Internationale Schifffahrt Klimaneutral bis 2050 "oder kurz danach"
Schweröl oder Marinediesel - viele Schiffe verbrennen noch immer fossile Energie. Nun hat sich die UN-Schifffahrtsorganisation auf neue Klimaziele verständigt. Bis etwa 2050 will man die Weltmeere klimaneutral befahren.
Die Weltschifffahrtsorganisation IMO hat sich auf strengere Klimaschutzvorgaben verständigt. Die Treibhausgasemissionen sollen "unter Berücksichtigung der unterschiedlichen nationalen Gegebenheiten bis zum Jahr 2050 oder kurz danach" auf Null sinken.
Die 175 Mitgliedsstaaten vereinbarten auch Zwischenziele für die internationale Schifffahrt. Bis 2030 sollen die Emissionen im Vergleich mit 2008 um mindestens 20 Prozent, bis 2040 dann um mindestens 70 Prozent sinken.
Reedereien schon zuvor mit freiwilliger Selbstverpflichtung
Bislang sahen die IMO-Richtlinien bis 2050 nur eine Halbierung des Ausstoßes von Treibhausgasen wie Kohlendioxid im Vergleich zu 2008 vor. Vollständige Klimaneutralität - sprich wie und wann spätestens Schiffe ohne jegliche Emission von Treibhausgasen über die Weltmeere fahren sollen - wurde bisher auf die lange Bank geschoben. So sollte sie nur "so bald wie möglich in diesem Jahrhundert" erreicht werden.
Die Schifffahrtsindustrie hatte sich schon länger für eine Verschärfung des Ziels eingesetzt. Das hatten einige Entwicklungsländer und mineralölproduzierende Staaten jedoch bisher blockiert. Der deutsche Werftenverband VSM hatte der IMO daher einmal vorgeworfen, sie sei beim Klimaschutz "auf Schleichfahrt".
Einzelne Reedereien und Unternehmen hatten sich bereits zuvor eigene Ziele gesetzt, die ambitionierter sind als IMO-Ziele. So wollen die wichtige dänische Containerreederei Maersk und die Kreuzfahrtreederei Aida Cruises bereits 2040, die deutsche Hapag-Lloyd bis 2045 klimaneutral arbeiten.
"Historischer Tag für die Schifffahrt"
Der Hauptgeschäftsführer des Reederverbandes VDR, Martin Kröger, sprach dennoch von einem "historischen Tag für die Schifffahrt". Die IMO-Regulierung sei etwas anderes als eine freiwillige Selbstverpflichtung. Weil Reedereien und Schiffbauer weltweit operieren, sind international einheitliche Regeln nötig - auch um gleiche Wettbewerbsbedingungen innerhalb der Branche zu schaffen.
Einigen Umweltschutzorganisationen geht der IMO-Beschluss aber nicht weit genug. Damit werde der Temperaturanstieg nicht unter den international angestrebten 1,5 Grad Celsius bleiben, sagte John Maggs, Präsident der Organisation Clean Shipping Coalition.
Rund 90 Prozent des globalen Warenhandels werden per Schiff abgewickelt. Die oft riesigen Containerschiffe fahren überwiegend mit Schweröl oder Marinediesel und einige auch mit flüssigem Erdgas LNG. Das sind allesamt fossile Energieträger, bei deren Einsatz CO2 ausgestoßen wird. Damit gehen etwa drei Prozent des globalen CO2-Ausstoßes auf das Konto der internationalen Schifffahrt.
Batteriegetriebene Fähren und Frachter mit grünem Methanol
Bei Antrieben und Kraftstoffen für die Schifffahrt der Zukunft werden derweil verschiedene Lösungen diskutiert. Ein wichtiger Faktor wird sein, ob der Kraftstoff überall in ausreichenden Mengen verfügbar ist. Zudem spielen Gewicht und Platzbedarf eine Rolle.
Batterien - wie sie im Autoverkehr schon gängig sind - kommen im Schiffsverkehr nur auf kleinen Strecken infrage. Die Reederei Scandlines will beispielsweise bald eine batteriegetriebene Fähre zwischen Deutschland und Dänemark einsetzen.
Für lange Strecken sind vor allem Ammoniak und Methanol im Gespräch. "In der Container- und Passagierschifffahrt ist Ammoniak im Augenblick kein Thema - die Sicherheitsbedenken sind einfach noch zu groß", heißt es bei Hapag-Lloyd. Derzeit dürfte die Reise eher in Richtung Methanol gehen. So hat Maersk schon mehrere Frachter bestellt, die mit grünem Methanol fahren sollen. Der erste soll in diesem Jahr als Feederschiff auf der Ostsee in Dienst gehen.