Vegane Ernährung Discounter drücken Preise für Fleischersatz
Fleischersatzprodukte waren lange deutlich teuer als die Originalprodukte. Doch Discounter haben die Preise gesenkt und arbeiten außerdem daran, ihr Sortiment stark auszubauen.
Der Discounter Lidl hat umgeräumt: Vegane Produkte liegen jetzt beim üblichen Sortiment - und sie sind günstiger geworden. Der Discounter hat beinahe sein komplettes Sortiment veganer Eigenmarken preislich an vergleichbare tierische Produkte angepasst - bei einzelnen Produkten bedeutet das Preissenkungen um bis zu 36 Prozent. Mehr als 100 Produkte unter der Eigenmarke "Vemondo" bietet Lidl an, dazu weitere 650 vegane Produkte unter anderen Markennamen.
Fleisch und pflanzliche Alternativen sollen die gleiche Chance haben, auf dem Teller zu landen. "So können wir neue Kunden generieren, die was Neues ausprobieren wollen", sagt Christoph Graf, Einkaufsleiter von Lidl. Als neue Zielgruppe hat der Discounter die sogenannten Flexitarier in Blick: Menschen, die nicht gänzlich, aber weitgehend auf Fleisch verzichten.
Nach den Preisänderungen bei Lidl ließ die Konkurrenz nicht lange auf sich warten. Auch bei Aldi finden seit Ende Oktober Kunden und Kundinnen reduzierte Preise pflanzlicher Produkte der Eigenmarke "My Vay". Aldi hat ein ähnlich großes Sortiment wie Lidl. Die Preisnachlässe betragen bis zu 20 Prozent. Auch Penny, die Discountermarke von Rewe, zog bei den Produkten ihrer Marke "Food for Future" nach.
Viele Menschen essen nur noch gelegentlich Fleisch
Für Karsten Kilian, Markenstratege und Dozent der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt, sind die Preissenkungen schlüssig: "Von zwei Prozent Veganern kann ein Discounter ja auch nicht leben." Die Gruppe der Flexitarier sei inzwischen auf 43 Prozent angewachsen. "Jede Menge Kundenpotenzial" sieht Kilian hier. Auch brächten die Preissenkungen Wachstum beim Umsatz mit dem übrigen Sortiment. "Wenn wir schon mal im Laden sind, machen wir schließlich auch den übrigen Einkauf dort."
Die neue Zielgruppe sitzt in Kilians Hörsaal. Studentin Sani ist seit fast zwei Jahren Veganerin. "Es war ein fließender Übergang von vegetarisch zu vegan", sagt sie. Auch Jana hat längst die veganen Alternativen entdeckt: "Nur noch beim Besuch zu Hause bei meinen Eltern esse ich Fleisch." Und Marco, der gerne Fleisch isst, sagt, dass ihn nur die Preise bislang abgeschreckt haben, mal Ersatzprodukte zu probieren.
Neugierde, Klima- und Tierschutz als Motivation
Es sind vor allem die zwischen 14- und 25-Jährigen, die zu den pflanzlichen Alternativen greifen, zeigt der Ernährungsreport 2023 der Bundesregierung. Und motiviert durch die Kinder und Jugendlichen zeigen sich auch viele Eltern offen für diese Ernährungsweise. Der Ernährungsreport zeigt auch, dass Menschen vor allem aus Neugierde zu den Fleischersatzprodukten greifen, nämlich 73 Prozent. Klima und Tierwohl sind für 63 Prozent der Käuferinnen und Käufer ein Argument.
Lidl will beim veganen Sortiment zweistellig wachsen. Im Frühjahr erhielt der Discounter von der Tierrechtsorganisation PETA den Vegan Food Award 2022 für seine vegane Eigenmarke "Vemondo" in der Kategorie "Bestes veganes Sortiment". Tobias Schalyo, Corporate Responsibility Manager bei PETA Deutschland, nennt die Preisanpassung jetzt ein "vorbildliches Umdenken, um vielen Menschen in Zeiten hoher Lebensmittelpreise den veganen und tierfreundlichen Einkauf zu ermöglichen".