Höhere Prämien erwartet Versicherungen fürs Auto werden teurer
Die Versicherungsbranche dreht 2023 kräftig an der Preisschraube. Viele Autoversicherer werden ihre Preise erhöhen. Auch die private Krankenversicherung und die Wohngebäudeversicherung dürften teurer werden.
Die hohen Inflationsraten gehen auch an der deutschen Versicherungsbranche nicht spurlos vorüber. So führen etwa steigende Ersatzteilpreise und Werkstattkosten zu einem höheren Schadenaufwand, sagte der Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Norbert Rollinger, mit Blick auf den Automarkt.
Spürbares Beitragsplus in der Kfz-Versicherung
Für die Verbraucher heißt das: Es wird teurer. Die deutsche Versicherungsbranche erwartet für 2023 Preiserhöhungen beim Kfz-Schutz. Hier rechne man mit einem spürbaren Beitragsplus, betonte Rollinger. Schon zum Jahreswechsel dürften viele Kfz-Versicherer die Prämien erhöht haben. Marktführer HUK-Coburg hatte bereits signalisiert, die Beiträge für 2023 anzuheben.
Damit kommen die Versicherer auch einem Wunsch der zuständigen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) nach. BaFin-Exekutivdirektor Frank Grund hatte gemahnt, die Versicherer bräuchten wegen der Inflation Puffer bei Kapital und Liquidität.
Wohngebäudeversicherungen wohl 16 Prozent teurer
Über alle Versicherungsarten hinweg geht der GDV für das laufende Jahr von einem Beitragswachstum von rund drei Prozent aus. In der Schaden- und Unfallversicherung dürften die Beiträge um sechs Prozent und in der privaten Krankenversicherung um 3,5 Prozent steigen.
Auch die Prämien für Wohngebäudeversicherungen dürften anziehen, lassen hier doch steigende Material- und Handwerkerkosten auch die Versicherungsleistungen steigen. "Selbst bei einer Abkühlung der Baukonjunktur rechnen wir unter dem Strich hier mit einem Beitragsplus von 16 Prozent", sagte Rollinger.
Stabile Beiträge für Lebensversicherungen
Unsicherheiten ergeben sich für die Branche vor allem bei den Lebensversicherungen, hier rechnet der GDV im Schnitt mit stabilen Beiträgen. Zwar werde diese Art der Altersvorsorge für viele Menschen aufgrund der steigenden Zinsen wieder attraktiver.
Gleichzeitig führten "die durch die Inflation gestiegenen Lebenshaltungskosten dazu, dass viele Menschen weniger Geld in ihre Altersvorsorge investieren", sagte Rollinger. So war etwa das Neugeschäft in der Riester-Rente um 60 Prozent eingebrochen.
GDV legt Reformkonzept für Riester-Rente vor
Vor diesem Hintergrund stellte der Verband zudem sein Konzept für eine Reform der privaten Altersvorsorge vor. "Wir sind immer noch der Meinung, dass Riester reformierbar ist", betonte der GDV-Präsident. "Aber wir haben auch das Angebot für einen Neustart im Gepäck: die Bürgerrente." Nach dem Vorschlag würde der Staat jeden eingezahlten Euro der Versicherten bis zu einer Obergrenze mit einem Zuschuss von 50 Cent fördern.
Anders als bei der Riesterrente spare eine hohe Standardisierung bei der Bürgerrente aufwendige Bürokratie ein. "Und natürlich könnten die Produkte auch digital vertrieben werden", sagte Rollinger. Ein auf 80 Prozent abgesenktes Garantieniveau würde eine höhere Rendite ermöglichen als die Riester-Rente.
Kritik von Finanzwende an GDV-Rente
Die Nichtregierungsorganisation Finanzwende reagierte kritisch auf die GDV-Vorschläge. "Mit der GDV-Rente liefern die Versicherer eine Lösung für sich, aber nicht für die Bürger", sagte Finanzwende-Expertin Britta Langenberg.
Das Kernproblem der Kunden - viel zu hohe Kosten - werde nicht wirklich angegangen. Die Versicherer wollten künftig "noch mehr Steuergeld in die eigenen Kassen lenken". Die Ampel-Regierung plant laut Koalitionsvertrag eine Reform der privaten Altersvorsorge.