Bargeldlose Einkäufe Deutsche beim digitalen Bezahlen zurückhaltend
Bargeld ist in Deutschland weiterhin sehr beliebt. Auch wenn Karte oder Smartphone an der Kasse immer häufiger genutzt werden - digitales Bezahlen ist in anderen europäischen Ländern viel verbreiteter.
Immer mehr Deutsche bezahlen elektronisch. Im vergangenen Jahr nutzten Bundesbürger durchschnittlich 284-mal Bank-, Kreditkarte oder Smartphone für ihre Einkäufe, wie die Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) errechnet hat. Das entspricht einem Plus von knapp fünf Prozent zum Vorjahr.
Deutschland im hinteren Mittelfeld
Doch trotz steigender Nutzungszahlen steht Deutschland damit im europäischen Vergleich nur für im hinteren Mittelfeld - im Vergleich von 17 Ländern auf Rang 12, wie BCG mitteilte. "Für die Deutschen ist Bargeld nach wie vor ein wichtiges Zahlungsmittel, hier ist für elektronische Transaktionen also noch viel Luft nach oben", so Ampenberger, Experte für Zahlungsverkehr und Co-Autor der Studie.
Noch seltener als die Deutschen zahlten im Schnitt Italiener (186) und Malteser (180) auf elektronischem Wege. Auch in Österreich wird noch viel bar zahlt - hier waren es im vergangenen Jahr 247 digitale Transaktionen pro Person.
Norweger bezahlen gerne digital
Wo in Europa wird am meisten ohne Bargeld bezahlt? Laut der BCG-Studie gab es im vergangenen Jahr in Norwegen pro Kopf die höchste Zahl digitaler Transaktionen (708) - gefolgt von Dänemark (610) und Luxemburg (598). Das sind Ergebnisse des Global Payments Report 2023, für den die Boston Consulting Group (BCG) jährlich die weltweiten Zahlungsströme und Erträge der Zahlungsdienstleister analysiert.
Die BCG-Experten kommen zu dem Schluss, dass die weltweiten Erträge der Anbieter in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich um 8,3 Prozent auf 1,6 Billionen Dollar 2022 anwuchsen. Dazu zählen Erträge aus Zahlungsverkehrs-Transaktionen sowie Gebühren und Zinserträge aus Girokonten oder ausgegebenen Kreditkarten.
Payment-Branche vor sinkenden Wachstumsraten
Doch dieses starke Wachstum werde sich in den kommenden Jahren deutlich abschwächen, so die Experten - und zwar auf 6,2 Prozent jährlich, bis 2027 weltweit rund 2,2 Billionen Dollar erreicht würden. "Die sinkende Wachstumsrate ist ein deutliches Warnsignal für die Payments-Branche. Gründe für den Bruch des langjährigen Aufwärtstrends sind die zu erwartenden Verlagerung des Massenzahlungsverkehrs von Karten auf Konto-zu-Konto-Transaktionen", erklärt BCG-Partner Ampenberger.
Dies werde von den weltweiten Aktienmärkten bereits antizipiert. So verzeichneten 20 weltweit agierende, große börsennotierte Payment-Unternehmen in den vergangenen beiden Jahren einen Rückgang ihrer Aktienrendite ("Total Shareholder Return") um durchschnittlich 20 Prozent.
Aktien von Visa und Mastercard nahe Rekordhochs
Fakt ist aber auch: Den ganz Großen der Branche geht es weiterhin blendend, was ein Blick auf Visa und Mastercard zeigt. Für die Visa-Aktie steht in der Zwölf-Monats-Frist ein Plus von 28 Prozent zu Buche, Papiere von Mastercard kletterten im gleichen Zeitraum um knapp 32 Prozent in die Höhe. Beide Aktien notieren nahe ihrer Rekordhochs. Von Zukunftsängsten ist bei Visa und Mastercard noch nichts zu spüren.
Angesichts hoher Gewinnmargen von rund 50 Prozent verwundert das nicht. Damit stellen Visa und Mastercard sogar die profitabelsten Softwarekonzerne weit in den Schatten. Die Unternehmen verdienen an jeder Transaktion mit ihren Kreditkarten mit. Dabei profitierten sie zuletzt auch von den weltweit hohen Inflationsraten, denn diese führten zu höheren Einkaufssummen - und damit automatisch zu höheren Gebühren-Einnahmen.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.