Milliarden-Investition Tesla-Werk in Brandenburg eröffnet
Es die größte Elektroauto-Fabrik in Deutschland - und die erste des US-Herstellers Tesla in Europa. Nach gut zwei Jahren Bauzeit ist das neue Werk in Grünheide offiziell eröffnet worden.
Der US-Elektroautopionier Tesla hat seinen Betrieb in Grünheide vor den Toren Berlins aufgenommen. Das Unternehmen eröffnete das Werk in Brandenburg nach rund zwei Jahren Bauzeit offiziell. Ganz Ostdeutschland profitiere von der neuen Autofabrik, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz. "Der Osten ist industriell vorne mit dabei", so der SPD-Politiker.
Tesla startet die Fertigung mit zunächst rund 3000 Mitarbeitenden. Das Unternehmen will in den kommenden Monaten Tausende weitere Mitarbeiter einstellen. Bei Vollauslastung sollen bis zu 12.000 Beschäftigte dort tätig sein. Kunden des US-Herstellers nehmen bereits heute die ersten Autos des Model Y aus Grünheider Fertigung in Empfang. In einer ersten Phase sollen bis zu 500.000 Autos pro Jahr in Brandenburg produziert werden. Tesla will am Standort seiner ersten europäischen "Gigafactory" auch neuartige Batterien bauen. Diese Fertigungsstätte ist derzeit noch im Bau.
"Tesla-Tempo" als Vorbild?
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck begrüßte die "Rieseninvestition" des US-Elektroautobauers in Zukunftstechnologie. Tesla habe den Bau "im Grunde ohne öffentliche Förderung" auf den Weg gebracht und damit "ein starkes Bekenntnis zum Standort Deutschland gegeben", so der Grünen-Politiker. Er hob hervor, dass die Fabrik "in kurzer Zeit" habe gebaut werden können. Dies könne "natürlich auch ein bisschen mal Maßgabe sein für Tesla-Tempo auch in anderen Bereichen".
Tesla selbst sieht sich auf einer "Mission, den globalen Übergang zu nachhaltiger Energie zu beschleunigen". Für die deutsche Auto-Konzerne wie Volkswagen, BMW oder Audi wächst im Segment der E-Mobilität nun die Konkurrenz im eigenen Land.
"Sehr gute Entwicklungsphase in Ostdeutschland"
Tesla-Chef Elon Musk hatte die Milliardeninvestition in der Nähe von Berlin im November 2019 angekündigt und im Februar 2020 mit dem Bau begonnen. Musk verließ sich dabei zunächst auf vorläufige Zulassungen des Landes Brandenburg. Ursprünglich wollte Musk schon ab Mitte 2021 in Grünheide produzieren. Die endgültige Genehmigung für die Riesenanlage - Tesla spricht von Produktionseinheiten auf einer Gesamtfläche von über 227.000 Quadratmetern - kam erst vor rund zwei Wochen, als bereits der Probebetrieb lief. Auflagen der Behörden versuchte Tesla rasch abzuarbeiten.
Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke sprach von einer positiven Wirkung für ganz Ostdeutschland. "Ich glaube schon, dass wir in Ostdeutschland in einer sehr guten Entwicklungsphase sind", sagte der SPD-Politiker im Deutschlandfunk. Sorgen von Umweltschützern mit Blick auf die Fabrik wegen des Wasserverbrauchs wies der Ministerpräsident zurück: "Es gibt kein Mengenproblem." Dies sei auch gerichtlich bestätigt. Zwar liege die neue Fabrik in einem Wasserschutzgebiet, jedoch seien alle Auflagen eingehalten worden. "Damit gehe ich davon aus, dass wir auch keine Gefährdung der Trinkwasserversorgung in der Region haben."
Experten sehen Aufwertung des Standorts
Ökonomen sehen große Chancen durch den Tesla-Start in Brandenburg und auch die geplante Fabrik des US-Chipkonzerns Intel in Magdeburg. "Wir erleben derzeit in den neuen Bundesländern, dass die Ausreifung von Ballungsräumen zu Wachstumskernen auch die ländlichen Regionen erfasst", sagte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, dem "Handelsblatt". Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, wertete die jüngsten Ansiedlungen zwar noch nicht als eine "Trendumkehr". Es bestünden aber gute Chancen, wenn Ostdeutschland eigene Stärken entwickele und nicht versuche, andere Regionen in Deutschland oder Europa zu kopieren. "Erneuerbare Energien und nachhaltige Technologien könnten eine solche Stärke und ein vielversprechendes Erfolgsmodell für den Osten werden", so Fratzscher.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie lobte die schnelle Umsetzung des Projekts. "Das Tempo bei Tesla muss als Vorbild für Investitionsprojekte in Deutschland dienen", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Auch die IG Metall begrüßte den Start der Fabrik. Mit den Arbeitsbedingungen hinke Tesla allerdings nach deutschen Standards hinterher, erklärte Bezirksleiterin Birgit Dietze.