Selbstbedienung im Supermarkt REWE will mehr Märkte mit SB-Kassen ausstatten
Immer mehr Kunden in Supermärkten scannen ihre Lebensmittel selbst. REWE will deshalb die Zahl ihrer sogenannten Self-Checkout-Kassensysteme ausweiten. Außerdem steigt die Beliebtheit der Eigenmarken.
Kürzere Schlangen an den Kassen, Einsparungen beim Personal und womöglich weniger Flächenbedarf gelten als Vorteile von Selbstbedienungskassen (SB-Kassen). In immer mehr Supermärkten können Kundinnen und Kunden ihre Artikel selbst scannen. REWE will künftig noch mehr moderne Kassen in seine Filialen bringen.
"Bis Ende des Jahres wollen wir die Zahl der Supermärkte, die damit ausgestattet sind, von knapp über 1.000 auf 1.800 erhöhen. Dann gibt es in knapp der Hälfte unserer Geschäfte SB-Kassen. In den nächsten Jahren werden das sicher noch mehr werden", sagte REWE-Chef Lionel Souque der Nachrichtenagentur dpa. Die Kassen ohne Personal liefen gut und würden von einem Viertel der Kunden genutzt.
Mehr als 5.000 Geschäfte mit SB-Kassen
Im November 2023 gab es dem Handelsforschungsinstitut EHI zufolge mehr als 5.000 Geschäfte in Deutschland, die ihren Kundinnen und Kunden die Möglichkeit bieten, den Scan- und Bezahlvorgang in unterschiedlichen Varianten selbst durchzuführen. Zum Vergleich: 2015 waren es gerade mal 320. Allein in den Jahren 2021 bis 2023 ist die Zahl der Geschäfte, die mobile oder stationäre Self-Checkout-Systeme anbieten, von 2.310 auf 5.010 gestiegen - ein Plus von 117 Prozent.
Laut der EHI-Studie begünstigt vor allem der Fachkräftemangel im Handel mit einem anhaltenden Bedarf an qualifiziertem Kassenpersonal das Self-Checkout-Angebot vieler Händler. Besonders verbreitet seien stationäre SB-Kassen im Lebensmitteleinzelhandel (60 Prozent) und in Drogeriemärkten sowie Bau- und Handwerkermärkten (jeweils 15 Prozent).
"Die gute Kundenakzeptanz von Self-Checkout- und teilweise auch Self-Scanning-Systemen wird sicherlich dazu führen, dass in naher Zukunft weitere Unternehmen ihrer Kundschaft diesen Service anbieten werden", erklärte Frank Horst vom EHI. Er prognostiziert, dass in zehn Jahren etwa jeder dritte Supermarkt über Selbstbedienungskassen verfügen wird. Am häufigsten zu finden sind sie bislang bei REWE und Edeka, wo zum Jahresende mehr als 750 Märkte entsprechend ausgestattet waren.
Kein Arbeitsplatzabbau geplant
REWE-Chef Souque sieht bei den Self-Checkout-Systemen vor allem einen Vorteil: "Die Kassen sparen Zeit. Niemand hat Lust auf Warteschlangen im Supermarkt." Normale Kassen mit Kassierer soll es bei REWE dennoch weiterhin geben, ihre Zahl jedoch reduziert werden. "Es geht uns dabei nicht darum, Arbeitsplätze abzubauen, sondern es geht darum, unseren Mitarbeitenden mehr Zeit für das Wesentliche zu geben: Kontakt zu Kunden und Regalpflege", so Souque.
Eigenmarken werden beliebter
Verbraucherinnen und Verbraucher greifen derweil beim Einkaufen seit einiger Zeit verstärkt zu den günstigeren Eigenmarken des Handels, wie aus einer aktuellen Umfrage des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH hervorgeht. Knapp 80 Prozent haben es demnach in den vergangenen Jahren häufig oder gelegentlich erlebt, dass gewünschte Produkte zeitweise nicht verfügbar gewesen sind. Besonders oft war dies der Fall bei Obst und Gemüse, Milchprodukten, Getreideerzeugnissen und Hygieneartikeln. Die meisten Kunden haben daraufhin alternative Produkte im selben Geschäft gekauft oder den Laden gewechselt.
Infolge der Engpässe sind die Eigenmarken in den Fokus gerückt und häufiger ausprobiert worden. Auch die Inflation habe dazu geführt, sagt Souque. "Sie haben gemerkt, dass Qualität und Preis gut sind und bleiben den Produkten nun treu." REWE erweiterte daher sein Eigenmarkenangebot. "Unsere Preiseinstiegsmarke "Ja" haben wir von 600 auf mehr als 1.200 Artikel ausgebaut", sagt der REWE-Chef. Ein durchschnittlicher Markt hat nach Angaben des Unternehmens rund 15.000 Artikel im Sortiment, rund ein Drittel davon sind Eigenmarken. Deren Umsatzanteil sei zuletzt stärker gewachsen als derjenige von den Herstellermarken, so Souque.