Umfrage der Verbraucherzentrale Graninis Orangensaft ist "Mogelpackung des Jahres"
Saft steht drauf, aber weniger Saft ist drin - der "Trinkgenuss Orange" von Granini ist die Mogelpackung des Jahres. Neben dem Getränk landeten vier weitere Produkte im Negativ-Ranking der Verbraucherzentrale Hamburg.
Der Saft "Granini Trinkgenuss Orange" wurde von Verbraucherinnen und Verbrauchern zur "Mogelpackung des Jahres" gewählt. Der Grund: Der Anteil an Orangensaft ist in dem Getränk zwar deutlich reduziert worden, der Preis aber gleich geblieben.
Im Frühjahr des vergangenen Jahres hatte der Hersteller die Rezeptur verändert. Die Menge des Orangensaftes pro Flasche wurde halbiert und durch Zuckerwasser ersetzt. Für die Käufer des Saftes ist das auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Das Etikett der Flasche sei nahezu unverändert, ein Hinweis auf die neue Zusammensetzung der Zutaten fehle. Lediglich die Angabe "100 Prozent Fruchtsaft" fehle auf der Banderole, hieß es von der Verbraucherzentrale Hamburg. Sie hatte in einer Online-Umfrage zur Suche nach der größten Mogelei aufgerufen. Mehr als 32.000 Teilnehmende stimmten über fünf nominierte Handelsprodukte ab.
"Die Verbraucherinnen und Verbraucher haben Eckes-Granini zu Recht einen Denkzettel verpasst. Der Anbieter hat seinen hundertprozentigen Orangensaft gestreckt und auch noch versucht, dies zu vertuschen", äußerte sich Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg zum Platz eins unter den Mogelpackungen.
Der Preis für Orangensaftkonzentrat ist in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Laut Verbraucherzentrale eine Folge von Ernteausfällen durch den Klimawandel und einer Pflanzenkrankheit bei Orangenbäumen. Es sei nachvollziehbar, dass Unternehmen versuchten, die dadurch gestiegenen Kosten an Verbraucherinnen und Verbraucher weiterzugeben, so Valet. Doch schrumpfende Füllmengen und der Verzicht auf wertvolle Zutaten seien der falsche Weg. "Statt Shrink- und Skimpflation brauchen wir mehr Preisklarheit und -wahrheit", forderte er.
Sinkt die Qualität eines Produkts bei gleichbleibendem Preis wird das als Skimpflation bezeichnet. "Skimp" bedeutet im Englischen soviel wie "knausern" oder "einsparen".
Weniger drin bei gleichem Preis
Auf Platz zwei landete in der Umfrage ein Tomaten-Gewürzsalz der Marke Lebensbaum. Der Inhalt pro Packung wurde von 150 auf 80 Gramm gesenkt, der Preis um einen Euro erhöht. Das sei eine Preiserhöhung von 150 Prozent, kritisierte die Verbraucherzentrale. Zusätzlich täusche die große Verpackung mehr Inhalt vor.
Im Negativ-Ranking folgt das Eis "Cremissimo Bourbon Vanille" von Unilever. Auch hier: eine kleinere Packung von nur noch 900 statt 1300 Millilitern Inhalt bei gleichbleibendem Preis. Laut der Verbraucherzentrale eine versteckte Preissteigerung um 44 Prozent. Im vergangenen Sommer hatte Unilever die kleinere Verpackung mit der steigenden Nachfrage bei Verbraucherinnen und Verbrauchern begründet. Die Preise seien im gesamten Produktsortiment angepasst worden, hieß es von dem Konzern. Grund seien Rezepturverbesserungen und die Verwendung nachhaltiger Rohstoffe.
Neuer Look, aber kein neuer Inhalt
Auf Platz vier und fünf wählten die Teilnehmenden der Umfrage eine Duschcreme von Dove und Waffelblättchen von der Aldi-Eigenmarke Biscotto.
Bei der Duschcreme handelt es sich laut Verbraucherzentrale auf den ersten Blick um eine neues, höherwertiges Produkt. Die Inhaltsstoffe blieben verglichen mit der alten Pflegedusche aber "fast identisch". Das Produkt entpuppe sich daher als "alter Wein in neuen Schläuchen" und koste bei geringerer Füllmenge mehr als zuvor.
Auch hier ist Unilever der Hersteller. Von seiner Seite hieß es, das Unternehmen nehme Rückmeldungen zu Produkten "sehr ernst". Die Duschcreme sei Teil einer neuen "Premium-Produktreihe", die sich durch eine "patentierte Formulierung" und eine "innovative Flaschenform" auszeichne. Das Produkt hebe sich "klar von der vorherigen" Pflegedusche ab.
Für die Biscotto-Waffelblättchen zahlen Kundinnen und Kunden noch immer genauso viel, auch wenn die Größe der Verpackung laut Verbraucherzentrale halbiert wurde. Aldi erklärte den Schritt gegenüber der Nachrichtenagentur AFP mit "exorbitant" gestiegenen Kakaopreisen. Die Waffelblättchen bestehen demnach zu 82 Prozent aus Schokolade. Daher sei Aldi gezwungen gewesen, die Preise anzupassen. Die Packungsgröße habe das Unternehmen eigenen Angaben nach "sichtbar verkleinert".
Insgesamt waren laut Verbraucherschutzzentrale im vergangenen Jahr 67 Produkte von versteckten Preiserhöhungen betroffen - und damit weniger als im Vorjahr. 2023 waren es 104 Produkte gewesen. Die durchschnittliche Preiserhöhung allerdings sei deutlich höher ausgefallen: 2023 betrug sie 23,5 Prozent, im vergangenen Jahr 31,5 Prozent.