
Auch in München ist Signa an umfangreichen Umgestaltungen der Innenstadt beteiligt. Das Projekt wird unter dem Namen "Corbinian" vermarktet, es soll ein neues Stadtquartier zwischen Hauptbahnhof und Stachus werden. Die Pläne zur Neubebauung zwischen Hauptbahnhof und Stachus sind - wie beim Elbtower in Hamburg - von dem Architekten David Chipperfield.
Ein erster Mietvertrag über 15.000 Quadratmeter an Büroflächen wurde schon vor einem Jahr abgeschlossen. Bis zuletzt schien das Projekt wie geplant zu laufen, laut "Abendzeitung" soll Benko sich bei diesem sowie weiteren Münchner Gebäuden und Projekten aber "offen für Kaufangebote" gezeigt haben.
Ein Entwurf des geplanten Quartiers "Corbinian" in München: 40.000 Quadratmeter Bürofläche und 10.000 Quadratmeter Einzelhandel sind geplant.
Geschäftshaus am Opernplatz in Frankfurt
Bereits im August war bekannt geworden, dass am Frankfurter Opernplatz - anders als von Signa ursprünglich beabsichtigt - kein neues Hochhaus entstehen wird. Die Stadt Frankfurt lehnte Pläne für ein 100 Meter hohes Gebäude ab.
Auf dem Gelände eines ehemaligen Bürohauses aus den 1950er-Jahren, das Signa bereits im Frühjahr 2021 abreißen ließ, soll statt dessen ein achtstöckiges Geschäftshaus entstehen. Der Bau hat allerdings noch nicht begonnen - auch weil bis zuletzt noch keine Baugenehmigung vorlag.