Ehemaliger "Bild"-Chef Springer verklagt Reichelt auf Millionensumme
Der Axel-Springer-Konzern fordert die Abfindung für seinen ehemaligen "Bild"-Chefredakteur Reichelt zurück. Der 42-Jährige habe vertragliche Zusagen nicht eingehalten. Es geht um einen Betrag in siebenstelliger Höhe.
Der Axel-Springer-Verlag verklagt den ehemaligen "Bild"-Chefredaketur Julian Reichelt. Der Fall liegt beim Arbeitsgericht Berlin, wie eine Gerichtssprecherin der Nachrichtenagentur dpa bestätigte. Zuerst hatte das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtet.
Die Sprecherin sagte, es gehe bei der Klage um die Rückzahlung einer Abfindung, die beim Weggang Reichelts vereinbart worden war. Zudem fordere der Konzern die Zahlung einer Vertragsstrafe. Gegenstand der Klage sei eine Summe im siebenstelligen Bereich. Die Klage sei am 20. April bei Gericht eingegangen. Der nächste Schritt sei, einen Gütetermin festzusetzen, hieß es weiter.
Reichelts Anwalt: Klage noch nicht eingegangen
Ein Sprecher des Springer-Konzerns erklärte, der Verlag habe gegen Reichelt eine Strafanzeige wegen Betrugs bei der Staatsanwaltschaft Berlin eingereicht. Darüber hinaus wollte sich das Unternehmen nicht äußern. Von der Staatsanwaltschaft Berlin hieß es, dass noch kein Anzeigeeingang verzeichnet sei.
Reichelts Anwalt teilte auf Nachfrage zur Anzeige wie auch zu der Klage mit, eine Klage liege weder seinem Mandanten noch ihm selbst vor. "Die offenbar gegenüber Medien erfolgte gezielte Verlautbarung einer solchen Klageeinreichung, noch bevor eine Zustellung dieser Klage an meinen Mandanten erfolgt ist, betrachten wir als entlarvenden und zugleich untauglichen Einschüchterungs- und Ablenkungsversuch", erklärte der Anwalt.
Vorwurf, Pflichten nicht eingehalten zu haben
Laut "Spiegel" sind in Reichelts Abwicklungsvertrag neben einer Millionenabfindung auch diverse Pflichten geregelt, die augenscheinlich im Kontext der Auflösung des Arbeitsverhältnisses vereinbart worden seien.
Der Konzern sei offenbar der Auffassung, Reichelt habe mehrere dieser Pflichten missachtet. So soll der 42-Jährige etwa gegen Vereinbarungen zur Vertraulichkeit sowie zur Herausgabe und Löschung interner Daten verstoßen haben. Auch ein Abwerbeverbot hatte Reichelt demnach in seinem Abwicklungsvertrag zugesagt - später soll er sich aber nicht daran gehalten haben - mehrere ehemalige Springer-Kollegen Reichelts sollen heute für dessen Unternehmen Rome Medien arbeiten. Reichelt hatte derartige Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Reichelt schweigt bislang
Auf eine Konfrontation des "Spiegel" Mitte April habe Reichelt nicht reagiert, eine neuerliche kurzfristige Anfrage sei bisher nicht beantwortet worden. Reichelts Anwalt hatte kürzlich mitgeteilt: Nicht nur gegen Reichelt erhobene Vorwürfe, sondern auch die Durchführung der konzerninternen Untersuchung und der Umgang des Konzerns mit den Vorwürfen und dem Thema Machtmissbrauch generell bedürften einer "völlig neuen Bewertung".
Reichelt musste den Axel-Springer-Konzern im Oktober 2021 endgültig verlassen. Der Schritt folgte auf ein internes sogenanntes Compliance-Verfahren, in dem zahlreiche Mitarbeiterinnen gegen den früheren "Bild"-Chefredakteur ausgesagt hatten. Es ging unter anderem um Affären mit Untergebenen und Machtmissbrauch. Reichelt bestreitet die Vorwürfe bis heute.