Ausweitung der Abgas-Affäre VW-Aktie bricht erneut ein
Zuletzt schien es, also könnte sich die VW-Aktie ein wenig erholen. Nachdem der Autobauer nun aber Unregelmäßigkeiten bei CO2-Tests einräumen musste, ist die Aktie erneut um fast zehn Prozent eingebrochen. Auch in den USA nimmt der Druck auf VW weiter zu.
Nach der jüngsten Ausweitung des VW-Skandals ist die Aktie der Konzerns stark eingebrochen. An der Frankfurter Börse fielen die Papiere um rund zehn Prozent. VW hatte gestern Abend eingeräumt, dass auch die CO2-Werte bei rund 800.000 Fahrzeugen höher liegen als angegeben.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel deutete die eingestandenen Mängel als Beweis für den Aufklärungswillen des Konzerns. Was aufgedeckt wurde, habe VW selbst ermittelt, sagte der SPD-Vorsitzende. "Das ist ein Beweis dafür, dass sie es ernst meinen." Er glaube nach wie vor nicht, dass der Skandal das Image von "Made in Germany" dauerhaft beschädigen werde.
"Herr Dobrindt muss jetzt endlich mal in Gang kommen"
Die Grünen sehen die Bundesregierung dagegen in der Pflicht. "Wir fordern Verkehrsminister Dobrindt auf, endlich einen konkreten Plan auf den Tisch zu legen, wie er sich vorstellt, dass die Branche in den kommenden Jahren nicht gegen die Wand fährt", erklärte Fraktionsvize Oliver Krischer.
"Angesichts der Dimension des Skandals und dem damit verbundenen Schaden für die gesamte deutsche Automobilbranche reicht es nicht mehr aus, Aufklärung als Show zu simulieren." Die Manipulationen bei VW hätten ganz offensichtlich System gehabt, erklärte Krischer. Dobrindt müsse daher "endlich klare politische Regeln und Kontrollen durchsetzen, um die Branche vor sich selbst zu schützen".
Die Grünen-Obfrau im Verkehrsausschuss, Valerie Wilms, forderte im ARD-Morgenmagazin entsprechende rechtliche Grundlagen für das Kraftfahrtbundesamt. "Herr Dobrindt muss jetzt endlich mal in Gang kommen." Außerdem forderte sie eine europäische Zulassungsbehörde.
Auch Unregelmäßigkeiten bei CO2-Werten
Volkswagen hatte am Abend mitgeteilt, dass es bei der Bestimmung des CO2-Wertes zu "nicht erklärbaren Werten" gekommen sei, teilte der Konzern mit. Davon könnten nach derzeitigen Erkenntnisstand rund 800.000 Fahrzeuge betroffen sein.
Bislang ging es in dem Skandal immer um Stickoxid (NOX) - diesmal um den Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxid (CO2) und damit um den Spritverbrauch. Zudem sind erstmals nicht nur Dieselautos betroffen, sondern auch Benziner.
Weiter Streit um EPA-Vorwürfe
Angesichts der Vorwürfe gegen Volkswagen aus den USA forderte die Spitze das Repräsentantenhauses in Washington weitere Informationen von VW-US-Chef Michael Horn. Abgeordneten schickten einen Brief an Horn, in dem sie um zusätzliche Details und Dokumente zu Abschalteinrichtungen, sogenannten "defeat devices", bitten. Diese spielen bei Abgastests eine wichtige Rolle.
Am Montag hatte die US-Umweltbehörde EPA neue Vorwürfe gegen VW erhoben. Demnach soll Volkswagen auch die Abgastests von Drei-Liter-Dieselmotoren geschönt haben. Der deutsche Autobauer habe große Geländewagen der Modellreihen 2014 bis 2016 mit Manipulationssoftware versehen, teilte die EPA mit. Der Brief wurde parteienübergreifend aufgesetzt. Horn wird darin eine Antwortfrist bis zum 16. November gegeben. Diese Vorwürfe der EPA hatte der Wolfsburger Autobauer allerdings zurückgewiesen und erklärt, es seien keine Abgaswerte in unzulässiger Weise verändert worden.
Porsche stoppt Cayenne-Verkauf in Nordamerika
Als Reaktion auf die jüngsten US-Vorwürfe setzt Porsche den Verkauf von Dieselmodellen des Geländewagens Cayenne in Nordamerika aus. Dabei handele es sich um eine freiwillige Maßnahme, betonte die Luxustochter des Volkswagen-Konzerns in einer Erklärung. Betroffen seien Fahrzeuge der Modelljahre 2014 bis 2016. Besitzer der Modelle könnten ihre Wagen weiter wie bisher fahren.
Und noch mehr schlechte Nachrichten kommen aus den USA für VW: Neben der Umweltbehörde, die in dem Abgas-Skandal ermittelt, hat nun auch noch die Verkehrsaufsicht die Wolfsburger ins Visier genommen.