US-Technologieindustrie Platzt jetzt die Tech-Blase?
Die großen US-Techkonzerne wie Apple oder Microsoft haben in kürzester Zeit mehr als eine Billion Dollar an Börsenwert verloren. Auslöser ist vor allem die Zinserhöhung der US-Notenbank. Was sagt das über die Branche?
In diesen Tagen häufen sich die Hiobsotschaften - das sorgt für viel Nervosität. Trotz Rekordumsätzen ist der Wert von Apple von drei Billionen Dollar im Januar auf jüngst 2,5 Billionen Dollar gesunken. Microsoft, Amazon, Tesla und Alphabet haben in diesem Jahr alle mehr als 20 Prozent ihres Wertes verloren. Bei der Videoplattform Netflix sind es gar 70 Prozent.
Der erfahrene Tech-Investor und Manager Tim Armstrong riet im US-Börsensender CNBC dazu, Ruhe zu bewahren. "Investoren achten im Moment auf zwei Dinge: Konzentriere Dich auf Ergebnisse und versuche diese Ergebnisse ohne Wachstum um jeden Preis zu erreichen", erläuterte Armstrong. "Zweitens: Investoren stecken ihr Geld jetzt genau in diese Bereiche, die das beherzigen. Das sieht man zum Beispiel bei Uber. Die Leute fangen an, sich auf Gewinne zu konzentrieren. Sie wollen auf eine gesunde Art und Weise wachsen."
Erste Entlassungen bei Start-Ups
Branchen-Primus Facebook, der trotz heftiger Skandale jedes Jahr neue Rekordergebnisse ablieferte, musste in diesem Jahr bislang Einbußen von gut 40 Prozent hinnehmen. Vor wenigen Tagen teilte das Unternehmen mit, es habe einen Einstellungsstopp verfügt.
Vor allem unter den Start-Ups macht sich die Angst vor Entlassungen breit. Erste Start-Ups wie Cameo, Mural oder der Finanzdienstleister Robin Hood, die noch in der Pandemie große Erfolge feierten, haben in der vergangenen Woche damit begonnen, Mitarbeitende zu entlassen.
Nasdaq mit großem Minus
Der Technologie-Börsen-Index Nasdaq ist seit Jahresbeginn um 28 Prozent geschrumpft. Der Preis der Kryptowährung Bitcoin hat allein in den vergangenen fünf Tagen mehr als 20 Prozent seines Werts verloren. Aktuell liegt der Bitcoin bei gut der Hälfte seines Allzeithochs - 31.000 Dollar.
Kein Wunder, dass nicht nur Risikokapitalfirmen im Silicon Valley Schweißausbrüche bekommen. Der ehemalige Apple-Mitarbeiter Tony Fadell kennt dieses Gefühl. Der Miterfinder des iPhones rät den Start-Ups: "Kehre zu Deiner Mission zurück und beachte den Markt nicht. Er hat sich dramatisch verändert. Er wird sich aber wieder einpendeln. Konzentriere Dich auf Deine Arbeit. Erledige Deine Mission. Beachte nicht, was um Dich herum geschieht. Das Wichtigste ist, dass Du Dich um dein Team kümmerst."
Erinnerungen an das Jahr 2000
Was jetzt passiert, ist eine riesige Zäsur für das Silicon Valley, das mehr als ein Jahrzehnt allen Fliehkräften widerstanden hat. Viele fühlen sich an das Jahr 2000 erinnert, als der Markt für die überbewerteten Tech-Aktien über Nacht zusammengebrochen war.
Experten meinen jedoch, dass - anders als im Jahr 2000 - die Unternehmen heute auf deutlich solideren Beinen stehen. Der Erfolg der Geschäftsmodelle habe sich durchgesetzt. Selbst Risikokapitalgeber seien nach wie vor bereit, in Start-Ups zu investieren. Allerdings werde zurzeit viel stärker darauf geachtet, wieviel Geld ein junges Unternehmen verbraucht.
Analystin Laura Matin rät sogar, den Moment für den Einstieg in den Tech-Aktienmarkt abzupassen. "So wie die Kurse fallen, können sie auch wieder steigen. Ich weiß also nicht, wann diese Finsternis endet", sagt sie. "Aber an dem Tag, an dem sie endet, werden diese Aktien um die gleichen 20 Prozent steigen wie die zehn bis 20 Prozent, die sie jeden Tag fallen. Und es wird sehr schwer sein, diesen Aufschwung zu timen."