Heizkosten Energiepreissprünge in der kalten Jahreszeit?
Im vergangenen Jahr sind die Heizkosten dem aktuellen Heizspiegel zufolge um bis zu 81 Prozent gestiegen. Nun warnt die Energiebranche vor neuen Preissteigerungen, sollte die Politik dem nicht entgegenwirken.
Die nächste Heizperiode naht - und damit wachsen die Sorgen der Verbraucherinnen und Verbraucher vor steigenden Energiekosten. Angefacht werden diese Ängste nun durch die Energiebranche, die vor neuen Preissprüngen in der Heizsaison 2023/2024 warnt.
Zwar hätten sich inzwischen die Preise stabilisiert, und das komme bei den Kundinnen und Kunden an, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), der Nachrichtenagentur dpa.
Das dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass aufgrund der geopolitischen Entwicklungen erhöhte Risiken bestehen. "Eine vorschnelle Rücknahme der Entlastungen könnte dazu führen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher mitten in der Heizsaison von neuen Preissprüngen getroffen werden", so Andreae.
Ein Jahr nach dem "Doppelwums"
Vor fast genau einem Jahr, am 29. September 2022, hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) einen "Abwehrschirm" zum Dämpfen der stark gestiegenen Energiepreise angekündigt - mit einem Volumen von bis zu 200 Milliarden Euro. Zum einen ging es um eine staatliche Stützung der Energieversorgung, zum anderen um Energiepreisbremsen. "Man kann sagen, das ist hier ein Doppelwumms", sagte Scholz damals.
Die beschlossenen Preisbremsen für Strom (40 Cent je Kilowattstunde) und Gas (zwölf Cent je Kilowattstunde) wirken für das gesamte Jahr 2023. Allerdings ist eine Verlängerung laut Gesetz möglich. Mehrere Regierungsmitglieder, darunter Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), haben sich bereits dafür ausgesprochen.
Energiepreisbremsen - wie lange noch?
Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen plädiert dafür, sämtliche Preisbremsen bis Ostern 2024 zu verlängern, um Privathaushalte im kommenden Winter vor weiteren Preissteigerungen zu schützen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sprach sich mit der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung sogar dafür aus, die Strompreisbremse bis maximal 2030 zu verlängern.
Tatsächlich zeigt ein Blick in den heute veröffentlichten Heizspiegel: Selbst das deutlich wärmere Wetter im Winter und die Soforthilfe im Dezember hatten den Heizkostenanstieg im vergangenen Jahr nur geringfügig abmildern können. So musste 2022 ein durchschnittlicher Haushalt im Mehrfamilienhaus (70-Quadratmeter-Wohnung) fürs Heizen mit Gas 1.475 Euro bezahlen - 80 Prozent mehr als im Vorjahr.
Auch die Heizkosten für Holzpellets (plus 81 Prozent), Wärmepumpe (plus 50 Prozent) und Heizöl (plus 48 Prozent) waren deutlich gestiegen. Einzig Fernwärme verteuerte sich mit einem Anstieg um fünf Prozent nur leicht.
Heizspiegel: Heizen 2023 wieder etwas günstiger
Für das laufende Jahr erwartet co2online leicht niedrigere Heizkosten, weil die Energiepreise wieder sinken. So soll Heizen mit Gas um elf Prozent günstiger werden, die Kosten fürs Heizen mit Holzpellets (minus 17 Prozent), Heizöl (minus19 Prozent) und Wärmepumpe (minus 20 Prozent) sollen ebenfalls sinken. Lediglich für Fernwärme werden Kunden 2023 voraussichtlich mehr bezahlen müssen (plus zehn Prozent).
Der Heizspiegel wird von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online veröffentlicht. Er informiert Verbraucher seit 2004 über Sparpotenziale rund ums Heizen und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Partner des Heizspiegels ist der Deutsche Mieterbund e. V.