Stark gestiegene Preise Kartellamt sieht "Auffälligkeiten" beim Diesel
Das Bundeskartellamt hält den jüngsten Preisanstieg beim Diesel für auffällig. So sei der Abstand zwischen dem Rohölmarkt und den Tankstellen-Preisen in den vergangenen Wochen deutlich gewachsen.
Die Preisanstiege bei Dieselkraftstoff alarmieren Deutschlands obersten Wettbewerbshüter. "Die momentanen Preissteigerungen besonders bei Diesel sind ein weiterer Beleg dafür, dass wir uns weiter mit den Ebenen Raffinerien und Großhandel befassen müssen", sagte der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, laut einer Mitteilung.
Die Behörde hatte im April 2022 eine sogenannte Sektoruntersuchung "Raffinerien und Kraftstoffgroßhandel" eingeleitet, die noch andauert. "Sollten wir Hinweise auf illegales Verhalten vorfinden, werden wir das konsequent verfolgen", sagte Mundt.
Teuerung bei Raffinerien und im Import
Zur aktuellen Spritpreis-Entwicklung stellt die Behörde fest, dass bei Superbenzin der Sorten E5 und E10 die Preissteigerungen nach Abzug der Steuern weitgehend den Rohölmärkten folgten. "Seit Juli verzeichnen wir bei Rohöl Preissteigerungen um knapp 14 Prozent unter anderem wegen Angebotskürzungen in den Lieferländern."
Bei Diesel sei der Abstand zwischen Rohöl- und Tankstellenpreis in den vergangenen Wochen jedoch deutlich gewachsen. Mundt sprach von "Auffälligkeiten". "Die Gründe für die Preissteigerungen bei Diesel sind eher nicht bei den Tankstellen zu suchen", sagte er.
"Größere Preisschwankungen"
Seit dem Russland-Embargo erschließe sich Deutschland als Importland neue Lieferwege für Diesel, stehe aber in globaler Konkurrenz mit anderen Käufern. "Daraus können sich größere Preisschwankungen ergeben: Bieten andere Standorte höhere Preise, so wird vermehrt dorthin geliefert. Dazu kommen aktuell technische Probleme und Kapazitätsengpässe in hiesigen Raffinerien."
Folglich fänden die aktuellen Preissteigerungen schon auf Ebene der Raffinerien und des Imports statt. "Daraus ergibt sich aber, dass der höhere Abstand zwischen Diesel und Rohöl eher nicht den Tankstellen zugutekommt, da auch sie höhere Beschaffungskosten haben."
Kritik vom ADAC
Der Wirtschaftsverband Fuels und Energie, der unter anderem die Markentankstellen und Raffinerien in Deutschland vertritt, bestätigte die Einschätzung der Behörde. "Zum einen haben die Rohölpreise zugelegt, zum anderen sind zuletzt auch die Einkaufspreise der Tankstellen für Benzin und insbesondere Diesel an den maßgeblichen internationalen Produktmärkten deutlich gestiegen", erklärte ein Sprecher.
Der ADAC hatte den Anstieg der Spritpreise kürzlich abermals kritisiert. Das Grundniveau sei deutlich überhöht, so der Automobilclub. Vor dem Hintergrund, dass Rohöl im Wochenvergleich auf einem gleichbleibenden Niveau notiere, sei die aktuelle weitere Preissteigerung nicht gerechtfertigt.