Festverzinsliche Anlagen mit Rendite Mit Anleihen auf Nummer sicher gehen?
Lange Zeit war mit Anleihen nichts zu verdienen. Wegen der niedrigen Zinsen gab es sogar deutliche Wertverluste. Inzwischen können aber Sparer wieder Renditen einfahren und Anleihen als Sicherheit nutzen.
Viele Jahre war am Markt für festverzinsliche Anlagen wenig zu holen. Die Nullzinsphase im Euro-Raum sorgte für eine kleine Flucht aus Anleihen. Die Zinswende, die vor zwei Jahren begann, hat Anleihen aber wieder attraktiver gemacht. Sie sind als Sicherheits-Baustein für Vermögen wieder interessant geworden.
Für zehnjährige Bundesanleihen gibt es derzeit wieder eine Rendite von rund 2,7 Prozent. Sie gelten als Gradmesser für den Markt der Staatsanleihen in Deutschland. Eine Bundesanleihe mit einer Laufzeit von drei Jahren bringt es sogar wieder knapp drei Prozent Rendite. Das sah noch vor rund zwei Jahren ganz anders aus. Staatsanleihen im Euroraum verzeichneten wegen der Nullzinspolitk der Europäischen Zentralbank (EZB) zeitweise sogar negative Renditen.
Für Sparer hatte die Zinspolitik der Notenbank ebenfalls gravierende Auswirkungen. Sogar auf Einlagen auf Sparkonten wurden teilweise Strafzinsen fällig. Der Markt für Anleihen, auch Rentenmarkt genannt, wurde gerade für private Sparer uninteressant.
Keine Zinswende nach unten erwartet
Die Situation hat sich grundlegend geändert. Die EZB hatte seit 2022 den Einlagenzins in mehreren Schritten bis auf vier Prozent angehoben. Zwar hat EZB-Chefin Christine Lagarde vor wenigen Tagen eine erste Zinssenkung auf 3,75 Prozent verkündet.
Doch das Zinsniveau wird nicht wieder deutlich abgesenkt, glauben Experten wie Henrik Arning vom VZ Vermögenszentrum: "Auch wenn Frau Lagarde jetzt vor ein paar Tagen die Zinsen hat wieder leicht sinken lassen, ist es schon der Tenor, dass wir zumindest für die kommenden Jahr von einem adäquaten Zinsniveau ausgehen können. Und insofern sind natürlich festverzinsliche Wertpapiere wie Anleihen eine gute Beimischung in einem Vermögens-Portfolio."
Anleihen versprechen eine hohe Sicherheit gegen starke Kursschwankungen. Darin unterscheiden sie sich grundsätzlich vom Aktienmarkt. Denn bei einer Anleihe wird die Rückzahlung des investierten Betrages garantiert, und dazu winkt ein Zins. Für die Bundesanleihen, also die Anleihen des Bundes, garantiert schließlich der deutsche Staat.
Sicherer als Fest- und Tagesgeld
In punkto Sicherheit unterscheiden sich Staatsanleihen damit auch von Sparformen wie Festgeld oder Tagesgeld. Denn hier leihen Sparerinnen und Sparer ihr Geld einer Bank und erhalten dafür Zinsen. Und vor einer Pleite geschützt sind in der Regel nur Beträge bis zu 100.000 Euro pro Kunde und Konto über die gesetzliche Einlagensicherung.
Sicherheit spielt vor allem dann eine wichtige Rolle, wenn das gebildete Vermögen einmal genutzt werden muss, um etwa die gesetzliche Rente zu ergänzen. Die starken Schwankungen am Aktienmarkt kann man damit zu einem Teil auffangen. Denn nicht jeder Vorsorgesparer kann einen Crash am Aktienmarkt einfach aussitzen. Er braucht einen sicheren Depot-Anteil, meint auch Vermögensberater Ivica Jankovic von der Quirin Bank: "Wenn mein Vermögen nicht in Gänze 15 Jahre oder länger Zeit hat um zu arbeiten, muss ich mir Gedanken machen, was die Alternativen sind. Und dort funktionieren Anleihen, die eben auch eine wertschöpfende Funktion haben, aber auf eine andere Art und Weise. Das Risiko dort ist deutlich geringer. Deshalb kann ich ein Anleihenportfolio quasi als Risikopendant aufbauen zu den Aktien, weil ich das für meine Ziele eventuell brauche".
Auf die Bonitätsnote achten
Wer sich einen solchen Sicherheitspuffer aufbauen will, sollte einige Besonderheiten der festverzinslichen Wertpapiere beachten. So werden Staatsanleihen nach der Kreditwürdigkeit des Staates, der sie ausgibt "benotet". Solche Bonitätsnoten werden von internationalen Ratings-Agenturen vergeben, und signalisieren dem Käufer, wie es um die Finanzkraft eines Staates bestellt ist. Deutschland hat hierbei die international höchsten Noten. Die Ratings-Agentur Standard & Poors etwa vergibt für deutsche Staatsanleihen die Note "AAA" (Triple A).
Anleihen sind in den allermeisten Fällen mit einem Zins ausgestattet. Der Zins bezieht sich auf den Wert, zu dem die Anleihe ausgegeben wird, das sind in der Regel 100 Prozent. Am Ende der Laufzeit erhält der Käufer diesen Nennwert plus die jährlichen Zinsen zurück. Die Rendite der Anleihe ergibt sich allerdings neben dem Zins auch aus dem Kurs, zu dem die Anleihe gehandelt wird. Der Kurs reagiert auf das allgemeine Zinsumfeld und kann über oder unter 100 Prozent liegen.
"Langläufer" reagieren stärker auf Zinsumfeld
Auch die Laufzeit der Anleihen ist ein wichtiger Faktor, der vor dem Kauf berücksichtigt werden sollte. Zwar wird die Rückzahlung des Kaufbetrages zuzüglich der Zinsen dem Anleihenkäufer nach dem Ende der Laufzeit prinzipiell garantiert. Doch die Kurse lange laufender Anleihen schwanken stärker als die von "Kurzläufern". Und sie reagieren empfindlicher auf Veränderungen des Zinsniveaus. So hat die Zinswende vor zwei Jahren im Euroraum die Kurse von Staatsanleihen mit längerer Restlaufzeit deutlich belastet. Denn bei Anleihen verhalten sich die Kurse umgekehrt zur Rendite am Markt: Steigt die Rendite infolge eines Zinsanstiegs, fällt der Kurs.
Das funktioniert aber auch umgekehrt: Wenn die Leitzinsen weiter abgesenkt werden sollten, werden die Kurse von Anleihen mit längerer Laufzeit auch wieder deutlich steigen. Ob diese Zinswende rückwärts aber wirklich bald eintritt ist derzeit nicht klar, schildert Experte Henrik Arning: "Wenn ich jetzt eine lang laufende Anleihe kaufe, und wir haben nicht das Szenario, die Zinsen bleiben also doch länger auf dem jetzigen Niveau, dann geht diese Spekulation nicht auf". Die Kurse der Langläufer steigen also nicht wie erwartet.
Unternehmensanleihen sind riskanter
Anleihen werden nicht nur von Staaten, sondern auch von Unternehmen genutzt, die sich am Kapitalmarkt Geld leihen wollen. Auch solche Unternehmensanleihen garantieren die Rückzahlung und einen Zins bis zum Ende der Laufzeit. Sie gelten allerdings als riskanter, denn Firmenpleiten sind naturgemäß häufiger als die Insolvenz eines ganzen Staates. Auch Unternehmensanleihen erhalten eine Bonitätsnote von Ratingagenturen. Und da das Risiko hier höher ist als etwa bei Bundesanleihen, wird auch ein höherer Zins gezahlt.
Gehandelt werden Anleihen ähnlich wie Aktien am Kapitalmarkt. Bei jeder Hausbank oder jedem Discountbroker können sie gekauft werden. Wer nicht nur auf eine Anleihe setzen wil, kann zu Renten-Fonds oder Renten-Indexfonds (ETF) greifen. In ihnen sind viele verschiedene Anleihen enthalten. Je nach Ausgestaltung des Fonds oder ETFs finden sich darin Papiere mit längeren oder kürzeren Laufzeiten. Genauso gibt es eine Vielzahl von Produkten, die auf Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen spezialisiert sind. Diese Informationen sind in den Fondsporträts und Geschäftsberichten aufgeführt.